Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Kein nachhaltiger Aufschwung

05.11.09 12:41 Uhr

Kein nachhaltiger Aufschwung | finanzen.net

Normalerweise schauen die Anleger in die Zukunft, Daten aus der Vergangenheit verursachen eher ein Schulterzucken.

Trotzdem machten die Börsen einen Freudensprung, als am vergangenen Donnerstag für die US-Wirtschaft ein Wachstum im dritten Quartal von 3,5 Prozent gemeldet wurde. Haben die Daten etwa Signale für einen dauerhaften Aufschwung enthalten, die die positive Kursreaktion erklären könnten? Ein genauer Blick zeigt, dass eher das Gegenteil der Fall ist.

Wachstumssprünge gab es hauptsächlich in zwei Bereichen. Bei den Ausgaben für dauerhafte Anlagegüter ging es im Quartalsvergleich um 22,3 Prozent (annualisiert) aufwärts, beim privaten Wohnungsbau um 23,4 Prozent. Getragen wurden diese Sprünge von der Abwrackprämie, die inzwischen ausgelaufen ist, sowie dem Steuernachlass für Erstkäufer von Häusern in Höhe von 8.000 Dollar. Diese Subvention soll im November beendet werden. Zusammen trugen die beiden Bereiche 1,54 Prozent zum Wachstum in Q3 bei. Rechnet man dann noch den Aufbau von Vorräten (+0,94 Prozent) und die höheren staatlichen Ausgaben (+0,48 Prozent) heraus, bleibt von dem beträchtlichen Plus von 3,5 Prozent kaum etwa übrig.

Die Erholung im dritten Quartal beruht also nicht auf einem soliden Aufwärtstrend bei den Konsumausgaben (dem mit rund 70 Prozent mit Abstand wichtigsten Block im US-BIP). Ein solcher Trend ist in Anbetracht der massiven Verschuldung auch nicht zu erwarten. Das BIP-Plus basiert fast ausschließlich auf staatlichen Stützungsmaßnahmen, die bereits beendet sind oder nicht mehr lange laufen, sowie Einmaleffekten wie dem Auffüllen von Lägern. Ohne diese Maßnahmen und Sondereffekte wäre die US-Wirtschaft in ihrem tiefen Loch stecken geblieben – und das trotz Zinsen auf Nullniveau. Ein nachhaltiger Aufschwung bahnt sich nicht an. Der Freudensprung wurde entsprechend schon am Freitag wieder abverkauft.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur des „Global Performance“. Der Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. Weitere Informationen unter www.globalperformance.de.Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.