Deutsche Börse-News: Solide Substanz - oder zu ambitionierte Zukunftserwartungen?

24.11.25 11:22 Uhr

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FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach dem Fall unter 23.000 Punkte am Freitag startet der DAX etwas fester in die neue Woche. Die Diskussion pro und kontra KI-Blase hält aber an, die Stimmung bleibt angeschlagen.

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24. November 2025. FRANKFURT (Deutsche Börse). Jahresgewinne absichern, statt auf eine Jahresendrally zu hoffen - das scheint momentan der Tenor an der Börse zu sein. "Von weihnachtlicher Vorfreude kann keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Die ablaufende Handelswoche hinterlässt viele Verlierer, trotz positiver Quartalszahlen von Nvidia", kommentiert Claudia Windt von der Helaba.

Der DAX (DE0008469008) war am Freitag bis auf 22.943 Punkte gefallen, zum Handelsschluss waren es wieder 23.092 Zähler. Am Montagmorgen steht der Index bei 23.284 Punkten. Auch der Stoxx Europe 600 (EU0009658202) hat sich erholt und startet mit 563 Punkten in die neue Woche. Die Wall Street war mit Gewinnen ins Wochenende gegangen. Der stark gefallene Bitcoin zeigt sich ebenfalls fester und kostet nach im Tief unter 81.000 US-Dollar jetzt wieder 86.860 US-Dollar.

Auslöser für die Wende am Freitag:?"ußerungen des Präsidenten der New Yorker Fed, John Williams, er sehe "auf kurze Sicht" noch Spielraum für weitere Zinssenkungen.

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"Tech-Bewertungen nicht in extremen Regionen"

Doch die Sorgen um eine KI-Blase bleiben. Aus Sicht der Weber Bank spricht allerdings wenig dafür. "Die Bewertungen sind zwar hoch, bewegen sich im historischen Vergleich aber nicht in extremen Regionen und werden vor allem durch eine dynamische Gewinnentwicklung gestützt", erklärt Portfoliomanager Sören Wiedau. Viele führende KI- und Technologiekonzerne erwirtschafteten starke laufende Mittelzuflüsse, so dass sie ihre milliardenschweren Investitionsprogramme weitgehend aus dem operativen Geschäft finanzieren könnten.

"Die Abhängigkeit von Fremdkapital bleibt damit überschaubar und unterscheidet die aktuelle Phase klar von früheren Übertreibungsphasen", folgert Wiedau. Insgesamt geht er von einer überwiegend positiven Gewinnentwicklung der US-Unternehmen aus - gestützt durch ein moderates US-Wirtschaftswachstum. "In einem solchen Umfeld dürfte die Risikobereitschaft der Anleger weitgehend intakt bleiben und ein günstiges Klima für weiter steigende Aktienkurse bestehen."

Phase der Neujustierung

Der DZ Bank zufolge offenbaren die jüngsten Marktentwicklungen deutliche Unterschiede innerhalb des Tech-Sektors. "Besonders anfällig sind Geschäftsmodelle ohne belastbare Profitabilität und mit weit in der Zukunft liegenden Ertragsperspektiven", erklärt Birgit Henseler. Dagegen erwiesen sich profitable Technologiekonzerne als deutlich widerstandsfähiger. Vor diesem Hintergrund handele es sich weniger um das Platzen einer Blase als um eine gezielte Marktbereinigung, die vor allem spekulative Titel betreffe. Insgesamt deute alles auf eine Phase der Neujustierung hin, in der stärker zwischen solider Substanz und ambitionierten Zukunftserwartungen unterschieden werde.

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"Fröhliche Weihnachten in USA nur für Gutbetuchte"

Thomas Meißner von der LBBW schaut auf die US-Wirtschaft als Ganzes und verweist auf die am Freitag veröffentlichten Zahlen zum US-Konsumentenvertrauen der Universität Michigan: "Publiziert wurde ein Wert von 51 Punkten. In mehr als einem Vierteljahrhundert lag diese Zeitreihe nur ein einziges Mal niedriger", bemerkt er. Die Beurteilung der aktuellen Lage habe im laufenden Monat sogar einen neuen historischen Tiefststand erreicht. "Die US-Wirtschaftspolitik zeigt ihre miese Fratze: Die Beschäftigungslage verschlechtert sich stündlich, die Inflationserwartungen steigen und steigen." Die Frau und der Mann auf der Straße rechneten am aktuellen Rand mit einer Teuerung von 4,5 Prozent. "Fröhliche Weihnachten: In den Vereinigten Staaten 2025 nur etwas für Gutbetuchte."

Zumindest kommen nach Ende des Shutdown in den USA wieder Konjunkturzahlen. Bis zur Normalisierung wird es aber noch eine Weile dauern.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Montag, 24. November

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima November.

Dienstag, 25. November

8.00 Uhr. Deutschland: BIP drittes Quartal, zweite Schätzung. "Aufschwung sieht anders aus", kommentiert die Commerzbank und prognostiziert mit 0 Prozent eine Stagnation.

Mittwoch, 26. November

14.30 Uhr. USA: BIP drittes Quartal (noch unsicher wegen des Shutdown).

16.00 Uhr. USA: Preisindex Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie Oktober (noch unsicher wegen des Shutdown).

Donnerstag, 27. November

USA: Feiertag (Thanksgiving Day): Börsen geschlossen.

11.00 Uhr. Eurozone: EU-Kommission Economic Sentiment November. Die Frühindikatoren im Euroraum deuten weiterhin auf eine mühsame wirtschaftliche Erholung hin, erklärt die DekaBank.

Freitag, 28. November

USA: Nur verkürzter Handel.

8.00 Uhr. Deutschland: Einzelhandelsumsätze Oktober.

14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise November. Die Commerzbank geht davon aus, dass die Kernteuerungsrate auch im November mit 2,8 Prozent nur knapp unter der 3 Prozent-Linie gelegen hat. Wegen etwas höherer Energiepreise sei die gesamte Inflationsrate wohl sogar leicht auf 2,4 Prozent gestiegen.

Von: Anna-Maria Borse, 24. November 2025, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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