First Sensor: Guidance-Erhöhung mit Fragezeichen
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First Sensor hebt die Umsatzprognose für 2025 um bis zu 18 Prozent an - doch die Freude könnte trügerisch sein. Denn hinter der Anhebung stecken vor allem Vorzieheffekte.
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First Sensor AG überrascht mit einer deutlichen Anhebung der Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2024/25. Statt der zuletzt erwarteten 85 bis 95 Mio. Euro rechnet der Vorstand nun mit 100 bis 110 Mio. Euro - eine Steigerung von bis zu 18 Prozent an der oberen Bandbreite. Für den Berliner Sensorik-Spezialisten, der in den Bereichen Industrial und Medical tätig ist, ist dies grundsätzlich eine positive Nachricht – nachdem die Prognose zuvor erst im Juni gekappt worden war. Gerade deswegen lohnt sich aber ein differenzierter Blick auf die Hintergründe.
First Sensor ist seit 2019 Teil von TE Connectivity, einem global führenden Industrietechnologie-Konzern mit Hauptsitz in Irland, der an der New York Stock Exchange notiert ist und im S&P 500 vertreten ist. TE Connectivity bietet Konnektivitäts- und Sensorlösungen für diverse Branchen an, darunter Transport, erneuerbare Energien, automatisierte Fabriken, Datenzentren und Medizintechnik.
Der Vorstand nennt als Hauptgrund für die Umsatzsteigerung "Vorzieheffekte einiger größerer Kunden". Dieser Hinweis ist wichtig für die Einordnung: Es handelt sich offenbar nicht primär um eine gestiegene Gesamtnachfrage oder neue Großaufträge, sondern um eine zeitliche Verschiebung bereits geplanter Umsätze. Solche Vorzieheffekte sind in der Industrie nicht ungewöhnlich und können verschiedene Gründe haben - von geänderten Produktionsplänen der Kunden bis hin zu strategischem Lageraufbau.
Für First Sensor bedeutet dies einen willkommenen Umsatzschub im laufenden Jahr. Anleger sollten jedoch im Hinterkopf behalten, dass diese Umsätze im Folgejahr fehlen könnten, sofern sie nicht durch neue Aufträge kompensiert werden. Die Entwicklung im Geschäftsjahr 2025/26 wird daher besonders aufschlussreich sein.
Parallel zur Umsatzprognose hebt First Sensor auch die Investitionsplanung deutlich an: von 3,5 bis 5,5 Mio. Euro auf nun 6 bis 7 Mio. Euro. Der Grund sind Anzahlungen auf Projekte, die erst 2026 abgeschlossen werden. Dies kann als Zeichen für Zukunftsinvestitionen und Wachstumsambitionen interpretiert werden - das Unternehmen bereitet sich offenbar auf kommende Aufträge vor und baut Kapazitäten auf.
Gleichzeitig bindet dies natürlich Liquidität, ohne dass die Investitionen im laufenden Jahr bereits produktiv werden. Die Frage, wie sich diese Investitionen mittelfristig auf die Ertragskraft auswirken werden, bleibt entsprechend offen.
Die Mitteilung von First Sensor konzentriert sich ausschließlich auf Umsatz und Investitionen. Aussagen zur Profitabilität, zum EBITDA oder zu Margen fehlen. Dies ist durchaus üblich für Zwischenmeldungen zur Guidance, erschwert aber eine vollständige Bewertung der Geschäftsentwicklung. Insbesondere bei erhöhten Investitionen und möglichen veränderten Konditionen für vorgezogene Aufträge wäre ein Hinweis auf die Ertragslage hilfreich gewesen.
Positiv zu werten ist, dass First Sensor die Prognose überhaupt wieder anhebt. Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen seine Planungssicherheit verbessert hat und die Geschäftsentwicklung stabiler verläuft als ursprünglich angenommen.
Fazit: Als etablierter Player im Sensorik-Markt verfügt First Sensor über eine solide Marktposition. Die Zugehörigkeit zu TE Connectivity bietet zudem strategische Vorteile durch Synergien im globalen Netzwerk und Zugang zu einem breiteren Kundenspektrum. Die Guidance-Erhöhung ist grundsätzlich eine gute Nachricht für First Sensor. Die Vorzieheffekte relativieren allerdings die Euphorie etwas und machen die Entwicklung in der Finanzperiode 2025/26 zum wichtigen Gradmesser für die nachhaltige Geschäftsentwicklung. Anleger sollten die kommenden Quartalsberichte aufmerksam verfolgen, um zu sehen, ob First Sensor die Lücke durch neue Aufträge füllen kann und wie sich die erhöhten Investitionen auf die Profitabilität auswirken.
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