Deutsche China-AGs im Zwielicht

von Sabine Gusbeth, Euro am Sonntag

Höchste Zeit! Denn die Ungereimtheiten bei börsennotierten deutschen China-­Firmen nehmen zu. Bei den Aktionären schrillen bereits alle Alarmglocken.
Jüngster Höhepunkt: Nach Powerland und Ming Le Sports verschob nun auch Kinghero die Veröffentlichung der Zahlen für 2012. Doch nicht nur das. BankM, die Kinghero im August 2008 an die Börse gebracht hatte, teilte lapidar mit: „Da das Unternehmen die vorläufigen Zahlen noch nicht veröffentlicht hat und nach unserer Einschätzung in naher Zukunft keine zuverlässigen Informationen bereitstellen wird, setzen wir unsere Coverage und Bewertung aus.“

Wie bitte? Die Bank, die Kinghero wohl am besten kennt, weiß nicht, was da los ist? Und sagt das auch noch öffentlich? Roger Becker, verantwortlich für das BankM-­Research verweist auf rechtliche Aspekte. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, wundert sich ein Insider. Er vermutet, dass sich Kinghero und die Bank „verkracht“ haben. Becker bestreitet dies. Der Kurs der Kinghero-Aktie jedenfalls brach am Donnerstag zeitweise um über 40 Prozent ein.

Weder in der Pressestelle noch bei BankM scheint man die Gründe für die verschobene Vorlage der 2012er-Zahlen zu kennen. Daher lässt sich nur spekulieren, was wirklich bei Kinghero los ist. Und darüber, warum BankM durch ihre Mitteilung in Kauf nahm, dass der Kurs abstürzte. Gab es Streit zwischen Kinghero und BankM? Wenn ja, worüber? Wer hat Interesse an einem heruntergeprügelten Börsenkurs? Plant Kinghero gar den Börsenrückzug?

In den USA haben sich 2012 einige börsennotierte chinesische Unternehmen delisten lassen, unter anderem weil die Aktienkurse deutlich hinter ihren Erwartungen zurückblieben. Letzteres trifft auch auf fast alle deutschen China-AGs zu.
Nach Informationen von €uro am Sonntag befindet sich ein Team der BankM derzeit in China, um ausgewählten Investoren ein Engagement in deutschen China-Aktien schmackhaft zu machen. Unser Rat:
Lassen Sie die Finger davon!