Amazon-Aktie unter Druck: Fällt der Cloud-Pionier im KI-Rennen zurück?

An der Börse tritt Amazon im Jahr 2025 auf der Stelle. Investoren bemängeln eine fehlende KI-Strategie und unklare Wachstumsziele. Dennoch sehen Analysten eine Chance für einen Neuanfang.
• Amazon fällt an der Börse zurück und ist schwächster Wert unter den Big Techs
• Anleger kritisieren fehlende Klarheit über die KI-Strategie und Zukunft der Cloud-Sparte AWS
• Analysten sehen Wachstumspotenzial durch KI-Kooperation mit Anthropic
Lange galt Amazon als Vorreiter im Cloudgeschäft. Doch 2025 verliert der Konzern an Boden. Die Amazon-Aktie hat sich seit Jahresbeginn kaum bewegt, während andere Tech-Werte wie NVIDIA und Microsoft teilweise deutlich zulegen konnten. Viele Investoren stellen sich inzwischen die Frage, ob Amazon im Rennen um die Zukunftstechnologie künstliche Intelligenz ins Hintertreffen geraten ist.
Vom Cloud-König zum Sorgenkind der Big Tech
Analyst Jordan Klein von Mizuho erklärte gegenüber MarketWatch, bei Anlegern mache sich eine zunehmende Frustration über das Fehlen einer klaren KI-Roadmap breit. Auch Amazon-CEO Andy Jassy ließ eine präzise Prognose für das künftige Wachstum der Cloud-Sparte auf der Q2-Konferenz vermissen.
Die fehlende Strategie schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Während die Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS) im zweiten Quartal 2025 um 17,5 Prozent wuchs und damit nur die Erwartungen der Analysten traf, legte die Konkurrenz wie Google Cloud um 32 Prozent und Microsofts Azure-Geschäft sogar um 39 Prozent zu.
Strukturelle Bremse löst Verunsicherung bei Investoren aus
Aus einem Bericht von Barchart geht hervor, dass sich die Unsicherheit über Amazons Cloud- und KI-Strategie im Aktienkurs widerspiegelt. Während andere Mitglieder der sogenannten "Magnificent Seven" wie Microsoft und Alphabet zulegen, tritt Amazon weiter auf der Stelle. Richard Windsor, Gründer von Radio Free Mobile, führt dies vor allem auf den zunehmenden Wettbewerb im Cloud-Markt zurück. Microsoft profitiere stark von seiner engen Partnerschaft mit OpenAI, während Amazon noch mit Lieferengpässen bei Chips und Energie kämpfe.
Auch CEO Andy Jassy sprach zuletzt offen über diese Probleme. Er erklärte, dass der Zugang zu Rechenleistung, Chips und Serverkomponenten derzeit die größten Hürden für AWS seien. Diese Engpässe könnten laut MarketWatch noch mehrere Quartale anhalten, bevor sich das Wachstum wieder beschleunigt. Für viele Investoren bedeutet das: Abwarten und beobachten, wie Amazon auf diese Herausforderungen reagiert.
KI-Partnerschaft mit Anthropic als Hoffnungsschimmer?
Trotz der schwachen Zwischenbilanz sehen einige Analysten eine Chance in der aktuellen Lage. Laut TipRanks bleibt Goldman Sachs optimistisch und hob das Kursziel erst kürzlich von 240,00 auf 275,00 US-Dollar an. Top-Analyst Eric Sheridan bezeichnete Amazon als "Preferred Large Cap" unter den großen Technologiewerten.
So erwartet der Analyst, dass AWS im zweiten Halbjahr 2025 und im Jahr 2026 um mehr als 20 Prozent zulegen kann. Hier knüpft auch Wells-Fargo-Analyst Ken Gawrelski an: Laut MarketWatch rechne er mit einem deutlichen Umsatzwachstum von AWS ab 2026, angetrieben von der Partnerschaft mit dem KI-Unternehmen Anthropic.
Zwischen Flaute und Neuanfang
Amazon steht 2025 vor einem Wendepunkt. Während Wettbewerber ihre KI-Initiativen ausbauen, kämpft der E-Commerce- und Cloud-Riese mit strukturellen Engpässen und einer verunsicherten Anlegerbasis. Ob sich Amazons Investitionen in künstliche Intelligenz und Infrastruktur tatsächlich auszahlen, dürfte sich im kommenden Jahr zeigen. Bis dahin bleibt der Konzern im Fokus - und Anleger warten auf das Signal zur Trendwende.
Redaktion finanzen.net
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