Verteidigungsausgaben auf dem Vormarsch - die lukrativste Branche im Jahr 2026

Die NATO rüstet auf. Davon profitieren nicht nur die großen und bekannten Rüstungskonzerne, auch Unternehmen aus dem Mittelstand eröffnet sich womöglich ein sehr lukrativer Zusatzmarkt.
Zeitenwende. Nach Jahren der Abrüstung hat das Verteidigungsbündnis NATO eine Kehrtwende vollzogen. Bis zum Jahr 2035 soll jedes Mitgliedsland fünf Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung oder der Verteidigung dienliche Projekte ausgeben. Neben militärischem Gerät ist davon vor allem auch die Infrastruktur betroffen, Brücken und Straßen müssen für den Transport von schwerem Gerät modernisiert werden. Das Fünf-Prozent-Ziel mag nicht allen Menschen gefallen, doch der Angriff Russlands auf die Ukraine zeigt deutlich: die Friedensphase in Europa nach dem zweiten Weltkrieg ist endgültig vorbei.
Ausgaben für Verteidigung steigen massiv
Für Deutschland bedeutet die "Zeitenwende", dass in Zukunft jährlich über 230 Milliarden Euro für die Verteidigung aufgewendet werden müssen - wenn man das heimische Bruttoinlandsprodukt von 2024 zugrunde legt, das sich auf knapp 4,7 Billionen Euro belaufen hat. Zum Vergleich: Im Jahr 2020, also noch vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine, belief sich der Etat im Bundeshaushalt für die Bundeswehr auf rund 46 Milliarden Euro. Etwas weniger als die Hälfte davon, nämlich rund 20 Milliarden Euro, mussten davon für Personalausgaben aufgewendet werden, also für den Sold der Soldaten. Die Personalkosten werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, zumal mittelfristig deutlich mehr Soldaten bereitstehen müssen; aber der Spielraum für Ausgaben für militärisches Gerät erhöht sich durch die Anhebung der Gesamtausgaben deutlich.
Verteidigung wird zu einem Zusatzmarkt für Unternehmen
Davon profitieren auf Unternehmensseite natürlich erst einmal die großen und bekannten Rüstungskonzerne, von denen einige auch an der Börse sind. Daneben gibt es jedoch zahlreiche kleinere Unternehmen, die häufig im Mittelstand angesiedelt sind und mit ihren Produkten als wichtige Zulieferer für die Rüstungsindustrie gelten. Das sind meist auch Unternehmen, die bislang nicht im Verteidigungsbereich tätig waren, deren Produkte aber für militärisches Gerät gut eingesetzt werden können. Motoren und Drehkränze, bislang eingebaut in Traktoren und Bagger, finden nun Verwendung in gepanzerten Fahrzeugen, optische Geräte und Sensoren, bislang verwendet in der Medizin und Telekommunikation, werden nun Bestandteil von Zielerfassungssystemen. Für einige Unternehmen dürfte die Verteidigung zu einem sehr lukrativen Zusatzmarkt werden.
Wie lukrativ, zeigt ein kurzer Blick auf den Markt für militärische Drohnen. Dieser hatte 2024 eine Umsatzgröße von rund 16 Milliarden Dollar weltweit, für 2030 rechnen Beobachter mit einer Größe von bis zu 50 Milliarden Dollar. Dabei müssen militärische Drohnen nicht bewaffnet sein. Mit hochsensiblen Kameras ausgestattet, die aus der zivilen Welt stammen, dienen viele zur Aufklärung und Zielidentifikation. Die Unternehmen, die diese Drohnen herstellen, sind nicht zwingend in der Produktion von Militärtechnik beheimatet. Zudem, auch viele kleinere NATO-Länder verfügen hier über interessante Ressourcen - also Unternehmen, die ursprünglich zu ganz anderen Zwecken gegründet wurden als zur Herstellung von Militärgeräten.
Verteidigung - eine Frage der persönlichen Einschätzung
Wie bereits erwähnt, Militärtechnologie muss man nicht lieben. Auch am Aktienmarkt wurde dieses Thema längere Zeit gemieden. Es gibt einige Verwaltungshäuser, die zum Beispiel Investitionen in Unternehmen, die für das Militär produzieren, ausschließen und dabei auf die ESG-Kriterien hinweisen - also auf Anforderungen an Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.
von Dr. Markus C. Zschaber, Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln, www.zschaber.de
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