Der Zoll-Deal der EU: Auf welche Gewinner man jetzt setzen sollte

Das neue Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA, dass geradezu im Stil einer "Audienz" unter großem politischen Pomp im schottischen Turnberry verkündet wurde, markiert einen Wendepunkt in den transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen.
Während viele Beobachter noch über die geopolitischen Implikationen und die wirtschaftlichen Risiken für die europäische Industrie diskutieren, lohnt sich aber bereits jetzt ein differenzierter Blick auf die Investmentseite - denn zwei US-Branchen könnten zu den klaren Gewinnern zählen: Energie und Rüstung.
Der Kern des Deals: Die EU akzeptiert künftig pauschale Zölle in Höhe von 15 Prozent auf ihre Exporte in die USA, während die Abgaben auf amerikanische Produkte auf faktisch Null sinken sollen. Diese Asymmetrie sorgte zwar für Kritik bis hin zur Bezeichnung als "Unterwerfung". Doch letztlich zeigt sich hier doch nur, dass die Europäer offensichtlich die schlechtere Verhandlungsposition hatten. Darüber mag mancher klagen, schnelle Verbesserungen sind aber eher nicht in Sicht.
So gibt es eben neue Realitäten: Durch das EU-Abkommen verpflichten sich die Mitgliedsstaaten unter anderem, amerikanische Energieprodukte im Volumen von 750 Mrd. Dollar abzunehmen und weitere 600 Mrd. Dollar in die US-Wirtschaft zu investieren. Zwar sind viele dieser Zusagen (noch) nicht rechtlich bindend, doch sie senden ein starkes Signal in Richtung wirtschaftlicher Verflechtung - mit politisch erwünschten Effekten auf beiden Seiten des Atlantiks. US-Energiekonzerne gewinnen Planbarkeit und Marktzugang, während Rüstungsunternehmen von erleichterten Exportbedingungen profitieren, etwa bei Luftfahrttechnik oder militärischen Systemen. Genau hier setzen drei thematische ETFs an, die Anlegern einen direkten Zugang zu diesen geopolitisch noch relevanter gewordenen Sektoren ermöglichen.
Wer gezielt in Unternehmen investieren möchte, die sich auf die Förderung und Verarbeitung von Seltenen Erden und strategischen Metallen spezialisiert haben, findet im VanEck Rare Earth and Strategic Metals UCITS ETF (ISIN IE0002PG6CA6 / WKN A3CRL9) eine entsprechend fokussierte Lösung. Der ETF bildet den MVIS Global Rare Earth/Strategic Metals Index physisch ab und umfasst lediglich 21 Einzeltitel - darunter Branchengrößen wie China Northern Rare Earth, Albemarle und MP Materials. Die laufenden Kosten (TER) betragen 0,59 % p.a., das Fondsvolumen liegt bei 141 Mio. Euro. Seit Jahresbeginn steht eine Performance von +14,0 % zu Buche. Die hohe Spezialisierung geht allerdings mit deutlicher Volatilität einher (über 28 %).
Der SPDR S&P U.S. Energy Select Sector UCITS ETF (ISIN IE00BWBXM492 / WKN A14QB0) bildet große US-Energieunternehmen wie ExxonMobil, Chevron und ConocoPhillips ab und ist mit einer TER von nur 0,15 Prozent p.a. sehr kosteneffizient. Der ETF investiert physisch in 23 Titel und thesauriert die Erträge. Die jüngste Jahresrendite lag bei -9,3 Prozent, doch die Perspektiven verbessern sich: Die zugesagte Abnahme amerikanischer Energie durch die EU könnte die Nachfrage nach Öl und Gas und damit auch die Umsätze der US-Branche ankurbeln. Auch das langfristige Umfeld spricht für ein Comeback traditioneller Energieversorger, vor allem im Kontext wachsender geopolitischer Unsicherheiten und struktureller Angebotsengpässe.
Infrastrukturorientierte Anleger könnten den Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF Acc (ISIN IE00B94ZB998 / WKN A1T79J) Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF Acc (ISIN IE00B94ZB998 / WKN A1T79J) ins Auge fassen. Der ETF konzentriert sich auf sogenannte MLPs - börsennotierte US-Gesellschaften, die Energieinfrastruktur wie Pipelines, Lager oder Terminals betreiben. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,50 Prozent p.a., Erträge werden thesauriert. Trotz einer verhaltenen Jahresperformance von +4,9 Prozent überzeugt der Fonds langfristig: Die Fünfjahresrendite liegt bei über 200 Prozent. Gerade in Zeiten zunehmender US-Exporte ist die Rolle dieser Infrastruktur entscheidend. Besonders interessant ist die stabile Ertragsstruktur dieser Unternehmen, die oft über langfristige Verträge und regulierte Gebührenmodelle verfügen.
Ein dritter Profiteur ist der Rüstungssektor. Hier könnte der Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF Acc (ISIN IE00B94ZB998 / WKN A1T79J) neue Aufmerksamkeit erfahren. Der ETF investiert in ein globales Portfolio mit Schwerpunkt auf US-Verteidigungstechnologie - unter anderem in Rheinmetall, Palantir, BAE Systems und RTX. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,49 Prozent p.a., Erträge werden thesauriert. In den letzten zwölf Monaten legte der Fonds um 59,7 Prozent zu - ein deutliches Signal dafür, dass geopolitisch getriebene Branchen weiterhin Rückenwind haben. Der ETF bietet Anlegern zudem Zugang zu wachstumsstarken Cybersecurity- und Raumfahrtunternehmen - zwei Themen, die militärisch und zivil zunehmend ineinandergreifen.
Unterm Strich zeigt sich: Auch wenn das neue Handelsabkommen zwischen der EU und den USA ökonomisch und politisch nicht unumstritten ist - für Anleger eröffnet es gezielte Chancen in zwei Sektoren, die vom aktuellen geopolitischen Klima massiv profitieren.
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