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Warum es vielen Edelmetallminengesellschaften aktuell besser geht als vor der Krise - Interview mit Martin Siegel (Stabilitas)

28.04.20 08:00 Uhr

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Warum es vielen Edelmetallminengesellschaften aktuell besser geht als vor der Krise - Interview mit Martin Siegel (Stabilitas) | finanzen.net

Warum es vielen Edelmetallminengesellschaften aktuell besser geht als vor der Krise und sich insbesondere Fondsanleger antizyklisch verhalten sollten, erklärt der mehrfach ausgezeichnete Edelmetallprofi Martin Siegel (Stabilitas) im Interview.

Sind Edelmetall-Aktien auch im Rahmen der Corona-Krise ein gutes Investment?

Ja das sind sie. Die Edelmetall-Aktien sind im Zuge der Liquiditätskrise zunächst parallel zu den Industrieaktien gefallen. Dabei verdienen die Goldproduzenten derzeit hervorragend, da sie aktuell neben den hohen Edelmetallpreisen vor allem von den niedrigeren Energiepreisen profitieren. Etwa die Hälfte der Produktionskosten in den Minen macht Energie aus. Dabei handelt es sich nicht nur um die direkten Energiekosten wie z.B. beim Betreiben eines Baggers. Energiekosten entstehen z.B. auch bei der Reifenproduktion, bei der sehr viel Öl verbraucht wird. Gleichzeitig liegen viele Minen außerhalb der Zivilisation. Gerade in Australien werden Arbeiter oft zu den Minen geflogen. Dort arbeiten sie dann zehn Tage und haben danach vier Tage Wochenende, in denen sie zurück nach z.B. Perth fliegen. Das verursacht enorme Kerosinkosten, die jetzt bei niedrigeren Ölpreisen geringer ausfallen. Aus dieser Sicht geht es den Minen zurzeit gut - teils sogar besser als vor der Krise. Einzelne Minen haben aber natürlich auch das Problem des Ausfalls der Produktion durch Corona. Wenn dann die erheblichen Kosten weiterlaufen und der Erlös ausbleibt, wird es für die Gesellschaft problematisch. Dann muss Kapital aufgenommen werden, was einerseits teuer ist und zusätzlich den Aktienkurs belastet.
Insgesamt profitiert ein Fonds-Investor, da wir das Geld auf 35 verschiedene Gesellschaften verteilt haben. Selbst wenn zwei oder drei dieser Gesellschaften durch solch eine Situation Probleme hätten, wird wohl die Mehrheit der Firmen mehr gewinnen.
Nachdem nun die großen Werte der Branche bereits stark zulegen konnten, könnten die im Fonds enthaltenen mittelgroßen Werte verstärkt in den Fokus der Anleger geraten.

Welche Maßnahmen haben Sie im Rahmen der Corona-Krise für Ihre Fonds umgesetzt?

Die 3 Fonds sind mit der Ausrichtung auf Edelmetallaktien möglicherweise Krisengewinner. Sie sind jeweils in über 30 Werte weltweit investiert, so dass keine Notfall-Maßnahmen im Rahmen der Viruskrise getroffen werden mussten. Ich orientiere mich an der fundamentalen Situation der Gesellschaften und überlege vorausschauend, was passieren könnte. Es gibt aber praktisch keine Produktion, die nachhaltig durch das Corona-Virus betroffen sein wird. Wenn Arbeitnehmer, die Schlüsselstellen in einer Produktion besetzen, durch Quarantäne ausfallen, kann es zu Unterbrechungen kommen. Dies kann allerdings schnell durch Stellvertreter oder andere angelernte Mitarbeiter aufgehoben werden. Auch werden im Fall von unterbrochenen Minenproduktionsabläufen diese wieder neu angeschoben. Das Go­ld im Boden verdirbt ja glücklicherweise nicht. Alle Gesellschaften sind von einem relativ stabilen Goldpreis in der Kalkulation stabiler und profitieren von niedrigen Energiepreisen. Die fundamentale Situation war vorher gut und wirkt sich auch auf die Gesellschaften aus. Viele verdienen eine sehr gute Dividende, teilweise mit Renditen von über 4% nach den zurückgefallenen Kursen. Diese Kurse könnte man für einen Kauf nutzen. Daneben haben wir uns selbst übrigens auch als Team dezentral aufgestellt und arbeiten von verschiedenen Arbeitsplätzen aus für die Fonds-Anleger.

Welche Regionen leiden im Edelmetallsektor besonders unter der Corona-Krise?

