Wincor-Aktie bricht nach kassierter Jahresprognose ein

Wegen schwierigeren Geschäften in Schwellenländern rechnet der Hersteller von Geldautomaten und Kassensystemen nur noch mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau. Marktbeobachter reagieren enttäuscht, für die Aktie ging es deutlich abwärts. Wincor-Papiere brachen am Montag bis zur Schlussglocke am MDAX-Ende um 4,52 Prozent auf 37,96 Euro ein. Das Tagestief hatte allerdings bei deutlich niedrigeren 35,255 Euro, dem tiefsten Stand seit Dezember 2012, gelegen. Zuvor hatte sich die Wincor-Nixdorf-Aktie seit dem Hoch am 28. Februar von 58,07 Euro bis zum vergangenen Freitag bereits um fast ein Drittel verbilligt.

Der MDAX-Konzern konzentriert sich besonders auf das Geschäft in Schwellenländern. Angesichts der bis vor einiger Zeit rosigen Aussichten dort hatte sich Wincor Nixdorf für dieses Jahr auch einiges vorgenommen. Da sich aber das Wachstum in einigen Ländern abschwächt und zudem der Währungsverfall belastet, muss das Unternehmen die Prognose senken.

Den Umsatz sieht Wincor Nixdorf nun nur noch auf dem Niveau des Vorjahres, als 2,465 Milliarden Euro erlöst worden waren. Das operative Ergebnis EBITA soll zwar nach wie vor um 17 Prozent auf 155 Millionen Euro zulegen. Allerdings ist darin nun ein Verkauf eines Gebäudes der ehemaligen Fertigung in Singapur enthalten.

Enttäuschend lief es für die Ostwestfalen auch im dritten Quartal. Sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis verfehlte Wincor Nixdorf die Erwartungen klar. Der Umsatz lag mit 573 Millionen Euro knapp unter dem Wert des Vorjahres, Analysten hatten mit einem Anstieg auf 604 Millionen Euro gerechnet. Beim EBITA erzielte Wincor nur einen Wert von 23 Millionen nach 26 Millionen Euro. Hier hatten die Experten 34 Millionen Euro erwartet.

"Für mich ist es vor allem der EBITA-Ausblick, der die Investoren verärgert", so Adrian Pehl, Analyst bei der equinet Bank. Wincor hatte diesen am Morgen nur mit Hilfe eines kleinen Kniffs bestätigen können. Um den Planwert von 155 Millionen Euro in diesem Geschäftsjahr doch noch zu erreichen, rechnete das Unternehmen einen Einmalertrag aus dem Verkauf eines Produktionsgebäudes in Singapur dazu.

"Besser wäre es gewesen, auch das EBITA zu senken", sagt Pehl. Damit hätte Wincor eine klare Trennung zwischen Einmalertrag und fortlaufendem Geschäft vollzogen. Den veranschlagten Verkaufspreis haben die Paderborner offiziell nicht genannt. Die Commerzbank kalkuliert indes mit 15 Millionen Euro, womit die EBITA-Prognose de facto um 10 Prozent gekappt werden würde.

Nach der heftigen Enttäuschung am Morgen müssen die Analysten jetzt ihre Hausaufgaben machen und ihre Schätzungen anpassen. Die Richtung ist klar: Hauck & Aufhäuser hat bereits das Kursziel auf 51 von zuvor 62 Euro eingedampft. Equinet (bislang Buy mit Kursziel 53 Euro) und die DZ-Bank (bislang Buy und fairer Wert 53 Euro) haben ihre Einstufung zunächst auf "Under Review" gesetzt. Weitere Banken dürften folgen.

Schwierig dürfte es für Wincor Nixdorf werden, das verlorene Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Derzeit spricht wohl nur ein Argument für die Aktie. Auf dem aktuell gedrückten Kursniveau, so hat die Commerzbank errechnet, liegt die erwartete Dividendenrendite bei ordentlichen 4 Prozent.

DJG/kla/sha Dow Jones Newswires