von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Ein paar Aktien dürfen es schon sein im eigenen Depot. Doch ein bisschen Absicherung, ein wenig Flexibilität, ein paar festverzinsliche Wertpapiere wären auch nicht schlecht - für den Fall, dass es an den Aktienmärkten abwärtsgeht. Und die Auswahl der Papiere sollte am besten ein Profi treffen.
Wenn Sie so denken, gehören Sie vielleicht zu den Anlegern, die Mischfonds schätzen. Mit dieser Vorliebe stehen Sie nicht allein da: In den vergangenen Jahren haben Anleger den Produkten, die auf einen Mix aus Aktien, Anleihen und gelegentlich Rohstoffen setzen, Milliarden anvertraut. Der Ansturm war und ist so groß, dass Mischfonds vor gut einem Jahr zur zweitbeliebtesten Fondskategorie aufgestiegen sind. Die Anleger erhoffen sich von ihnen nichts weniger, als dass sie in einer Hausse ordentliche Renditen erzielen, in einer Baisse hingegen das Kapital erhalten - eine enorme Herausforderung.
Die Manager der vier nachfolgend aufgeführten Fonds freut das starke Interesse an den gemischten Produkten. Sie verwalten milliardenschwere Mischfonds, die sich in zahllosen Depots finden. Dass viele Anleger ihnen folgen, ist kein Wunder: Ihre langfristige Bilanz ist herausragend. Doch wie haben sich die Starmanager der Mischfondsbranche in den vergangenen Monaten geschlagen? Konnten sie ihr Flaggschiff erfolgreich durch die unruhige See steuern oder schlug es Leck?
Edouard Carmignac hat mit seinem Patrimoine ein schwieriges Jahr 2015 hinter sich, in dem das 20-Milliarden-Euro-Produkt zu den eher schwächeren Mischfonds zählte. Im Januar dann ein Erfolgserlebnis: Der Fonds platzierte sich in der Rangliste der ausgewogenen Mischfonds 2016 weit vorn. "Der Carmignac Patrimoine war auf den Einbruch der Aktienmärkte gut vorbereitet", sagt Sandra Crowl, Mitglied des Investmentkomitees. "Die Nettoaktienquote betrug nur fünf Prozent." Im vierten Quartal 2015 hatte sie bereits bei niedrigen acht Prozent gelegen.
Die folgende rasche Erholung der Aktienmärkte ab Mitte Februar antizipierten die Manager jedoch nicht. "Unsere Haltung war zu vorsichtig", sagt Crowl. Obwohl rund 40 Prozent des Vermögens in Aktien investiert sind, ist der größte Teil davon über Derivate abgesichert. "Dadurch konnte der Fonds nicht voll von der Erholung profitieren", sagt sie. Aktuell dümpelt der Patrimoine bei den ausgewogenen Mischfonds im hinteren Mittelfeld dahin.
Glänzend aus der Affäre gezogen hat sich wieder einmal Bert Flossbach. Welche Marktlage auch immer kommen mag: Der Vermögensverwalter scheint das richtige Rezept parat zu haben. Dabei ist es ihm fremd, das Vermögen seines
FvS Multiple Opportunities hektisch hin und her zu schichten. Er scheut sich aber auch nicht, in Schwächephasen Aktien zuzukaufen und sie bei steigenden Kursen abzustoßen - so geschehen in diesem Jahr. "Wir haben die Rückschläge im Januar genutzt und selektiv unsere Aktienpositionen aufgebaut - so stieg die Aktienquote zeitweise von 68 auf 72,5 Prozent", sagt er.
Der richtige Riecher
Während der Markterholung ab Mitte Februar stand der Manager dann auf der Verkäuferseite. "Wir haben die Erholung genutzt und Gewinne realisiert. Die Aktienquote ist in dieser Phase auf gut 61 Prozent gesunken." Den richtigen Riecher hatte der Manager auch bei Gold. Im Januar stockte er die Goldquote des Fonds auf und profitierte so vom steigenden Preis des Edelmetalls.
