Tulpenfieber 2.0? - Der Schneeglöckchenhandel floriert

Schneeglöckchen läuten nicht nur den Frühling ein, um die kleinen Pflänzchen hat sich ein regelrechter Kult entwickelt. Liebhaber aus ganz Europa reisen dieses Frühjahr wieder zu den Schneeglöckchentagen in Mannheim, hier stellen Gärtner und Botaniker außergewöhnliche Variationen der Blume vor. Sammler legen dabei für besondere Raritäten hohe Summen auf den Tisch.
Deutschland im Schneeglöckchenfieber
Schneeglöckchen gelten als Boten des Frühlings, ab Februar sind die kleinen Zwiebelpflanzen wieder auf Lichtungen, im Wald oder im heimischen Garten zu finden. Damit stehen sie symbolisch für das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf - und mit ihnen erblüht auch die Community der weltweiten Schneeglöckchen-Liebhaber.
Die Leidenschaft für Schneeglöckchen, die bereits vor einigen Jahren aus England den Weg nach Deutschland gefunden hat, packt jährlich mehr Menschen. Für die Schneeglöckchen-Enthusiasten Sabine Baumann und Ursula Hauber entfacht die Blütezeit im Februar ein regelrechtes Fieber, es werden Ausstellungen und Sammlermärkte deutschlandweit besucht, erläutern sie gegenüber Radio Regenbogen. Baumann erklärt, "Dort präsentiert man dann seine Schätzchen, tauscht sich aus und fachsimpelt - das sind einfach schönen Begegnungen".
Auch für die Schneeglöckchen-Szene aus Großbritannien stellen die Mannheimer Schneeglöckchentage ein wichtiges Ereignis dar. Dort präsentieren die englischen Aussteller vom 22. bis 23. Februar im Luisenpark ihre raren Objekte.
Schneeglöckchenvariationen für großes und kleines Geld
Auch für den Staudengärtner Florian Härtl stellt die Schneeglöckchenmesse in Mannheim einen absoluten Pflichttermin dar. Händler und Sammler entdecken hier besondere Neuzüchtungen, erfahren Neues über früh- beziehungsweise spätblühende Schneeglöckchenvariationen.
Das Event erfährt jährlich mehr Ansturm: "Man muss schon von Anfang an ganz vorne in der Schlange stehen, sonst hat man keine Chance an die Tische zu kommen. Das ist wie beim Schlussverkauf. Die richtigen Sammler kennen kein Pardon und lassen einen nicht durch", berichtet Ursula Hauber.
Die Sammlerleidenschaft geht teilweise so weit, dass Schneeglöckchen für über 500 Euro gehandelt werden. Dabei finden sich unter den rund 2.000 verschiedenen Arten aber auch preiswerte Exemplare. "Man bekommt auch ganz hübsche Schneeglöckchen für kleines Geld", bestätigen Baumann und Hauber.
Dennoch kennt so mancher Schneeglöckchen-Enthusiast preislich kaum eine Grenze. So zahlen sie für ein einziges Exemplar der Sorte "Flacon de Neige" auch mal 265 britische Pfund (312 Euro), oder 357 britische Pfund (420 Euro) für eine "Galanthus plicatus". Das bisher teuerste Schneeglöckchen weltweit wurde 2012 von Elizabeth Harrison für 725,10 britische Pfund (853,71 Euro) erworben, hierbei handelte es sich um eine "Galanthus woronowii".
Bei so ausgabewilligen Käufern wundert es nicht, dass mancher Händler exorbitante Summen für seine Pflänzchen verlangt. So bot ein Händler in Nordrhein-Westfalen ein Schneeglöckchen für stolze 3.600 Euro an. Sollte der Markt für Schneeglöckchen zunehmend wachsen, könnte sich angesichts solcher Preise eine abgeschwächte Form des Tulpenfiebers, welches Mitte des 16. Jahrhunderts ausbrach, erwarten lassen. Damals wurden die Pflanzen zu einem Spekulationsobjekt - und Tulpenzwiebeln dementsprechend für absurd hohe Summen gehandelt.
Rational betrachtet könnte der allgemeine Verkehrswert von Schneeglöckchen zwar durchaus weiter steigen, dass sie aber jemals als Kapitalanlage fungieren, ist dennoch zu bezweifeln. Ein Tulpenfieber 2.0 wird es also voraussichtlich nicht geben.
Henry Ely / Redaktion finanzen.net
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