Geldverschwendung

Steigende Preise, volle Tonnen: Die teure Realität der Wegwerfgesellschaft

09.12.25 03:25 Uhr

372 Euro pro Person: So teuer ist Deutschlands Essensverschwendung wirklich | finanzen.net

Während Lebensmittelpreise stetig steigen, landen trotzdem Jahr für Jahr beträchtliche Mengen noch genießbarer Nahrungsmittel in deutschen Mülleimern. Diese alltägliche Verschwendung hat einen konkreten Preis. Die neuesten Zahlen zeigen ein erschreckendes Ausmaß der Geldverschwendung.

Die erschreckende Bilanz: Über 370 Euro pro Kopf landen jährlich im Müll

Jede Person in Deutschland wirft im Durchschnitt Lebensmittel im Wert von 372,50 Euro pro Jahr weg, wie "Too good to go" in einer Pressemitteilung vorrechnet. Die App beruft sich auf offizielle Daten des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH). Demmach landen in Deutschland jährlich 10,8 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, wovon 58 Prozent aus Privathaushalten stammen - etwa 74,5 Kilogramm pro Person und Jahr.

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Diese Verschwendung gewinnt angesichts der Preisentwicklung besondere Brisanz. Seit 2020 stiegen die Lebensmittelpreise um rund 30 Prozent, dennoch landen weiterhin massive Mengen genießbarer Nahrungsmittel in der Tonne. Die Berechnung der 372,50 Euro basiert auf einem Durchschnittspreis von fünf Euro pro Kilogramm Lebensmittel. Der Betrag entspricht etwa dem monatlichen Lebensmitteleinkauf einer durchschnittlichen deutschen Familie. Das Paradoxe: Niemand würde freiwillig mehrere hundert Euro jährlich verbrennen, doch genau das passiert statistisch in jedem deutschen Haushalt.

Private Haushalte als Hauptverursacher der Verschwendung

Die aktuellsten Erhebungen des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat zeigen: Knapp zwei Drittel der Lebensmittelabfälle in Deutschland - 58 Prozent - fallen in privaten Haushalten an.

Laut der Welthungerhilfe landen in deutschen Privathaushalten rund 76 Kilogramm pro Kopf und Jahr im Müll. Deutschland liegt mit etwa 78 Kilogramm pro Kopf über dem chinesischen Wert von 76 Kilogramm, während Frankreich mit 61 Kilogramm zeigt, dass weniger Verschwendung möglich ist.

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Nach Angaben des BMLEH entstehen in Deutschland jährlich insgesamt 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle. Neben den privaten Haushalten tragen auch Außer-Haus-Verpflegung, Handel, Verarbeitung und Primärproduktion bei. Dennoch haben Verbraucher den größten Anteil an der Verschwendung.

Gründe für die teure Wegwerfmentalität

Die Ursachen der Lebensmittelverschwendung sind vielfältig und oft vermeidbar. Laut Too Good To Go sind die drei häufigsten Gründe: Einkäufe ohne Planung, falsche Lagerung und Unsicherheiten beim Mindesthaltbarkeitsdatum.

Eine Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ergab interessante Erkenntnisse über die Psychologie der Verschwendung. Wie aus dem Beitrag von National Geographic hervorgeht, neigen insbesondere Personen zum Wegwerfen, die sich Pläne machen, dann jedoch davon abweichen. Knapp die Hälfte der Befragten bleibt nicht bei ursprünglichen Plänen - unabhängig von Geschlecht, Bildungsgrad oder Wohnort.

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Besonders problematisch ist der Umgang mit gesunden Lebensmitteln. Ein Großteil der Verschwendung entsteht durch die Entsorgung von Obst und Gemüse, das aufgrund notwendiger Zubereitung aufgeschoben und vergessen wird. 24 Prozent der Befragten werfen Lebensmittel weg, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist - obwohl viele Produkte danach noch genießbar wären.

Klimaschutz und Ressourcenverschwendung als zusätzliche Belastung

Die finanziellen Auswirkungen sind nur ein Aspekt des Problems. Die ökologischen Folgen sind ebenso gravierend. Nach Berechnungen von Too Good To Go ist Lebensmittelverschwendung mit 10 Prozent ein größerer CO2-Emittent als der weltweite Luftverkehr. Hinzu kommt die Verschwendung von Ressourcen wie Wasser, Landfläche und Arbeitskraft.

Die Bundesregierung hat mit der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung das Ziel gesetzt, bis 2030 die Lebensmittelabfälle zu halbieren. Praktische Ansätze wie bessere Einkaufsplanung, optimale Lagerung und bewussterer Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum können bereits heute zu spürbarer Reduktion führen.

Initiativen wie Too Good To Go zeigen Lösungswege auf: Überschüssige Lebensmittel werden zu reduzierten Preisen angeboten, wodurch Verschwendung und Kosten reduziert werden. Die Preise liegen meist bei etwa 50 Prozent des ursprünglichen Verkaufspreises.

D. Maier / Redaktion finanzen.net

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