Lernen Sie, mit der Schuldenkrise zu leben!

Am Freitag starteten die Aktienmärkte kaum verändert. Warum wir diese Nichtigkeit erwähnen?
Weil am Abend zuvor der mit Hochspannung erwartete EU-Krisengipfel zu Ende gegangen war. Zum zweiten Mal hatten die europäischen Staatschefs ein „Rettungspaket“ für Griechenland beschlossen, diesmal inklusive Teilentschuldung.
Ist das jetzt die endgültige Lösung der Schuldenkrise? Natürlich nicht. Wie bei den Krisengipfeln zuvor haben die Politiker lediglich Zeit erkauft. Auf einen großen Befreiungsschlag, der die Schuldenkrise abschließend löst, sollten Sie besser nicht hoffen. Stellen Sie sich auf ein Durchwursteln von Krisengipfel zu Krisengipfel ein.
Die Coolness der Anleger am Freitag werten wir so, dass dies schon jetzt geschieht. Auch die Wahrnehmung breiter Bevölkerungsschichten ändert sich nach mehr als einem Jahr Griechenlandkrise. Empfehlungen, sich mit Sachwerten abzusichern, sind mittlerweile auch in Mainstream-Medien zu finden. „Bild“ titelte am Mittwoch: „Wo finde ich heute in Deutschland noch Gold?“ Tageszeitungen raten, „unsichere Staatsanleihen“ zu verkaufen und stattdessen in Anleihen solider Konzerne umzuschichten. Coca-Cola statt USA!
Doch während Mainstream-Medien Ängste schüren, reagieren Börsianer zunehmend abgeklärt. Sie haben sich an die Vorstellung gewöhnt, dass selbst ein Staatsbankrott in nächster Zeit nicht mehr ausgeschlossen ist. So könnte schon mittelfristig das passieren, was Sie auch nach den Terroranschlägen vom 11.9.2001 beobachten konnten: Irgendwann, oft sogar überraschend schnell, lernen Börsianer mit einer neuen Bedrohung zu leben. Deshalb haben, so zynisch das auch scheint, „Wiederholungen“ dieses „exogenen Schocks“, wie z. B. die Terroranschläge von Madrid 2004 oder London 2005, wegen des Gewöhnungseffekts nur noch geringe Auswirkungen auf die Aktienkurse.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.