Die größten Einbußen hatten die südafrikanischen Werte. Dort wurde die Produktion komplett stillgelegt. Diese Werte hatten aber auch vorher schon Probleme, weil die Stromversorgung ungenügend war und in den letzten Jahren immer schlechter geworden ist. Südafrikanische Aktien hatte ich beim Stabilitas Pacific Gold + Metals - Fonds in den letzten Monaten schon aus anderen Gründen deutlich abgebaut. Das hat in erster Linie nichts mit dem Coronavirus zu tun. Ich gehe davon aus, dass in Südafrika jetzt planwirtschaftlich versucht wird mit der Krise umzugehen. Aktuell kann man eher auf die Goldproduktion verzichten als auf die Stromproduktion oder die Kohleproduktion. Es ist natürlich nicht vertretbar, dass in dieser Zeit die Goldminen riesige Mengen Strom verbrauchen, um Gold zu produzieren und die Krankenhäuser dafür keine Energie haben. Was dabei sehr interessant war: Die Minengesellschaften haben auf diese Meldung nicht negativ reagiert. Die Kurse haben sich gehalten oder sind sogar gestiegen. Wahrscheinlich geht man davon aus, dass diese Regelung nach einer gewissen Zeit wieder aufgehoben wird und der durch die vorangegangene geringere Produktion gestiegene Preis die aktuellen Verluste wieder kompensiert oder sogar überkompensiert. Die Investoren haben diese Situation relativ gelassen hingenommen.

Wie lange wird der Edelmetallmarkt von der Krise betroffen sein?

Das ist eine wirklich schwierige Frage. Kurzfristig ist der Edelmetallmarkt gar nicht betroffen und die physische Nachfrage nach Münzen und Barren auf Rekordhoch. Wir haben Rekordverkäufe bei den Edelmetall-Händlern in Deutschland. Die Nachfrage ist riesig und kann teilweise gar nicht befriedigt werden. Wir haben Aufpreise bei physischem Metall. Ich glaube, dass die Verkäufe, die jetzt stattgefunden haben, liquiditätsbedingt waren. Viele haben ihr Goldinvestment verkauft, um sich Liquidität zu beschaffen. Das hat vor allem am Terminmarkt stattgefunden.
Langfristig werden wir vermutlich eher in eine Inflation laufen. Wir werden weiter Zinsen in der Nähe von 0% haben, aber die Preise werden durch die Folgen von Corona und der Begrenzung der Globalisierung wohl steigen. In diesem Szenario versuchen viele Investoren ihr Geld in Sicherheit zu bringen. Der Preisanstieg für Aktien, Immobilien und Gold, den wir in den letzten Jahren schon gesehen haben, wird sich wahrscheinlich dann beschleunigen. Wir könnten dann aus einer gerade eher deflationären Tendenz durch das jetzt stattfindende massive Gelddrucken der Notenbanken und Verschulden der Staaten in eine Inflation geraten. Der Unterschied zur Finanzkrise 2008 ist: Damals ist die Güterproduktion einfach weiter gelaufen. Es gab praktisch keine Produktionsrückgänge, nur einige Unsicherheiten, die aber relativ schnell überwunden wurden. Jetzt ist es tatsächlich so, dass deutlich weniger produziert wird: weniger Spargel oder auch deutlich weniger Autos. Gleichzeitig wird die Geldmenge erhöht. Der Staat gibt Helikoptergeld und Überbrückungskredite zu 0% Zinsen aus. Das Geld wird in den Wirtschaftskreislauf gepumpt, aber dadurch gibt es nicht mehr Güter - im Gegenteil. Wenn es also mehr Geld für weniger Güter gibt, resultieren daraus höhere Preise. Jeder, der höhere Preise durchsetzen kann wird das auch tun. Es gab zuletzt vereinzelt Angebote für Toilettenpapier, wo die Preise von 1,29€ auf 6,79€ für acht Rollen erhöht wurden. Dasselbe sieht man nun bei den Schutzmasken, aber teilweise auch bei anderen Produkten. Das ist nichts anderes als Inflation, sofern dies Nachahmer findet. Diesen Effekt kann man auch schon in China beobachten. Die chinesischen Preise sind seit der Krise um 5% und bei Nahrungsmitteln sogar um 20% gestiegen. Das dürfte der schwache Ölpreis nur teilweise kompensieren können. Was also in China schon erkennbar ist, werden wir möglicherweise auch bald in Deutschland sehen. Neben Immobilien und Aktien würden dann die Edelmetalle und Minenwerte langfristig gefragt bleiben.

Welche typischen Fehler machen Anleger beim Investment in Edelmetallminen-Aktien?

Genau dieselben Fehler wie bei anderen Aktieninvestments auch. Sie kaufen nicht antizyklisch, sondern warten zu lange darauf, dass sich die Nachrichten wieder verbessern. Dann bezahlen sie erhöhte Preise für die Aktien. Oder man verkauft nach einem Kursrutsch am Tief. Man sollte außerdem nie auf Kredit spekulieren. Und natürlich sind Aktienfonds volatil. Daher muss man ein Investment genauso wie unsere Strategie für mehrere Jahre sehen.

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Bildquellen: IPConcept