Commerzbank im Sparzwang
Um die Commerzbank wieder profitabel zu machen, möchte Vorstandschef Martin Blessing den Rotstift im kriselnden Privatkundengeschäft ansetzen.
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Er muss den großen Abstand zur Konkurrenz endlich verkürzen. Einen strategischen Paukenschlag, mit dem die Deutsche Bank jüngst überrascht hatte, erwarten Beobachter von Blessing allerdings nicht.
Ein Vergleich mit dem großen Rivalen deckt die Probleme von Deutschlands zweitgrößter Geschäftsbank schonungslos auf. Die Deutsche Bank kam im vergangenen Jahr im Privatkundengeschäft auf ein Kosten-Ertrags-Verhältnis von 69 Prozent. Bis 2015 soll die Quote im Gesamtkonzern auf 65 Prozent verbessert werden - bei den Privatkunden sogar auf 60 Prozent. Davon kann Blessing nur träumen. In diesem Jahr lag die zentrale Effizienzkennziffer der Commerzbank im Geschäft mit Privatkunden durchgehend bei über 85 Prozent. Je höher die Quote, desto unprofitabler ist das Bankgeschäft.
Dabei wollte die Commerzbank nach der Fusion mit der Dresdner Bank im wichtigen Privatkundengeschäft eigentlich auf der Überholspur fahren. Doch die ehrgeizigen Pläne haben sich nicht erfüllt. Von der "einmaligen Chance" und dem "Quantensprung" blieb zuletzt fast nichts mehr. Im zweiten Quartal lief das Geschäft operativ sogar so schlecht, dass nur die Online-Bank Comdirect einen Verlustausweis vermeiden half.
Analysten erwarten daher deutliche Einschnitte auf der Kostenseite: "Die Cost Income Ratio sollte schon auf 70 bis 75 Prozent fallen", sagte Analyst Dirk Becker von Kepler Equities. Das Management um Blessing erwägt einen Abbau von 1000 bis 1800 Stellen im deutschen Privatkundengeschäft, wie das Wall Street Journal vergangene Woche erfuhr. Insgesamt beschäftigt die Bank hier 18.000 Mitarbeiter. Jeder zehnte Job könnte also dem Rotstift zum Opfer fallen und das wird wohl auch weitere Filialen kosten.
Bis zum Jahresende will die Commerzbank die Zahl der Filialen ohnehin auf 1.200 zurechtstutzen. Nach dem Zusammenschluss mit der Dresdner Bank waren es 1.600 Niederlassungen. Aus Sicht von Analysten könnte Blessing hier weiter streichen.
"Die Frage ist, ob eine Bank heute noch mehr als eine Filiale pro Großstadt braucht", bringt es Christian Muschick von Sylvia Quandt Research auf den Punkt. "Kombiniert mit Onlinebanking und Mobilvertrieb mögen zwei Filialen sogar für eine Stadt der Größe Frankfurts ausreichen." Aktuell ist die Commerzbank in der Finanzmetropole mit 23 Filialen vertreten. Muschick hält im Geschäft mit Privatkunden Einsparungen von bis zu 1,5 Milliarden Euro für möglich.
Allein mit Kostensenkungen ist es aus Analystensicht nicht getan. Die Bank müsse sich ebenso um eine Verbesserung der Erträge bemühen, sagte Muschick. Es gelte, den schmalen Grat zu finden, bis zu dem die Kosten gesenkt werden könnten, um der Konkurrenz auf den Fersen zu bleiben, ohne die Ertragsquellen weiter auszutrocknen.
Die Experten raten deshalb, auch die Produkte und Preise auf den Prüfstand zu stellen. "Die Commerzbank muss sich marktunabhängige Ertragsquellen erschließen", formuliert es Analyst Becker. Außerdem müsse das Institut mehr Standardprodukte anbieten, die sehr transparent, leicht verständlich und günstig seien.
Es sei nicht nötig, als billigster Anbieter aufzutreten, erläutert Muschick. Auch müssten nicht alle Produkte aus dem eigenen Haus kommen. Die Commerzbank müsse mit ihren Produkten aber mit am besten in der Kundengunst abschneiden.
Analyst Becker hält rückblickend die aggressive Werbung für das kostenlose Girokonto für einen großen Fehler. Es müsse ein Gebührenmodell gefunden werden, das die Kosten decke. Zudem regen die Analysten eine engere Verzahnung zwischen Filialen, mobilem Vertrieb und Onlinebanking an.
Muschick spricht sich nach dem Muster der Deutschen Bank für effizientere Strukturen auf den verschiedenen Ebenen des Institutes aus. Bei dem Konkurrenten sollen es statt zehn künftig nur noch acht Managementebenen geben. Auch die Commerzbank müsse Doppelstrukturen beseitigen und stärkere Anreize für Kooperationen zwischen den einzelnen Abteilungen setzen.
"Die Deutsche Bank hat einen richtigen Paukenschlag präsentiert - allerdings aus einer Position der Stärke heraus", sagt Experte Becker. "Ich erwarte nicht, dass die Commerzbank etwas Ähnliches macht. Ich wäre extrem positiv überrascht, wenn so etwas käme."
Die Deutsche Bank hat es allerdings leichter als die Commerzbank. Mit der Postbank gehöre der Platzhirsch im Privatkundengeschäft zur Gruppe, urteilt Becker. Außerdem könne die Deutsche Bank für viele Produkte höhere Preise verlangen, weil sie das Image einer etwas teureren Bank habe. Der Analyst bemüht den Vergleich mit zwei Automarken. "Es ist wie bei Opel und Mercedes - die Autos sind objektiv gleich gut, aber trotzdem kann Mercedes bessere Preise erzielen", sagte Becker.
Die Commerzbank will ihre künftige Strategie am 8. November vorlegen. Vorher, so sagte ein Sprecher, werde man sich zu den Vorschlägen der Analysten nicht äußern.
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