Geschlossene Fonds

Hubschrauber: Alleskönner der Lüfte

aktualisiert 30.08.11 15:26 Uhr

Hubschrauber sind vielseitig einsetzbar, deutlich wertstabiler und langlebiger als andere Mobilien. Matthias Böhm erklärt die Besonderheiten des Marktes.

von Matthias Böhm, Gastautor von Euro am Sonntag

Während Flugzeugfonds bei Anlegern zunehmend beliebter werden und ihren Marktanteil unter den Geschlossenen Fonds insgesamt von 2,1 Prozent im Jahr 2007 auf aktuell 14 Prozent steigern konnten, sind Helikopterfonds eine seltene Ausnahme und auch bei Anlegern nur wenig bekannt. Dabei haben Hubschrauber als Investitionsobjekt sehr viel zu bieten.

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Der große Vorteil von Helikoptern ist ihre extreme Flexibilität. Vor allem auf schwierigen Transportwegen oder in unwegsamem Gelände – etwa im Gebirge – ist der Hubschrauber unverzichtbar. Weltweit sind mehr als 26.000 zivile Hubschrauber unterwegs. Die Alleskönner der Lüfte, die nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts und seitwärts fliegen und in der Luft „stehen“ können, werden zu ganz unterschiedlichen Zwecken eingesetzt: Allein in der medizinischen Notversorgung sind über 1.000 Maschinen im Einsatz.

Für die Küstenwache sind Helikopter ebenso unverzichtbar wie für Einsätze bei der wachsenden Zahl von Offshore-Windparks auf See. Derzeit ist das mit Abstand wichtigste Einsatzgebiet nach wie vor die Versorgung von Öl- und Gasplattformen auf dem Meer.

Bedarf an größeren Helikoptern
für die Ölförderung wächst

Die Förderung von Öl und Gas reicht immer weiter in die Meere hinein. Bislang dominierten Bohrinseln, die etwa 20 Kilometer von der Küste entfernt lagen und über rund 20 Mitarbeiter verfügten. Die Entwicklung geht allerdings hin zu deutlich größeren Bohrinseln, die von bis zu 150 Mitarbeitern betrieben werden und die sich mehr als 200 Kilometer entfernt von der Küste befinden.

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Um diese Plattformen zu versorgen, benötigen Hubschrauberbetreiber nicht nur eine höhere Anzahl von Helikoptern, sondern auch größere Maschinen wie zum Beispiel den Sikorsky S-92. Der Trend geht von kleinen Helikoptern, die zwischen sechs und zehn Personen transportieren können, zu Exemplaren, die bis zu 20 Personen fassen. Ein solcher Hubschrauber kostet rund 18 Millionen US-Dollar.

Helikopter werden von den Analysten bei HeliValue$, einem Wertgutachter in diesem Spezial­gebiet, auch als „Vereinigung von 40.000 losen Teilen, die mehr oder minder in Formation fliegen“ bezeichnet. Eines ihrer Charakteristika ist ihre Langlebigkeit: Im ­Gegensatz zu Flugzeugen ist die Lebensdauer von Hubschraubern nicht beschränkt. Weder Luftaufsichtsbehörden noch Gutachter geben eine limitierte Nutzungsdauer an. Vertreter der ersten serienmäßig gebauten Hubschrauber fliegen heute noch.

Beispielsweise sind der Sikorsky S-58 und der Sikorsky S-61 über 50 Jahre nach dem Bau noch im Einsatz. Dies liegt unter anderem gerade daran, dass es sich bei Helikoptern eigentlich nur um einen festen Rahmen mit fixierten Komponenten handelt. Solange ein Betreiber Ersatzteile für seine Maschine bekommt, kann diese quasi endlos geflogen werden.

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Aufgrund der im Vergleich zu Flugzeugen geringen Flughöhe ist die Kabine eines Hubschraubers keinen großen Druckunterschieden ausgesetzt wie etwa eine ­Flugzeugkabine. Bei Helikoptern herrscht im Kabineninneren derselbe Druck wie außen. Dies hat ­einen wichtigen Einfluss auf die Werthaltigkeit: Die Zelle altert weniger schnell als der Rumpf eines Passagierjets. Schließlich tragen strenge behördliche Auflagen zum Erreichen der hohen Lebensdauer bei. So müssen zum Beispiel alle wichtigen Komponenten im Turnus von fünf bis acht Jahren ausgetauscht werden.


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Nachfrage nach Hubschraubern
übersteigt das Angebot

Anders auch als Autos oder Schiffe sind Helikopter ein extrem wertstabiles Wirtschaftsgut. Das liegt auch an der hohen Nachfrage, mit der das Angebot nicht mithalten kann. Verantwortlich dafür ist unter anderem das hohe Wirtschaftswachstum der Schwellenländer sowie ­die fortschreitende Deregulierung des Hubschraubermarkts. Immer mehr Staaten privatisieren Rettungsdienste. Vor allem in Indien und China wird die Nachfrage nach Hubschraubern rasant zunehmen.

