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Drei Fragen an

Börsenpsychologie: Sind die Anleger zu optimistisch?

04.06.10 12:00 Uhr

„Es gibt nichts, was so verheerend ist, wie ein rationales Anlageverhalten in einer irrationalen Welt", sagt Conrad Mattern, Experte für Behavioral Finance. Der Fondsberater und Experte für Behavorial Finance, warnt vor Korrekturen am Aktienmarkt.

von Silke Kampmann, Euro am Sonntag Online

Herr Mattern, Sie empfehlen, zwischenzeitliche Kursanstiege als Verkaufsgelegenheiten nutzen. Ist die Lage an den Aktienmärkten aus marktpsychologischer Sicht so düster?
Vor wenigen Wochen war die Risikofreude so hoch wie schon lange nicht mehr, dann kam der Absturz an den Märkten. Inzwischen haben wir aber immer noch keine Panik, noch nicht einmal eine starke Verunsicherung der Marktteilnehmer. Ganz im Gegenteil. Die Anleger verschließen die Augen vor den fundamentalen Problemen und sehen die Parallelen zwischen Japan in den 1990er Jahren und Euroland nicht. Ich erwarte japanische Verhältnisse mit einem niedrigem Wachstum und schwachen Aktienmärkten. Eine nennenswerte Inflation wird nicht auf uns zukommen.

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Nach ihrer Meinung wird auch der Euro weiter unter Druck bleiben. Was führt Sie zu dieser Einschätzung?
Den Euro belasten die Sparanstrengungen der Mitgliedsländer der EWU. Denn die laufen Gefahr zu übertreiben, so dass das Wachtum abgewürgt wird. Dann werden die Zinsen auf Dauer niedrig bleiben und der Euro wird zur Carry-Trade-Währung. Hinzu kommt aber auch, dass sich nun die ganzen Befürchtungen zu bewahrheiten scheinen, die zu Beginn des Euro geäußert wurden. Zu einer Währungsunion gehört zwingend eine politische Union und die haben wir eben noch nicht in der Form, wie es sein müßte. Das verleitet zu Spekulationen gegen die Gemeinschaftswährung.

Was für Indikatoren müssten nach dem Behavorial-Finance-Ansatz auftreten, damit wir auf ein Ende der Krise hoffen können?
Eigentlich ist das Umfeld für einen Wendepunkt immer dann bereitet, wenn auf den Titelseiten der Finanzmagazine der Untergang der Finanzmärkte beschrieben wird und die Anleger nur noch die Sicherheit suchen. Das gilt aber nur für den Fall, dass die internationale Finanzmarktarchitektur erhalten bleibt. In der Krise 2007-2009 konnte die Statik noch mit der massiven Liquidität gestützt werden. Ob das noch einmal gelingt, ist fraglich. Da kommt man dann schnell in eine Situation in der der Ratschlag gilt, dass man fröhlich sein und singen sollte, denn es könnte auch noch schlimmer kommen. Manchmal ist man dann auch fröhlich und singt und es kommt schlimmer. Die von der Behavioral Finance betrachteten Indikatoren sind nun einmal nicht immer Kontraindikatoren.

Dr. Conrad Mattern leitet die Vermögensberatung Conquest Investment Advisory AG und ist Berater des CONQUEST Behavioral Finance AMI-Fonds. Sein Spezialgebiet ist die Behavioral Finance, eine Forschungsrichtung, die sich mit der Psychologie der Anleger beschäftigt.