Schaeffler: Spannende Turnaround-Story
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175 Mio. Euro Free Cash Flow statt erwarteter 110 Mio. Euro – und das nach einem Minus von 364 Mio. Euro im Vorjahresquartal: Schaeffler überrascht mit starken Q3-Zahlen und hebt die Jahresprognose kräftig an.
Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler hat eine bemerkenswerte Prognoseanpassung vorgenommen und damit die Markterwartungen deutlich übertroffen. Die vorgelegten vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal signalisieren eine operative Wende, die an der Börse für Erleichterung sorgen dürfte.
Das Unternehmen hat allen Grund zur Zuversicht: Während der Marktkonsens noch mit einem leichten Umsatzrückgang von 0,5 Prozent rechnete, legte Schaeffler währungsbereinigt um 1,3 Prozent zu. Doch die eigentliche Überraschung kommt aus einer anderen Ecke - beim Free Cash Flow vor Sondereffekten gelang dem Konzern ein spektakulärer Turnaround.
Mit 175 Mio. Euro im dritten Quartal hat Schaeffler nicht nur die Analystenerwartungen von 110 Mio. Euro deutlich übertroffen, sondern auch eine beeindruckende Kehrtwende gegenüber dem Vorjahresquartal geschafft, als noch ein negativer Cashflow von 364 Mio. Euro zu Buche stand. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, als sie in einem herausfordernden Marktumfeld gelang, das durch anhaltende Unsicherheiten in der Automobilindustrie geprägt ist.
Auch bei der operativen Marge zeigt sich Schaeffler robust: Die EBIT-Marge vor Sondereffekten verbesserte sich auf 4,5 Prozent nach 3,5 Prozent im Vorjahresquartal. Damit liegt der Konzern nicht nur über dem Vorjahr, sondern auch über der Konsensschätzung von 4,1 Prozent. Diese Verbesserung ist das Ergebnis aus konsequenten Effizienzsteigerungen und einem disziplinierten Kostenmanagement.
Besonders bemerkenswert ist die Performance der Division Bearings & Industrial Solutions, die so gut läuft, dass der Vorstand die Zielbandbreite für die EBIT-Marge für das Gesamtjahr 2025 von ursprünglich 5 bis 7 Prozent auf nun 6 bis 8 Prozent angehoben hat. Diese Sparte profitiert offenbar stärker als erwartet von der Industriekonjunktur und zeigt, dass Schaeffler auch abseits des Automotive-Geschäfts gut aufgestellt ist.
Die Konsequenz aus der starken Q3-Performance: Schaeffler hebt die Prognose für den bereinigten Free Cash Flow 2025 deutlich an – von minus 200 bis 0 Mio. Euro auf nun 0 bis 200 Mio. Euro. Das ist eine potenzielle Verbesserung um bis zu 400 Mio. Euro an den Rändern der Bandbreite. Die Gründe für diese Entwicklung liegen auf der Hand: Neben der verbesserten Profitabilität wirkt sich vor allem das strikte Working Capital Management positiv aus. Schaeffler hat offenbar Lagerbestände und Forderungen konsequent optimiert. Zudem fährt der Konzern eine zurückhaltende Investitionspolitik, die angesichts des unsicheren Marktumfelds nachvollziehbar erscheint.
Die vorgelegten Zahlen sind zweifellos ermutigend und zeigen, dass das Management die richtigen Stellschrauben dreht. Dennoch sollten Investoren einige Aspekte im Hinterkopf behalten: Erstens bleibt die Konzern-EBIT-Marge mit 3 bis 5 Prozent auf einem relativ niedrigen Niveau, was die strukturellen Herausforderungen in der Automotive-Zulieferbranche widerspiegelt. Der Transformationsdruck durch Elektromobilität und neue Wettbewerber bleibt bestehen.
Zweitens ist die zurückhaltende Investitionspolitik ein zweischneidiges Schwert: Sie verbessert zwar kurzfristig den Cashflow, könnte aber mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen, wenn wichtige Zukunftsinvestitionen aufgeschoben werden. Drittens deutet das währungsbereinigte Umsatzwachstum von nur 1,3 Prozent darauf hin, dass das organische Wachstum weiterhin verhalten ist. Die Branche kämpft mit Überkapazitäten und Preisdruck.
Unterm Strich liefert Schaeffler mit den Q3-Zahlen einen soliden Beleg dafür, dass die Restrukturierungsmaßnahmen greifen und das Management in der Lage ist, auch in schwierigem Fahrwasser profitabel zu navigieren. Die deutliche Verbesserung beim Free Cash Flow ist ein wichtiges Signal für die finanzielle Stabilität des Konzerns.
Für Anleger bleibt die Aktie damit eine Turnaround-Story mit Potenzial – allerdings auch mit Risiken, die sich aus dem strukturellen Wandel der Automobilindustrie ergeben. Die vollständigen Details wird Schaeffler am 4. November 2025 präsentieren. Dann wird es weitere Hinweise geben, ob die positive Entwicklung nachhaltig ist oder ob es sich um eine temporäre Erholung handelt.
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