Conergy im Check: Vorsicht Solaraktien!

Der erneute Hype beim stark angeschlagenen Solarzellen-Spezialisten Conergy zeigt nur eins: Das Papier ist in Händen von Zockern. Wir raten zur Vorsicht!
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Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand. Das ist eine jener alten Weisheiten, deren zweiter Teil sich zumindest an der Börse immer wieder bestätigt. Meine Grundregel lautet daher: Investiere nie in ein Unternehmen, dessen Schicksal von einem Gerichtsurteil abhängt. Genau das ist aber bei Conergy der Fall: Nur wenn das New Yorker Bezirksgericht den gigantischen Silizium-Liefervertrag mit MEMC für nichtig erklären sollte, hat Conergy eine realistische Chance wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen.
Der Vertrag umfasst Abnahmeverpflichtungen für Silizium im Wert von vier Milliarden US-Dollar zu sehr hohen Silizium-Preisen. Inzwischen ist der Preis des Rohstoffes zur Herstellung von Solarzellen aber massiv gefallen. Wahrscheinlich ist, dass sich die beiden Parteien außergerichtlich einigen. Denn geht Conergy Pleite ist MEMC damit auch nicht geholfen, weil dann ebenfalls hohe Abschreibungen drohen.
Produktion vor dem Aus?
Das große Problem für Conergy und letztlich für die gesamte Solarindustrie in Deutschland ist aber ein anderes. Ich zitiere mal in Auszügen einen Brancheninsider, der mir direkt von der PV Taiwan Solarmesse berichtet: „Der gesamte EU-Solarprojektmarkt wird bereits in Kürze von den Chinesen „nebenbei“ beliefert werden (weil dort extrem hohe Kapazitäten aufgebaut werden). Die Preise werden dabei so niedrig sein, dass kein Anbieter, der in Deutschland produziert, mehr konkurrenzfähig sein kann, ohne selbst in China zu produzieren.
Die Maschinenbauer für den Solarsektor werden ebenfalls ganz oder zumindest teilweise in China produzieren müssen.“ So deutlich wie aktuell wurde das bisher auch von Insidern nicht mal unter vorgehaltener Hand kommuniziert. Das Fazit meiner Quelle: „Die goldenen Solartage in Europa scheinen gezählt. Wie bei Halbleitern wird alles und jeder in Asien landen.“ Die deutschen Hersteller versuchen zwar bereits immer mehr den Fokus auf das Projektgeschäft zu legen, aber der Restrukturierungsprozess dürfte schmerzhaft werden, einige Anbieter auf der Strecke bleiben.
Mein Fazit:
Conergy ist mit einer Marktkapitalisierung von 350 Millionen Euro trotz gelungener Refinanzierung viel zu hoch bewertet. Auch im kommenden Jahr dürfte Conergy noch rote Zahlen schreiben. Meiden!
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.