von Ralf Ferken
Wie werden sich die Staatsschulden
auf die Börsen auswirken? Sind
Aktien jetzt attraktiver als Anleihen? Dies
und vieles andere rund um Geldanlagen
fragen sich zurzeit Bankoder
Honorarberater, die
„Finanzberater des Jahres“
werden wollen.
Bereits zum siebten Mal
richtet unsere Schwesterpublikation
€uro den
renommiertesten Wettbewerb
für die Branche in
Deutschland aus. Eine
Chance auf den Titel
haben nur jene Teilnehmer,
die theoretisches Wissen nachweisen
und ihren Börsenverstand in profitable
Investments umsetzen können.
Jürgen Stengel aus Meßstetten von der
Schwäbischen Alb nimmt schon zum dritten
Mal teil. Im Vorjahr fehlte dem Finanzplaner
der Beratungsfirma FinancialArchitects
die Zeit, um alle Fragen im
Wissensteil des €uro-Contests zu beantworten.
„Diesmal will ich dranbleiben“,
sagt er 42-Jährige.
Im anderen Teil des €uro-Wettbewerbs,
dem Depottest, setzt Stengel auf zwei
gleich gewichtete Strategien: Die defensive
deckt er mit einem Absolute-Return-
Fonds und einen Corporate-Bond-ETF ab.
Für den offensiven Part hält er mit dem
JPM Latin America und dem Nestor Australien
zwei Aktienfonds. „Viele Staaten
schieben die Konjunktur auf Teufel komm
raus an“, erklärt Stengel. „Von der steigenden
Liquidität sollten Aktien und Rohstoffe
kurzfristig profitieren.“
Aber wenn
die Charttechnik fallende Kurse signalisiert,
will er die Aktienquote senken.
Mit Blick auf die kommenden Jahre ist
Stengel besorgt, weil die Staaten immer
mehr Mittel einsetzen müssen, um Wachstum
zu erzeugen. Er fürchtet deshalb
einen „Crack-up Boom“. Der
Begriff stammt vom Ökonomen
Ludwig von Mises
(1881–1973). Dessen Theorie:
Durch immer massivere
Staatseingriffe gerät die
Geldentwertung außer Kontrolle.
Die Folge wäre eine
Anlegerflucht in Sachwerte,
bis es eine große Enteignung
– etwa in Form einer Währungsreform
– gibt.
Doch das ist Zukunftsmusik. Der Wettbewerb
zum Finanzberater des Jahres
endet am 15. Dezember 2010. Diesen Termin
hat auch Timo Werder, Privatkundenbetreuer
der Volksbank Freiberg und
Umgebung, im Blick. Der 34-Jährige, erstmals
Contest-Teilnehmer, rangiert beim
Depottest auf Platz 6. Werder
investiert zweigleisig: Eine Handvoll
Fonds möchte er bis Mitte Dezember halten
– etwa den risikoreichen Aktienfonds
Carlson India und den Wandelanleihen-
Fonds Credit Suisse BF Convert Europe.
Daneben nutzt er kurzfristige Trends.
„Mit einem Short-ETF habe ich zu Beginn
des Wettbewerbs einen schönen Gewinn
erzielt“, freut sich der Volksbanker. Inzwischen
setzt er aber auf steigende Aktien –
mit einem LevDAX- ETF, der die tägliche
DAX-Entwicklung doppelt nachvollzieht.
„Ich reduziere dessen Anteil jedoch, um
stärker in Schwellenländer-Bonds anzulegen.“Am €uro-Contest gefällt Werder,
dass er Rendite und Risiko im Auge behalten
muss. Das sei praxisnah.