Würgt die EZB die Aktienrally ab?

Am Donnerstag wird die Europäische Zentralbank höchstwahrscheinlich die Leitzinsen anheben.
Die Phase extrem niedriger Zinssätze, die nach der Pleite von Lehman Brothers im Herbst 2008 eingeläutet worden war, geht damit zu Ende. Die Marktakteure sind vorbereitet, deuteten die Währungshüter ihre Absichten doch schon vor Wochen an. Die kürzlich veröffentlichte Inflationsrate von 2,6% ist ebenso wie die konjunkturelle Erholung Wasser auf die Mühlen der „Falken“, die eine Normalisierung des Zinsniveaus fordern.
Mehr als der Zinsschritt selbst wird Anleger daher interessieren, ob die Notenbanker um Jean-Claude Trichet in ihrer Erklärung konkret eine zweite Zinserhöhung oder andere Maßnahmen zur Straffung der noch immer recht lockeren Geldpolitik ankündigen. In diesem Fall könnten die Aktienmärkte doch nervöser reagieren.
Langfristig sollten Anleger die Bedeutung steigender Leitzinsen dennoch nicht unterschätzen, in einem so stark liquiditätsgetriebenen Umfeld wie dem derzeitigen allemal. In der Vergangenheit steckten die Aktienmärkte eine erste Zinserhöhung meist problemlos weg, die zweite und dritte aber oft schon nicht mehr. Beispielsweise konnte die erste Zinserhöhung der EZB im November 1999 den DAX nicht stoppen, kurz nach der zweiten und kurz vor der dritten Erhöhung im Frühjahr 2000 war dann aber Schluss mit der New-Economy-Party und die Aktienkurse stürzten ins Bodenlose. Ähnlich brachial würgte die Deutsche Bundesbank 1969 und 1972 Rallys durch mehrere Zinserhöhungen ab.
Allerdings war der Zusammenhang zwischen steigenden Leitzinsen und fallenden Aktienkursen seit 2001 phasenweise aufgelöst. Deshalb müssen Sie den Aktienmarkt ab Donnerstag nicht überstürzt verlassen. Mit einem Auge auf die Zinsen und die Liquiditätsversorgung zu achten, schadet Ihrem Depot aber ganz gewiss nicht!
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.