RCM Beteiligungen: Großkampftage stehen bevor

von Jens Castner, Euro am Sonntag

Während der Baisse der Immobilienaktien war es ruhig geworden um RCM. „Ehrlich gesagt, gab es eine Zeit lang auch nicht viel zu berichten“, räumt Vorstandschef Martin Schmitt ein. Erstaunlicherweise ging in der Krise sogar die Zahl der Zwangsversteigerungen zurück, weshalb nicht viele Schnäppchen zu machen waren. Allerdings geht Schmitt davon aus, dass die Zwangsvollstreckungsverfahren im Raum Dresden, wo ein Schwerpunkt der Geschäftsaktivitäten liegt, in Kürze wieder zunehmen werden. RCM kauft bei Zwangsversteigerungen billig ein: Im Schnitt zahlt das Unternehmen weniger als 600 Euro pro Quadratmeter und erzielt darauf Mietrenditen von mehr als zehn Prozent. Und das Portfolio soll weiter optimiert werden.

So will sich die Sindelfinger Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft nach und nach aus Leipzig zurückziehen, wo die Leerstandsquote bis zu 20 Prozent beträgt. Deshalb lautet die Devise „Vollmachen und weg damit“. Die Leerstände sollen zügig abgebaut werden, damit die Objekte zu einem guten Preis abgestoßen werden können. Der zweite Schwerpunkt neben Sachsen ist der Heimatmarkt im Großraum Stuttgart. Hier setzt RCM nicht primär auf Zwangsversteigerungen und Notverkäufe, sondern entwickelt auch selbst teils sehr hochwertige Objekte. Die Leerstandsquote im schwäbischen Raum liegt, zumindest im RCM-Portfolio, bei sagenhaften null Prozent.

Schmitt führt dies auf das einzigartige Mieterbetreuungskonzept von RCM zurück. Wird eine Wohnung gekündigt, kommt nicht einfach ein Schreiben der Hausverwaltung, in dem der Auszugstermin bestätigt wird. Vielmehr geht man aktiv auf abwanderungswillige Mieter zu (sofern man sie behalten will) und bietet ihnen alternative Wohnflächen an. Die Großkampftage stehen unmittelbar bevor – die häufigsten Ursachen für Mieterwechsel sind Schmitt zufolge zerbrochene Beziehungen. „Und die meisten Paare trennen sich kurz nach Weihnachten.“ Den Grund vermutet er darin, dass Mann und Frau in dieser Zeit eng aneinanderkleben und sich bei gemeinsamen Verwandtschaftsbesuchen gegenseitig auf die Nerven gehen. Also versucht RCM, bei Kündigung der gemeinsamen Wohnung beide Expartner wieder in konzerneigenen Apartments unterzubringen.

Wichtiger als Schmitts psychologische Erkenntnisse ist für Investoren freilich das Zahlenwerk. Nach weitgehend durch Wertberichtigungen entstandenen Verlusten im vergangenen Jahr und in den ersten drei Monaten 2009 wurde in den zurückliegenden beiden Quartalen jeweils ein in etwa ausgeglichenes Ergebnis erreicht. Rein operativ ist die Gesellschaft profitabel. Hier fiel in den ersten neun Monaten ein Ertrag von 1,4 Millionen Euro an, wobei etwa 400 000 Euro aus Aufwertungsgewinnen resultierten. Die Eigenkapitalquote ist mit mehr als 30 Prozent solide, im nächsten Jahr soll wieder ein signifikant positives Ergebnis erwirtschaftet werden.