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Interview

Droht dem DAX wegen der Unsicherheit nach der Wahl nun doch ein Rückschlag, Herr Halver?

25.09.17 17:09 Uhr

Droht dem DAX wegen der Unsicherheit nach der Wahl nun doch ein Rückschlag, Herr Halver? | finanzen.net

Der Chef-Stratege der Baader Bank, Robert Halver, sieht die künftige Bundesregierung in der Pflicht, die richtigen Schlüsse aus dem Wahldesaster für die etablierten Parteien zu ziehen.

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Wenn die neue Regierung den Bürgern eine "Perspektive in Forme von Arbeitsplätzen" biete, werde das Lager der Protestwähler am rechten Rand abschmelzen, sagte Halver. Wie der Markt-Experte die Entwicklung an den Finanzmärkten sieht, wo er den DAX zum Jahresende erwartet.

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Herr Halver, die große Koalition aus Union und SPD hat bei der Bundestagswahl gestern ein Desaster erlebt, die AfD triumphiert und zieht als drittstärkste Partei ins Parlament ein. Wie überrascht sind Sie vom Ausgang dieser Wahl?

Robert Halver: Man musste nach den Umfragen damit rechnen, obwohl die Stärke der AfD und die Schwäche der Union durchaus überraschend sind. Ein Sechs-Parteien-Parlament hat es in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.

Wie erklären Sie sich den Absturz von Union und Sozialdemokraten. War die GroKo wirklich so schlecht?

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Große Koalitionen haben immer die Folgen, dass sie abgestraft werden und die kleineren Parteien und auch die Ränder größer werden. Es fehlt eben die klare und starke Opposition. Und sicherlich hat die GroKo in puncto Reformen trotz ihrer potenziellen Machtfülle deutlich weniger erreicht als Rot-Grün unter Schröder. Die letzten vier Jahre waren Verwaltungs- und nicht Visionsjahre. Perspektiven wurden nicht geschaffen. Die Wähler fühlten sich nicht mitgenommen. Und das haben sie abgewählt.

Der große Gewinner der Bundestagswahl ist die rechte AfD. In der Wirtschaft ist das Entsetzen über den Wahlerfolg der Alternative für Deutschland groß. Die AfD "schadet unserem Land", sagte gestern etwa Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer. Teilen Sie diese Sorge?

Mit der AfD hat Deutschland jetzt die gleiche politische Situation, die andere europäische Länder schon länger haben. Sorgen sind dann nicht angebracht, wenn die neue Bundesregierung ihre Aufgabe ernst nimmt. Man muss die Zukunftsängste der Menschen abbauen und ihnen eine Perspektive in Form vor allem von Arbeitsplätzen bietet. Dann wird sich auch wieder die Abschwächung der politischen Ränder einstellen, aber auch nur dann.

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Die SPD will keine Gespräche über eine mögliche, weitere Regierungsbeteiligung führen und in die Opposition gehen. Damit deutet derzeit vieles darauf hin, dass wir künftig von einer Koalition aus Union, FDP und Grünen regiert werden. Wie schwierig wird es für die Union, mit der FDP und den Grünen ein Bündnis zu schmieden?

Politisch ist es verständlich, dass die SPD in keine neue GroKo gehen will. Sie hat Angst, 2021 noch stärker zu verlieren. Jamaika klingt niedlich, hat aber mit "Peace" wenig zu tun. Das erste Mal seit den 50er-Jahren gibt es eventuell eine Bundesregierung aus drei Fraktionen mit vier Parteien. Diese stehen sich inhaltlich teilweise diametral gegenüber. In der Europa-Politik will die FDP im Gegensatz zur CDU wohl strikt auf die alten Stabilitätskriterien setzen. Und zwischen CSU und Grünen liegen Welten. Man darf auch nicht vergessen, dass die CSU im nächsten Jahr eine Landtagswahl in Bayern zu bestreiten hat.

Sie muss die absolute Mehrheit wieder erreichen, ansonsten wird sie politisch dramatisch an Einfluss auch in Berlin verlieren. Ihre absolute Mehrheit ist systemrelevant. Und da sie jetzt bei der Bundestagswahl dramatisch verloren hat, wird sie zur Erreichung der absoluten Mehrheit auf Konfrontationskurs mit FDP und vor allem den Grünen gehen wollen. Diese vier Parteien zusammenzubringen wird eine Herkulesaufgabe. Einen Sack Mücken zu hüten ist einfacher.

Welche wirtschaftspolitischen Themen muss eine mögliche neue Regierung jetzt am drängendsten anpacken?

Ganz einfach: Wie soll der Wirtschaftsstandort Deutschland gerettet werden? Wie können wir die Digitalisierung nicht nur gut überleben, sondern auch ganz vorne mit dabei sein. Es geht um Arbeitsplatzsicherheit, eine gute soziale Vision. Leider hat sich die GroKo hier in den letzten vier Jahren nicht mit Ruhm bekleckert. Es fehlte in einer globalen, wettbewerbsfähigen Welt der Reformeifer. Das muss nachgeholt werden, ist aber mit vier Parteien alles andere als einfach...

Lesen Sie das vollständige Interview auf BÖRSE ONLINE unter http://www.boerse-online.de/nachrichten/aktien/Droht-dem-Dax-wegen-der-Unsicherheit-nach-der-Wahl-nun-doch-ein-Rueckschlag-Herr-Halver-1002513660

Bildquellen: Robert Halver