Halving-Muster: Bitcoin kalt erwischt
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Volatilität gehört am Krypto-Markt zum Alltag. Doch der Blitz-Crash vom 10. Oktober dürfte selbst erfahrene Anleger überrascht haben.
Bitcoin verlor innerhalb weniger Stunden rund zwölf Prozent, Ether (ETH) sackte fast zwanzig Prozent ab. Die gesamte Branche büßte Milliarden an Wert ein, rund 1,6 Millionen Trader wurden liquidiert. In den Medien erschien das Ereignis als "größter Wipeout in 24 Stunden" - neunmal so stark wie der Crash im Februar 2025.
Schuld war ein ungünstiger Mix: Trumps neue Zolldrohungen senkten kurz vor dem Wochenende die Risikobereitschaft und damit die Liquidität, die Aktienmärkte taumelten, und stark gehebelte Krypto-Positionen mussten aufgelöst werden. Der Effekt verstärkte sich selbst, und viele Neulinge zahlten erneut schmerzhaft Lehrgeld - ein altes, unumstößliches Gesetz der Märkte bewahrheitete sich: Hohe Gewinnchancen kommen nie ohne Risiko.
Rahmenbedingungen stimmen
Prozentual relativiert sich die Panik jedoch deutlich: Seit dem April-Tief steht Bitcoin rund 50 Prozent höher, wer vor drei Jahren investierte, freut sich über ein Plus von knapp 600 Prozent - und das ohne Hebel. Viele Bitcoin-Bullen haben den jüngsten Rücksetzer an die psychologisch wichtige 100.000er-Marke als Gelegenheit angesehen, noch einmal günstig einzusteigen. Die Rahmenbedingungen wirken ohnehin solide: Zinssenkungshoffnungen in den USA, Deregulierungsmaßnahmen der Trump-Administration und anhaltende Käufe von Unternehmen und ETFs stützen vor allem Bitcoin und Ether.
Wobei die Prognosen über den geldpolitischen Kurs der Fed erfahrungsgemäß so zuverlässig sind wie eine Zwei-Wochen-Wettervorhersage. Dieses Mal könnte es jedoch anders laufen: Trump könnte mit der Ernennung des nächsten Fed-Chefs einen deutlich größeren Einfluss auf die Zinsentscheidungen haben. Tiefe Zinsen wären nicht nur für spekulative Wachstumswerte im Nasdaq 100 positiv, sondern auch für den Kryptomarkt.
Trotzdem mahnt der Vergleich mit Gold zur Vorsicht: Die Erzählung von Bitcoin als "digitalem Gold" gerät ins Wanken. Das Edelmetall eilt in den vergangenen Wochen von Rekord zu Rekord, während Bitcoin nicht folgen konnte. Mitte August mussten noch rund 35 Unzen Gold für einen Bitcoin gezahlt werden, zuletzt reichten kurzzeitig 25 Unzen - das Edelmetall holt kräftig auf. Vor rund drei Jahren lag die Ratio sogar bei etwa zehn Unzen.
Markttechnisch bleibt es positiv: Die steigende 200-Tage-Linie verstärkt die psychologisch wichtige Schwelle um 100.000 USD, und der Trend zeigt nach oben. Rückläufe nochmal an diese Linie bieten Einstiegsgelegenheiten. Dazu kommt eine gute Saisonalität - der Kreis zu den Aktienmärkten schließt sich. Gerade der November zählt zu den stärksten Monaten im Jahresverlauf. Vergangenes Jahr legte Bitcoin um 37 Prozent zu, 2023 um immerhin neun Prozent. Kurzfristig ist somit eine neue Aufwärtsbewegung noch drin.
Aufgepasst: Halving-Muster
Wer sich mittel- bis längerfristig engagieren möchte, sollte den Trade aber genau im Blick behalten. Fundamental könnte das Umfeld kaum besser sein - oder ist dies bereits eingepreist? Gibt es überhaupt noch neue Entwicklungen, die höhere Kurse rechtfertigen, oder ist die Stimmung bereits am Zenit? Zur Vorsicht mahnt ein bemerkenswertes Muster, das mit dem Halving zusammenhängt und schon sehr häufig beobachtet werden konnte. 17 Monate nach der Halbierung der Miner-Belohnungen zeigt sich Bitcoin meist freundlich und erreicht neue Hochs. Anschließend folgte bisher ein Krypto-Winter mit Verlusten von 60 bis 80 Prozent über etwa 13 Monate, wobei die Münze meist ihren Vier-Jahres-Durchschnitt testete.
Seit der letzten Anpassung im April 2024 sind bereits 17 Monate vergangen. Setzt sich das Muster fort, hat Bitcoin sein Zyklushoch möglicherweise bereits erreicht oder markiert es bald - gefolgt von einem neuen Krypto-Winter, der Ende 2026 neue langfristige Einstiegschancen eröffnen könnte. Aktuell verläuft der Vier-Jahres-Mittelwert bei etwa 55.000 USD, was vom derzeitigen Kursniveau eine Halbierung darstellen würde. Große Investoren wie Strategy, die erhebliche Bitcoin-Bestände halten, sind auf ein solches Szenario kaum vorbereitet.
Marktdynamik stützt
Doch vorschnelle Schlüsse wären fehl am Platz: Institutionelle Investoren betonen, dass ETFs auf Bitcoin & Co. die Marktdynamik nachhaltig verändert haben. Zyklische Muster verlieren dadurch an Aussagekraft. Ein stärkerer Rücksetzer würde von professioneller Seite eher als Kaufgelegenheit genutzt. Historisch geht der Markt meist den Weg des größten Schmerzes, und der dürfte beim Bitcoin nach unten gerichtet sein. Das kleine Erdbeben zuletzt ist daher vor allem ein Weckruf: Anleger sollten ihre Positionen im Blick behalten und auf Volatilität eingestellt bleiben. Selbst 2026 dürfte die Achterbahnfahrt nicht enden.
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