Deutschland: Internationale Krisen dämpfen weiter Konsumklima

Weiter sinkender Konjunkturoptimismus vor dem Hintergrund zahlreicher internationaler Krisen haben der deutschen Konsumstimmung erneut einen deutlichen Dämpfer versetzt.
Der vom Forschungsunternehmen GfK für Oktober erhobene Indikator für das Konsumklima sei von 8,6 Punkten im September auf 8,3 Punkte gefallen, teilte das Institut am Mittwoch in Nürnberg mit. Dies ist der niedrigste Wert seit Februar. Volkswirte hatten mit einem Rückgang gerechnet, aber nur auf 8,5 Punkte.
Die lange anhaltende Hochstimmung unter den deutschen Verbrauchern schlage zunehmend in Verunsicherung um. "Trotzdem bewegt sich das Konsumklima weiterhin auf hohem Niveau", betonte GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl. Die Experten befragten für ihre jüngste monatliche Umfrage rund 2000 Verbraucher. Noch im Juli hatte das GfK-Konsumklima bei 8,9 Punkten den höchsten Wert seit Ende 2006 erreicht.
VERBRAUCHER ZÖGERN BEI GRÖSSEREN AUSGABEN
Inzwischen zögerten Verbraucher auch stärker mit größeren Ausgaben, erklärten die Experten. Auch im Nachbarland Frankreich seien die Käufer bei größeren Anschaffungen etwas zurückhaltender, insgesamt blieb die Konsumlaune aber stabil, wie aus den Zahlen der nationalen Statistikbehörde Insee für September hervorgeht. In Frankreich schwächelt die Wirtschaft deutlich stärker als in Deutschland.
Die GfK-Studie zeigt, dass die Verbraucher in Deutschland bei den Konjunkturaussichten erneut pessimistischer eingestellt sind. Viele Haushalte rechneten inzwischen nicht nur mit einer Konjunkturflaute. Sie stellten sich für die nächste Zeit auch auf ein geringeres Einkommen ein. Vor allem beim Kauf von Möbeln und Unterhaltungselektronik gebe es eine etwas stärkere Kaufzurückhaltung als im zweiten Quartal, berichtete Bürkl. Schon länger geplante Autokäufe würden hingegen nur wenige Verbraucher aufschieben.
INTERNATIONALE KRISEN BELASTEN
Die GfK-Experten führen die Zurückhaltung vor allem auf die "angespannte geopolitische Lage" zurück. Die Krisen und Kriege im Nahen und Mittleren Osten sowie der anhaltende Konflikt in der Ost-Ukraine verunsicherten viele Verbraucher. Die Käufer befürchteten, dass die Folgen der Krisen über kurz oder lang auch die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland überschatten könnten. "Die Verbraucher sehen eine ganze Reihe von Krisenherden, darunter auch die Ebola-Epidemie in Afrika, die ebenfalls psychologisch für eine Verunsicherung bei den Verbrauchern sorgt", erklärt Bürkl.
Die Einkommenserwartung der Verbraucher in Deutschland fiel im fast gleichen Umfang wie die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen - nämlich um knapp 7 Punkte. Der Wert für die Einkommenserwartung sackte auf 43,4 Punkte, die Anschaffungsneigung liegt nun bei 42,5 Punkten.
PSYCHOLOGIE SPIELE EINE GROSSE ROLLE
Bürkl verwies auch auf die weitere Verschlechterung des Ifo-Geschäftsklimas. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer war im September bereits den fünften Monat in Folge gesunken - auf den niedrigsten Stand seit knapp anderthalb Jahren. "Auch die Unternehmen glauben nicht mehr an ein kräftiges Wachstum in der zweiten Jahreshälfte."
Konsumforscher Bürkl warnte allerdings vor einer Überbewertung dieser Entwicklung. Vor allem die Psychologie spiele eine große Rolle. Denn objektiv betrachtet hätten die Verbraucher dank der guten Tarifabschlüsse in diesem Jahr sogar mehr Geld in der Tasche als im Vorjahr. Grundsätzlich bewege sich die Verbraucherstimmung weiter auf einem hohen Niveau, gab Bürkl zu bedenken. "Es besteht zwar eine gewisse Verunsicherung. Aber die Verbraucher sind deshalb in keinen Konsumstreik getreten."
KONSUM BLEIBT KONJUNKTURSTÜTZE
Trotz der leicht eingetrübten Konsumlaune bleiben die deutschen Verbraucher nach GfK-Einschätzung vorerst eine wichtige Konjunkturstütze. "Wir gehen trotz der schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen davon aus, dass der private Konsum in diesem Jahr um 1,5 Prozent wachsen wird", sagte Bürkl der Nachrichtenagentur dpa. Die Jahresprognose von 1,5 Prozent sei weiterhin "realistisch und erreichbar". Die aktuelle Entwicklung sei in seinen Augen mehr eine Delle als eine Trendwende.
Am Devisenmarkt reagierte der Euro (Dollarkurs) nur für kurze Zeit auf die enttäuschenden GfK-Daten. Kurz nach Veröffentlichung der Kennzahlen fiel die Gemeinschaftswährung auf ein Tagestief bei 1,2728 US-Dollar, konnte sich dann aber schnell wieder auf zuletzt 1,2743 Dollar erholen. Die Kurse deutscher Anleihen legten etwas zu./kts/bbi/DP/jkr
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