US-Notenbanksitzung im Mai - keine Notwendigkeit für eine Anpassung der Geldpolitik

05.05.25 09:09 Uhr

Die Federal Reserve befindet sich weiter­hin in einem Dilemma. Einerseits war die Inflation zuletzt niedriger als erwartet, anderer­seits steigen die Inflations­erwar­tungen bereits, da die wahr­schein­lichen Aus­wirkungen der Zölle von den Ver­brauchern anti­zipiert werden. Zudem bleiben wichtige Input-Parameter wie die endgültige Höhe der Zölle oder die künftige Fiskal­politik unklar. Angesichts dieser Unsicher­heiten könnte es für die US-Notenbanker tatsächlich angebracht sein, zunächst die Daten sprechen zu lassen, bevor sie reagieren. Ein voreiliges Handeln bei derart hoher Unsicherheit birgt das Risiko, entweder die Inflation anzuheizen oder die Nachfrage unnötig zu dämpfen. Wir erwarten daher keine wesentliche Änderung der Geldpolitik auf der FOMC-Sitzung im Mai.

Allerdings könnten die US-Notenbanker weniger Zuversicht hinsichtlich der konjunkturellen Dynamik signalisieren. In der Presseerklärung dürfte auf ein „moderateres“ Wachstum hingewiesen werden, wobei die Betonung auf einem „soliden“ Arbeitsmarkt liegen dürfte. Insgesamt erwarten wir, dass sie einen etwas falkenhaften Ton anschlagen werden, allerdings eher in Richtung einer längeren Zinspause als einer möglichen Zinserhöhung. Mittelfristig dürfte das Hauptaugenmerk weiterhin auf der Inflation liegen und darauf, ob es über die reine Verschiebung des Preisniveaus durch die Zölle hinaus zu Zweitrundeneffekten kommt. Solche Zweitrundeneffekte könnten durch Störungen der Lieferketten oder durch Verlagerung der Nachfrage auf begrenzte inländische Kapazitäten entstehen. Wir gehen davon aus, dass die Federal Reserve zumindest so lange abwarten wird, bis eine Verlangsamung der Konjunktur disinflationäre Erwartungen zulässt. Dies könnte im weiteren Jahresverlauf der Fall sein, weshalb wir weiterhin von bis zu drei Zinssenkungen der US-Notenbank in den kommenden zwölf Monaten ausgehen.

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