Schleswig-Holstein wirft Autoindustrie Batterie-Desinteresse vor

21.12.25 17:11 Uhr

KIEL (dpa-AFX) - Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hat der deutschen Autoindustrie ein ungenügendes Interesse am Bau von Batteriefabriken im Inland sowie Kurzsichtigkeit vorgeworfen. "Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum das Interesse der Autoindustrie an einer Batterieproduktion in Deutschland nicht ausgeprägter ist", sagte der CDU-Politiker in einem Interview der "Welt".

Wer­bung

Desinteresse wirft kein gutes Licht auf deutsche Autoindustrie

Mit Blick auf das mögliche Scheitern des ehemaligen Northvolt-Projekts im schleswig-holsteinischen Heide sagte Günther, es werfe kein gutes Licht auf die großen deutschen Automobilkonzerne, dass sich dort erst nur ein schwedisches Unternehmen engagiert habe und sich jetzt noch eine US-Firma dafür interessiere.

"Man kann das Verbrenner-Aus in Europa vielleicht zeitlich strecken, aber der Elektromobilität gehört die Zukunft", sagte der CDU-Politiker. "Und wenn wir weiter eine führende Automobilindustrie in Deutschland haben wollen, dann wird das ohne Batterieproduktion nicht funktionieren."

Ursprünglich 3.000 Jobs in neuer Batteriefabrik geplant

Ursprünglich wollte Northvolt in der Region Dithmarschen eine Batteriefabrik mit rund 3.000 Arbeitsplätzen errichten, ist inzwischen aber insolvent. Deshalb verhandelt nun das US-Unternehmen Lyten mit dem Bund und dem Land Schleswig-Holstein über den Bau einer kleineren Produktionsstätte für Batterien am selben Ort.

Wer­bung

Allerdings gibt es derzeit erheblichen Streit zwischen Schleswig-Holstein und dem Bund. Der Landtag hat bereits einstimmig die restriktive Informationspolitik der Bundesregierung im Fall Northvolt missbilligt und juristische Schritte angedroht. Diese bekräftigte Günther nun noch einmal.

Günther: Landesregierung schließt juristische Schritte nicht aus

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) enthalte Informationen vor, "die für die nötige Entscheidung des Landtags über die Freigabe von weiteren gemeinsamen Kreditmitteln wichtig" seien, klagte Günther. "So wichtig, dass wir als Landesregierung juristische Schritte nicht ausschließen, um an diese Informationen zu kommen."

Anfang Dezember hatten Wirtschafts- und Finanzausschuss in vertraulicher Sitzung über die Verwendung noch verfügbarer Millionen aus einer Wandelanleihe zur Rettung der bislang nicht von der Insolvenz betroffenen deutschen Tochter beraten. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur stimmten die Koalitionsfraktionen CDU und Grüne einer Freigabe weiterer Mittel zu, die Oppositionsfraktionen SPD, FDP und SSW lehnten dies ab. Hintergrund ist der Versuch, noch verhandelte öffentliche Mittel zu retten.

Wer­bung

Northvolt hatte über Wandelanleihe rund 600 Millionen Euro erhalten

Northvolt hatte von der staatlichen Förderbank KfW für den geplanten Fabrikbau bei Heide über eine Wandelanleihe rund 600 Millionen Euro erhalten. Eine Wandelanleihe ist keine Förderung im eigentlichen Sinn. Sie ermöglicht es dem Empfänger, das Geld zu einem späteren Zeitpunkt beispielsweise in Unternehmensanteile umzuwandeln.

Bund und Land bürgten für die Wandelanleihe jeweils zur Hälfte. Davon sollen noch 264 Millionen Euro erhalten sein. Das übrige Geld wurde dort bereits verbaut oder beispielsweise für den Kauf von Maschinen und Land eingesetzt./klm/DP/he