Ohne Fortune agiert zurzeit Luca Pesarini mit seinem Team. Der
Ethna-Aktiv, Flaggschiff der Luxemburger Gesellschaft Ethenea, belegt seit Jahresbeginn in der Kategorie der defensiven Mischfonds einen der hintersten Plätze. Zum Jahreswechsel lag die Aktienquote bei relativ hohen 40 Prozent. Die schlimmen ersten Januar-Tage trafen den Ethna-Aktiv daher mit größtmöglicher Wucht. Noch in der ersten Januar-Woche reagierten Pesarini und sein Team: "Die Aktienquote wurde deutlich reduziert - zeitweise auf null Prozent", sagt der Manager. Aktien aus defensiveren Branchen wanderten ins Portfolio, einige Unternehmensanleihen wurden zugunsten von Staatsanleihen ausgetauscht.
Als im Februar die rasche Erholung der Märkte einsetzte, blieb es dabei. "Der Fonds hat die im Januar eingenommene defensive Grundpositionierung beibehalten", sagt Pesarini. Als Folge profitierte der Fonds nur wenig von der Gegenbewegung.
Geradezu stoisch lenkt Stefan Kloss seinen
Kapital Plus durch die unterschiedlichen Marktphasen. Der Manager versucht sich gar nicht erst an Markt-Timing, sondern hält an seinem bewährten Mischungsverhältnis fest: 70 Prozent festverzinsliche Wertpapiere und 30 Prozent Aktien stecken in dem defensiven Mischfonds. "Damit weiß der Kunde genau, was er im Portfolio hat", wirbt er für das Konzept. Veränderungen an dieser Gewichtung hat er weder vorgenommen, als die Aktienmärkte in den ersten sechs Wochen 2016 einbrachen, noch während der anschließenden Erholung.
Gleichwohl hat er das Portfolio angepasst. "Vor dem Hintergrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds haben wir im Februar den Anleiheteil langfristig neu ausgerichtet", sagt er. Die durchschnittliche Laufzeit der Anleihen wurde verringert, um das Verlustrisiko im Falle steigender Zinsen zu reduzieren. Der Erfolg des Kapital Plus bestätigt die Richtigkeit der Strategie: Seit Jahresbeginn zeigt er eine überdurchschnittliche Leistung, langfristig ist er herausragend.
Investor-Info
Der Carmignac Patrimoine darf maximal die Hälfte seines Vermögens in Aktien investieren. Manager Edouard Carmignac und sein Team setzen regelmäßig Absicherungsinstrumente ein, um den Aktienteil vor Verlusten zu schützen, ohne die Papiere verkaufen zu müssen. Auch die Nettoaktienquote ist zurzeit infolge von Absicherungen deutlich geringer als die Bruttoaktienquote.
Bert Flossbach genießt in seinem FvS Multiple Opportunities alle Freiheiten und kann sämtliche Anlageklassen flexibel gewichten. Gleichwohl ist der Fonds seit 2010 sehr aktienlastig. Eine Besonderheit im Vergleich zu traditionellen Mischfonds: Der FvS Multiple Opportunities investiert rund zehn Prozent seines Vermögens in Gold. Das Edelmetall dient als Versicherung gegen Extremrisiken.
Kapital Plus
Starre Quoten als Vorteil
Der Kapital Plus richtet sich an eher konservative Anleger. Aktien machen nur 30 Prozent des Vermögens aus, Anleihen 70 Prozent. Auch wenn Manager Stefan Kloss hier etwas Spielraum hat, bleibt er der Verteilung treu. Das kann man unflexibel nennen, doch der
Erfolg gibt ihm mit dieser Strategie recht: Sie liefert eine ideale und risikoeffiziente
Mischung und bietet zudem Verlässlichkeit.
Ethna-Aktiv
Flexibilität zuletzt keine Hilfe
Maximal 49 Prozent Aktien darf der Mischfonds halten, oft sind es deutlich weniger.
Der Ethna-Aktiv passt die Investitionsquoten regelmäßig und rasch an, um Verluste zu vermeiden. Seit Jahresbeginn hatten Manager Luca Pesarini und sein Team - wie schon 2015 - kein glückliches Händchen. Es bleibt zu hoffen, dass die Schwächephase des einstigen Vorzeigefonds bald endet.
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