Die Versorgung mit Helikoptern ist in diesen Ländern noch sehr gering. In China sind bei einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen gerade einmal 180 zivile Hubschrauber im Einsatz. Zum Vergleich: Deutschland hat 82 Millionen Einwohner und verfügt über eine zivile Hubschrauberflotte von 677 Maschinen. In den USA leben etwa 310 Millionen Menschen, die Flotte umfasst 8.944 Helikopter.

Der Bedarf in China dürfte vor allem durch eine verbesserte Ausstattung der Polizei, durch den Ausbau ärztlicher Notfall- und Rettungsdienste, aber auch durch eine höhere Nachfrage nach privaten Transportleistungen zunehmen. Aktuell gibt es mehr als 2.000 ­Bestellungen verschiedener Hubschraubertypen aus China. Bis 2020 sollte die Zahl an Bestellungen auf 10.000 ansteigen. Ein ähnliches Wachstum im Hubschraubermarkt von rund 20 Prozent pro Jahr wird in Indien erwartet.

Für Helikopter existiert ein
relativ großer Zweitmarkt

Laut dem Branchen-Informationssystem Helicas (Helicopter Analytical System) wurden 2010 weltweit 982 zivile Hubschrauber ausgeliefert. Für die Jahre 2011 und 2012 prognostizieren Analysten steigende Fertigstellungszahlen. Diese sollen laut dem Triebwerkshersteller Rolls-Royce bis 2014 auf fast 1.800 ausgelieferte Exemplare pro Jahr ansteigen. Insgesamt sollen zwischen 2011 und 2020 weltweit rund 11.000 zivile und rund 6.000 Militärhubschrauber ausgeliefert werden. Trotz dieser Fertigstellungszahlen müssen Käufer nach einer Bestellung derzeit zwischen ein und drei Jahre auf einen neuen Hubschrauber warten.

Der Zweitmarkt für die Maschinen ist aus diesem Grund auch ­relativ groß. Dort werden viermal so viele Helikopter gehandelt, wie hergestellt werden. Für Helikopterfonds bringt die hohe Nachfrage verschiedene Vorteile: Einerseits sind die Maschinen am Ende der Fondslaufzeit gut verkäuflich, andererseits kann im Notfall auch rasch ein neuer Leasingnehmer gefunden werden.

Investoren profitieren von
langfristiger Vermietung

Ein Helikopterfonds sollte sehr ähnlich strukturiert sein wie ein Flugzeugfonds. Die Fondsgesellschaft erwirbt einen oder mehrere Helikopter und vermietet diese langfristig an einen Anbieter von Hubschraubertransportdienstleistungen. Aus den Leasingraten, die die Fondsgesellschaft einnimmt, werden regelmäßige Auszahlungen an die Anleger generiert und das Fremdkapital getilgt. Es existieren verschiedene große Anbieter von Hubschraubertransportdienstleistungen. Das kanadische Unternehmen CHC Helicopter, das eine Flotte von 264 Hubschraubern in 30 Ländern betreibt, teilt sich die Führungsposition im Markt mit dem US-Betreiber Bristow. Der Leasingvertrag legt in der Regel fest, dass die Betriebskosten vom Leasingnehmer getragen werden müssen. Dies ist für die Fondsgesellschaft vorteilhaft, da sie so das Kostensteigerungsrisiko nicht tragen muss – wenn beispielsweise der Kerosinpreis steigt.

Mit der Beteiligung an einem Helikopterfonds können Anleger jährliche Anfangsauszahlungen von rund acht Prozent (steigend auf 14 Prozent) erreichen. Mit solchen Erträgen muss sich die noch relativ unbekannte Assetklasse Hubschrauber nicht hinter anderen ­Anlageklassen verstecken.

Schub für Hubschrauber
Während in vielen Industrieländern eine relativ hohe Zahl an Helikoptern bezogen auf die Einwohnerzahl existiert, sind die Flotten in Schwellenländern noch sehr klein. Doch vor allem in Indien und China dürfte die Nachfrage nach Hubschraubern in den kommenden Jahren stark zunehmen.
Neben dem Ausbau ärztlicher Not- und Rettungsdienste sowie besserer Ausstattung bei der Polizei wird auch eine höhere Nachfrage nach privaten Transportdienstleistungen prognostiziert. In China sind derzeit gerade mal 180 zivile Hubschrauber im Einsatz.
Zivile Hubschrauber per eine Million Einwohner (pdf)

zur Person:

Matthias Böhm,
Geschäftsführer Doric Asset Finance

Matthias Böhm ist seit der Gründung der Doric Asset Finance 2005 für die Strukturierung der Fonds sowie für Marketing und Vertrieb zuständig. Zuvor war er in führenden Positionen der Citigroup sowie zehn Jahre bei der Deutschen Bank (Bereich Assets) für die Strukturierung und Umsetzung von sachwertorientierten Investitionen zuständig.
Die Doric Gruppe akquiriert, strukturiert und managt renditeorientierte Sachwert­investitionen in den Bereichen Energie, Immobilien und Transport. Das Unternehmen verwaltet derzeit ein Portfolio an Vermögenswerten im Umfang von 4,6 Milliarden US-Dollar.