Hot Stock der Wall Street: Popular Inc

von Tim Schäfer, New York

Die mittelständische Finanzgruppe Popular Inc. hat angekündigt, 900 Millionen Dollar frische Mittel per Kapitalmaßnahme einzusammeln. Mit dem Geld sollen pleite gegangene Konkurrenten von der Aufsichtsbehörde Federal Deposit Insurance Corp (FDIC) übernommen werden. Seinen Sitz hat der Konzern in Puerto Rico. Derzeit beläuft sich der Börsenwert auf lediglich 2,4 Milliarden Dollar. Damit billigt die Wall Street Puerto Ricos größter Bank mit seinen 1,4 Millionen Kunden lediglich den Buchwert zu.

Vorstandschef Richard Carrion legte in der Krise wie der gesamte Sektor rote Zahlen vor. Im vergangenen Jahr fiel bei einem Umsatz von 2,4 Milliarden Dollar ein saftiger Verlust von 574 Millionen Dollar an. Seit sieben Quartalen in Folge meldet das Unternehmen nun schon Verluste. Jedoch ist die Bank deutlich stärker als seine Konkurrenten, die Bilanz konnte die Abschreibungen gut verkraften. Nun erwägt Carrison, seine Technologietochter Evertec in einer „strategischen Transaktion“ zu verkaufen, um sein Finanzpolster weiter zu erhöhen. Ein Deal könnte ihm bis zu einer Milliarde Dollar zusätzlich einspielen. In Puerto Rico gelten drei Banken als angeschlagen. Wenn die FDIC die Institute schließt, gilt Popular als ein heißer Interessent mit guten Chancen für einen Zuschlag. Aus diesem Grund füllt derzeit Carrison wie besessen seine Kriegskasse. Gelingt ihm eine Akquisition, könnte er seine führende Position weiter ausbauen.

Adam Barkstrom vom Brokerhaus Sterne, Agee & Leach hob angesichts der aggressiven Expansionspläne die Aktie von „Halten“ auf „Kaufen“ herauf. Das Kursziel schraubte der Analyst von 3,00 auf 4,50 Dollar. Weitere Analysten äußerten sich ebenfalls positiv zu dem Wert. Aktuell notiert der Nasdaq-Titel bei 3,80 Dollar. Zwar geht Barkstrom noch im laufenden Jahr von einem Verlust je Aktie von 17 Cent aus. Doch im kommenden Jahr rechnet er mit dem Turnaround und einem Gewinn 18 Cent je Anteilsschein. Auf den ersten Blick beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis ambitionierte 25. Jede Menge Phantasie steckt freilich in der geplanten Einkaufstour. Neben Puerto Rico, wo das Institut 177 Banco-Popular-Filialen betreibt, hat der Konzern in den USA, in Lateinamerika und der Karibik Fuß gefasst. Selbst in New York gibt es Niederlassungen.

Vergangenen Juli markierte die Aktie ihren Tiefpunkt bei rund einem Dollar. Seither hat sich der Kurs mehr als vervierfacht. Der Höchstkurs lag bei knapp 30 Dollar im Dezember 2004. Mein Rat: An schwachen Tagen bietet sich noch immer ein Einstieg an. Obwohl der Titel eine beeindruckende Rallye unter hohen Börsenumsätzen hingelegt hat, erscheint das Papier nicht zu teuer. Schließlich taxiert die Aktie lediglich zum Eigenkapital. Zu den größten Aktionären zählen der Vermögensverwalter Wellington Management mit einem Anteil von knapp 17 Prozent und die Investmentfondsgesellschaft Vanguard, die über neun Prozent des Grundkapitals hält.

Tim Schäfer ist Journalist und schreibt seit 1998 über Börse, Aktien und Unternehmen. Seit 2006 lebt der studierte Diplom-Betriebswirt und DVFA-Aktienanalyst in New York und berichtet von dort über die Geschehnisse an der Wall Street, unter anderem für Euro am Sonntag. Bekannt ist Schäfer für seine Berichterstattungen über kleine Nebenwerte.