Nebenkosten: Nur was übrig bleibt, zählt

Anleger können anhand der Produktinformationen der Emittenten überprüfen, welche Nettorenditen mit Zertifikaten möglich sind. Wie es geht.
von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Nicht immer ist in Zertifikaten drin, was draufsteht. Von den Renditeangaben, die Emittenten und Finanzportale veröffentlichen, müssen Anleger nämlich noch die Nebenkosten abziehen, um den tatsächlich erzielbaren Gewinn ermitteln zu können. Gebühren schmälern ja bekanntermaßen die Renditen. Daher ist es von Vorteil, ihre Höhe zu kennen.
Das Rezept dazu ist denkbar einfach: Zertifikatehäuser stellen auf ihren Internetseiten in der Regel ein Produktinformationsblatt (PIB) zur Verfügung, das die Funktionsweise des Papiers erläutert. Per Mausklick öffnet man das PIB und sieht eine Tabelle, in der sowohl die Brutto- und als auch die Nettoerträge genannt werden.
Ein Beispiel ist das PIB der Deutschen Bank, das zu einem Cap-Bonuszertifikat auf den DAX (ISIN: DE 000 XM0 YTN 9) gehört. Das Papier kostet aktuell 119,84 Euro. Wenn der deutsche Leitindex die Barriere von 9.500 Punkten bis Mitte Dezember 2015 nie berührt, erhalten Anleger einen Bonusbetrag von 128 Euro. Das entspricht einer (Brutto-)Rendite von 6,8 Prozent. An einer DAX-Kurssteigerung oberhalb von 12.800 Punkten (Cap) können Anleger mit dem Papier jedoch nicht partizipieren.
Wer wissen will, was er zum Laufzeitende tatsächlich bekommt, schaut sich im Produktinformationsblatt "Punkt 5. Beispielhafte Szenariobetrachtung" an. Dort ist zu lesen, dass standardisierte Kosten in Höhe von 1,16 Prozent des Erwerbspreises entstehen. In dieser Kostenpauschale sind Transaktionskosten, Provisionen und Depotgebühren mit eingerechnet.
Hintergrund: Der Deutsche Derivate Verband (DDV) und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) haben sich darauf verständigt, eine Nebenkostenpauschale von 1,2 Prozent des Kaufpreises im PIB zu nennen. Da es sich letztlich nur um eine Empfehlung des DDV handelt, können die Zertifikatehäuser diese Pauschale exakt einhalten oder aber auch geringfügig davon abweichen.
Ausgabeaufschlag kommt dazu
"1,2 Prozent sind zwar der Standardwert", sagt Alana Maue, Zertifikate-Expertin bei der französischen Bank Société Générale. "Bei Produkten, die sich noch in der Zeichnungsphase befinden, kommt dann aber noch der Ausgabeaufschlag - zum Beispiel ein Prozent - hinzu", ergänzt sie.Der Ausgabeaufschlag, auch Agio genannt, ist eine Verkaufsprovision. Nach der Emission zahlt der Käufer am Sekundärmarkt anstelle des Agios den Spread der Papiere, also die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis. Zudem geht die Kostenschätzung im PIB davon aus, dass Anleger das Zertifikat bis zum Laufzeitende halten. Sollten sie es vor Fälligkeit verkaufen, kämen weitere Transaktionskosten hinzu.
Interessant ist nun, welcher Betrag pro Zertifikat am Laufzeitende ausgezahlt wird. Auf das obige Produktbeispiel bezogen: Angenommen, die Barriere reißt nicht und dem Anleger steht ein Bonusbetrag von 128 Euro zu. Die Nebenkosten betragen 1,16 Prozent des Erwerbspreises von 119,84 Euro, also 1,39 Euro. Diesen Betrag zieht man vom Bonusbetrag von 128 Euro ab, was 126,61 Euro ergibt . Das ist der Nettobetrag, den man unterm Strich bekommt. Dies entspricht einer Nettorendite von 5,65 Prozent. Das aber ist deutlich weniger als die in den Kennzahlen angegebene (Brutto-)Rendite von 6,8 Prozent.
Anleger können Gebühren drücken
Ob die tatsächlichen Gebühren in der Praxis nun über oder unter der von den Emittenten im PIB angegebenen Pauschale liegen, können Anleger durchaus selbst mit beeinflussen.Etwa indem sie sich eine Bank aussuchen, die für die Depotverwaltung keine Gebühren verlangt. Zudem sollte man die Transaktionskosten, die sich von Broker zu Broker unterscheiden, vergleichen. Denn je günstiger die Gebühren für den Kauf und Verkauf der Papiere, desto besser ist zum Schluss auch das Renditeergebnis. Die Höhe der Vertriebsprovision ist ebenfalls ersichtlich - allerdings können die Zertifikatekäufer diese nicht beeinflussen.
Das ist beim Ausgabeaufschlag anders. Den können sich Investoren sparen, indem sie die Papiere erst nach der Zeichnungsfrist kaufen. Auch lohnt sich ein Blick auf den Spread, die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs, der bei vergleichbaren Produkten unterschiedlich hoch ausfallen kann.
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