Benjamin Feingold-Kolumne

Das doppelte Spiel von Musk und Trump

27.06.25 16:51 Uhr

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Das doppelte Spiel von Musk und Trump | finanzen.net

Unter Börsianern ist der TACO-Trade seit Mai ein geflügeltes Wort. Womöglich sollte man ihn aber durch den TACU-Trade ergänzen.

Trump always chickens out lautet der TACO-Trade ausgeschrieben. Wie wäre es aber im Juni 2025 mit der Erweiterung TACU - Tesla always closes unpredictable. Denn unberechenbar und unbeherrschbar scheint die Aktie zu sein seit sich Elon Musk und Donald Trump medial beharken. Um es freundlich auszudrücken. Denn wenn sich der ehemalige Chef-Berater des US-Präsidenten mit eben jenem vor einem Weltpublikum in die Haare bekommt, dann hat dies einen doppelten Preis. Auf der einen politischen Seite untergräbt es das Vertrauen in die USA als funktionierenden und berechenbaren Staat.

Tesla verliert und holt wieder auf

Im Finanzbereich lässt sich am Aktienkurs von Tesla und anderen direkt mit Elon Musk verbundenen Firmen ablesen, welche Summen der eine oder andere Tweet in Bewegung bringt. Dafür reicht ein Blick auf die Marktkapitalisierung von Tesla. Der Konzern ist gegenwärtig mit 1.000 Milliarden US-Dollar bewertet, so die Daten der Börse München. "Die jüngste Volatilität hat bei Tesla aber merklich zugelegt", so Thomas Soltau vom Smartbroker. "Gegenwärtig" bedeutet bei der Bewertung nämlich, dass Tesla bei einer aus Sicht von Elon Musk negativen Eskalation in den letzten Tagen mal eben 100 Milliarden Dollar in ein paar Stunden gefallen ist. Als Musk wenige Stunden später leicht deeskalierte, legte der Kurs rasch wieder 40 Milliarden zu.

Gerüchte an der Wall Street

Man mag sich gar nicht vorstellen, dass das mediale Spiel Musk vs. Trump primär Show wäre und die eine oder andere Partei sich bei Kursturbulenzen mit Aktien eindeckt und sie später wieder verkauft. Dies wäre eine reine Spekulation, aber manche Trader in den USA glauben sogar an diese These und sie wird in Foren entsprechend diskutiert. Für Trader ist Tesla ohnehin ein optimales Vehikel und die Aktie an der Börse München genauso wie Rheinmetall, Renk oder Nvidia seit Wochen rauf und runter gehandelt. Zwar wurde der Kurs-Rücksetzer inzwischen weitgehend aufgeholt, aber auch operativ bleibt im Tesla-Kosmos vieles im Unklaren. Diese Unklarheit wollen wir uns ansehen.

Robotaxis als Nebelkerze

Elon Musk kündigt für den 22. Juni den Start eines ersten Robotaxi-Angebots an. Die Realität: Tesla will mit zehn bis zwanzig Fahrzeugen in einem Teil der texanischen Stadt Austin starten - eher eine PR-Aktion als ein echter Markteintritt. Kurzfristig mag das der Aktie Auftrieb geben, strategisch bleibt Skepsis angebracht. Denn während Tesla noch auf der Startrampe steht, bringt Waymo - Googles Schwesterunternehmen - mit rund 1.500 Robotaxis bereits über 250.000 Fahrgäste pro Woche ans Ziel, verteilt auf vier US-Großstädte.

Tesla müsste aufholen

Technologisch hinkt Tesla der Konkurrenz um Google momentan hinterher. Das Unternehmen setzt ausschließlich auf Kameras, verzichtet bewusst auf Laserradare (Lidar), wie sie Waymo nutzt. Der Vorteil soll in niedrigeren Kosten liegen. Der Nachteil aber ist eine höhere Unsicherheit. Zwar verspricht Musk Millionen autonomer Teslas bald auf der Straße, doch ohne regulatorisch bewiesene Sicherheit bleibt es ein Hochglanz-Versprechen mit Ablaufdatum. Auch im klassischen E-Auto-Geschäft weht der Wind inzwischen von vorn. Tesla hat die globale Führungsrolle an BYD verloren. In wichtigen Märkten wie Deutschland brechen die Verkaufszahlen ein, während die Konkurrenz zulegt.

Aktie ist und bleibt teuer

Trotz aller operativen Fragen bleibt Tesla an der Börse ein Gigant - aktuell mit rund einer Billion Dollar bewertet. "Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für die nächsten zwölf Monate liegt allerdings bei für Tesla typisch extrem hohen 110", so Jürgen Molnar von RoboMarkets. Tech-Schwergewichte wie Microsoft, Amazon oder Nvidia notieren im für Tech-Titel "normalen" Bereich von 30. Tesla wird eben nicht mehr als Autobauer gehandelt, sondern als Projektionsfläche für Zukunftsvisionen. Und mitunter als fahrendes Wettbüro für Tweets zwischen Gründer und US-Präsidenten.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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