Beteiligungen

Geschlossene Fonds: Die Tops und Flops der vergangenen Jahre

27.12.09 06:00 Uhr

Wer in Geschlossene Fonds investierte, konnte 2009 mit vielen unserer Empfehlungen dem Abwärtssogentgehen. Die Zwischenbilanz von €uro am Sonntag.

von Michael H. Schulz, Euro am Sonntag

Der Kurzschluss einen Tag vor Heiligabend war keine schöne Bescherung. Sechs Stunden stand das 165 Meter hohe Aussichtsrad in Singapur am 23. Dezember 2008 still. Doch auch bei regulärem Betrieb läuft nicht alles rund mit dem Riesenrad. Die Ticketeinnahmen des Singapore Flyers bleiben auch ein Jahr später noch hinter den Erwartungen zurück. Statt der prognostizierten 2,5 Millionen Besucher pro Jahr wollen deutlich weniger Touristen mit dem Riesenrad fahren. Pech für deutsche Anleger. Sie haben frühestens im Jahr 2011 eine Aussicht auf Ausschüttungen. Bis dahin müssen sie zugunsten des Schuldendiensts verzichten.

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Sonnige Perspektiven haben dagegen Anleger des Solarparkhandelsfonds Wattner Sun Asset 1. Der am 9. März 2008 von €uro am Sonntag empfohlene Geschlossene Fonds erweist sich bislang als Volltreffer und schüttete im Dezember bereits 8,65 Prozent aus. Weitere 8,65 Prozent folgen im ersten Quartal 2010. Das sind nur zwei Beispiele von unternehmerischen Beteiligungen, die €uro am Sonntag zwischen 2005 und 2008 empfohlen hat. Nach dem Krisenjahr 2009 ist es Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Und die fällt durchwachsen aus. Auch wenn die Mehrzahl der hier vorgestellten Beteiligungen eine positive Leistung vorweist, konnten sich manche Sachwerte dem Abwärtstrend nicht entziehen. So sind etwa riskante Immobilienprojektentwicklungen in den USA, Dubai oder Fernost für Anleger bislang ein Flop. Schuld daran sind klamme Partner, im Sog der Finanzkrise geplatzte Anschlussfinanzierungen und Bewertungsverluste. In vielen Fällen waren auch die Annahmen über pünktliche Fertigstellungen und Erlöse in den Prospekten der Anbieter zu optimistisch.

Zumindest bei der Beteiligung Global View Great Wheel von Delbrück Bethmann Maffei (DBMFonds) scheint beides der Fall zu sein. Über den Geschlossenen Fonds sollten Anleger Riesenräder in Peking, Berlin, Orlando und Dubai finanzieren. Doch das Eigenkapital der Anleger ist offenbar ohne gesicherte Finanzierung der Banken investiert worden. Für die Fertigstellung des Riesenrads in Peking fehlt momentan das Geld. „Das geplante Aussichtsrad in Orlando steht derzeit nicht im Fokus, weil US-Banken für solche Projekte keine Kredite vergeben“, räumt DBM-Fonds-Geschäftsführer Christian Harreiner ein. Für die Projekte in Berlin und Peking befindet sich die Fondsgesellschaft dagegen in Kreditverhandlungen.


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Als Flop eindeutig vorherzusehen war der 1. Deutsche Bildungsfonds. Die Idee der fondsfinanzierten privaten Eliteuniversität gründete sich weitgehend auf dem Prinzip Hoffnung und war von vornherein nur etwas für Waghalsige. „Denn die Gründer, die mit geringen Summen selbst ins Risiko gehen, wollen schaffen, was noch keine der 98 privaten Hochschulen in Deutschland geschafft hat: langfristig Rendite aus dem akademischen Betrieb zu erwirtschaften“, schrieb Euro am Sonntag schon am 10. Dezember 2006. Und es kam wie befürchtet. Das Start-up Private Hanseuniversität, das sogar in einem Businessplan-Wettbewerb ausgezeichnet worden war, stellte den Bildungsbetrieb im März 2009 ein.

Besser kommen Anleger mit Bestandsimmobilien weg, bei denen sie in fertiggestellte Büro-, Einzelhandelszentren oder Hotelbauten mit langfristigen Mietern oder Betreibern investierten. Sie laufen wie vorhergesagt weitgehend ordentlich. Paradebeispiel dafür ist das neue Ordnungsamt in Frankfurt am Main, das Anleger über den Geschlossenen Immobilienfonds FHH Real Estate 4 finanzieren. Der kommunale Mieter zahlt sich aus. Für 2009 erhalten Anleger Ausschüttungen in Höhe von 5,5 Prozent, die im März 2010 fließen. „Auch 2010 wird das Jahr der Geschlossenen Deutschland-Immobilienfonds sein“, sagt Angelika Kunath, Geschäftsführerin des Initiators, dem Fondshaus Hamburg. Noch erfreulicher läuft die Beteiligung am Ferien- und Skiresort Mont Tremblant an der Ostküste Kanadas. „Die Ergebnisse sind voll zufriedenstellend.

Die für 2008 geplante Ausschüttung in Höhe von sieben Prozent des Zeichnungsbetrags ist prognosegemäß Ende Juni 2009 an die Anleger geflossen“, bilanziert Jörg Kanebley, Vorstand beim Initiator IGB.

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Und selbst da, wo Anleger wegen der Pfundschwäche seit dem zweiten Halbjahr 2008 niedrigere Ausschüttungen in Kauf nehmen müssen und der Wert der Fondsimmobilie zwischenzeitlich gesunken ist – wie etwa bei der Büroimmobilie Moorgate in London aus dem Geschlossenen IVG Fonds Euroselect 11 –, ist das nur ein Wermutstropfen. Fünf statt der prognostizierten sechs Prozent für 2009 sind immer noch vergleichsweise stattlich. Zumal in Großbritannien Anleger bis 64 Jahre 2009 einen Freibetrag von 6475 Pfund nutzen können und hierzulande die Ausschüttungen nicht mehr dem sogenannten Progressionsvorbehalt unterliegen.

Noch im sicheren Fahrwasser befinden sich weitgehend auch die empfohlenen Schiffsbeteiligungen. Während vor allem die Containerschifffahrt vom Einbruch des Welthandels gebeutelt ist und deshalb viele Frachter wegen geringerer Nachfrage nach Transportraum zu See ohne Charter auf Reede liegen, ist etwa das Containerschiff MS Republic des DS Renditefonds 119 noch bis Ende 2011 an Hyundai Merchant Marine verchartert. Lediglich die Betriebskosten sind laut Angaben des Initiators Dr. Peters stärker gestiegen als angenommen. Dennoch läuft die Beteiligung bisher planmäßig.

Dass steigende Kosten selbst bei durchschnittlichen Einnahmen aus einem Charterpool mehrerer Schiffe durchaus die Liquidität der Fondsgesellschaft schmälern können, zeigt die MPC Reeferflotte. Die Bananenkühlschiffe – empfohlen am 30. April 2006 – bescheren Anlegern geringere Ausschüttungen.
Besser als erwartet läuft die Beteiligung Energieversorgung 1 von Nordcapital. Über ein zwischengeschaltetes Zertifikat profitieren Anleger von börsennotierten Pipelinebetreibern in den USA, die Erträge steuerfrei kassieren. Statt geplante zehn Prozent erhalten Anleger in diesen Tagen elf Prozent Ausschüttung. Das ist eine schöne Bescherung.

Tops und Flops: Unternehmerische Beteiligungen im Zwischencheck (PDF)