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Die Bullen bleiben im Vorteil

22.10.10 15:20 Uhr

Die Bullen bleiben im Vorteil | finanzen.net

Bekanntlich hat der DAX erst in der vergangenen Woche das von den Bullen lange ersehnte Jahreshoch erreicht, ...

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Indizes

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und auch der Euro Stoxx hat eine wichtige charttechnische Hürde überwunden. Doch wer dachte, dass damit für eine Weile die Spannung aus den Märkten weichen würde, hat sich bereits heute gewaltig getäuscht. Von Langeweile keine Spur, denn nun stellt sich eine neue Frage: kommt es zum wohlverdientem Pullback der Indizes an ihre Ausbruchslinien, was in etwa der Hälfte der Ausbrüche zu beobachten ist, oder gewinnt der Kursanstieg sogar noch an Dynamik? Dies ist natürlich möglich, wenn immer mehr Pessimisten und Unterinvestierte in die Märkte gezwungen werden, die gedanklich noch gänzlich im Krisenmodus verankert sind. Ich denke, dass noch eine ganze Menge Geld an der Seitenlinie parkt, welches in Sachwerte wie Aktien schwappen könnte. Außerdem grübeln bereits heute jede Menge Vermögensverwalter darüber, wie sie am Jahresende ihren Kunden das geldmarktnahe und schlecht diversifizierte „Krisenportfolio“ erläutern, falls die Indizes weiterhin freundlich bleiben sollten.
Sehr viele institutionelle Manager befinden sich bereits heute in dieser Zwangslage. Dies erkennen Sie daran, dass seit mehreren Wochen jede kleine Kursdelle zum Einstieg und Positionsausbau genutzt wird. Es würde mich daher nicht wundern, wenn die von mir hier bereits vor mehreren Wochen erwartete positive Überraschung, die bereits eingetreten ist, größer als geahnt wird. Unterstützend könnte dabei auch der schlechte Ruf des Oktobers wirken, der als Crashmonat verrufen ist und Investoren dazu ermuntert, erst im November zu investieren. Wenn Börse doch nur so einfach wäre!

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Die Bullen bleiben mittelfristig klar im Vorteil

Trotzdem und weil der Lauf für die Bullen gerade so schön ist, empfehle ich jederzeit den Risikozustand des „inneren Marktes“ im Blick zu behalten. Immerhin waren die Quartalszahlen der US-Firmen mehrheitlich zufrieden stellend, die Ausblicke aber nicht euphorisch. Auf der anderen Seite sind die Erwartungen nach mehreren freundlichen Wochen mit steigenden Kursen sehr hoch. Es stellt sich also die übliche Frage, an welchem Punkt beginnt das „Smart-Money“ allmählich, die Chips vom Tisch zu nehmen. Denn auch in diesem Herbst wird an der Börse die Zukunft und nicht die Vergangenheit gehandelt, weshalb der jetzige Kursanstieg zwangsläufig abflachen oder sich umkehren wird. In der vergangenen Woche habe ich hier den relativ flexiblen „10 Wochen-Indikator“ gezeigt, der die Anzahl der Aktien an der New Yorker Börse darstellt, die oberhalb ihrer 50-Tage-Linie handeln. Dieser Index zieht sich aktuell etwas von der 90-Prozent-Marke zurück und deutet darauf, dass der Markt kurzfristig relativ stark überkauft ist.
Für die mittelfristige Perspektive sollten Sie eher den etwas trägen NYSE Bullish Percent (BPI) beobachten. Stark vereinfacht zeigt dieser Risiko Indikator, dass der breite Markt überkauft ist, wenn mehr als 70 % der an der NYSE gehandelten Aktien auf einem objektiven Kaufsignal der P & F Technik handeln. Dieser Zustand wurde jetzt übrigens erreicht.

Wie wir schon seit Kostolany wissen, kann der Aktienmarkt länger übertreiben (überkauft bleiben), als dies rational ist. Daher kann sich auch der BPI eine Weile ohne Probleme oberhalb der 70 % halten. Kritisch wird es erst, wenn sich oberhalb von 70 % eine 0-Spalte bildet, und der Markt langsam abrutscht. Dann ist die Fallhöhe viel größer als z.B. von 40 % ausgehend, wie diesen Juni (Ziffer 6). Aktuell hat sich der Index wieder an die kritische Schwelle von 70 % gekämpft, was wie gesagt alleine noch kein Verkaufssignal ist. Lediglich ein Anzeichen dafür, dass Neuengagement mit höheren Risiken verbunden sind als bei einem Indexstand von bspw. 40 %. Es ist ebenfalls ratsam, nun einen Fuß über der Bremse zu halten. Doch sehen Sie selbst.

Nach wie vor sind die Bullen eindeutig im Vorteil. Die offensive Mannschaft darf auf dem Spielfeld bleiben, obwohl der Index nun allmählich in die überkaufte Zone klettert.

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S & P 500 zeigt dreifaches Kaufsignal

Der von mir bevorzugte P & F Chart des weltweit beachteten amerikanischen Leitindex S & P 500 deutet bisher noch keinen Drang zu Gewinnmitnahmen an. Aber die jüngste Kursentwicklung erinnert schon fast an eine Fahnenstange, der eine Konsolidierungspause in der Nähe der Widerstände bei 1.200 Punkten nicht besonders schaden würde. Auch hier gilt, dass eine hohe X-Säule noch kein Verkaufssignal bedeutet. Ganz im Gegenteil bildete sich im Chart während des jüngsten Angriffs der Bullen sogar ein wichtiges Kaufsignal der P & F Technik, welches ein dreifaches Top von unten durchbrach.

Mit einem Pull Back der Kurse ist trotzdem jederzeit zu rechnen, wenn auch der „äußere Chart“ wenig Anhaltspunkte für den Zeitpunkt einer möglichen Atempause gibt.

Beobachten sollte man auch die relativ weite Entfernung des aktuellen Kurses von der steigenden positiven Unterstützungsgerade. Dies ist ebenfalls kein eindeutiges Verkaufssignal, man sollte aber im Hinterkopf behalten, dass im Falle einer Konsolidierung die Kurse gerne bis in die Umgebung dieser Trendgeraden zurückfallen. Davon abgesehen sollte man auch in positiven Marktphasen nicht vergessen, dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn die Kurse bis zu 50 % des zuletzt gewonnen Terrains wieder abgeben. Wie gesagt, dass Kaufsignal der P & F Technik ist voll intakt und es gibt keinen objektiven Grund, voreilig aus dem Markt zu flüchten. Immerhin deutet das mittelfristige Kursziel der Projektionstechnik auf ein sehr hohes Kursziel von 1.400 Punkten.

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Korrektur im Goldsektor beginnt jetzt

In den vergangenen Tagen haben sich die Pressemeldungen zum vielzitierten „Währungskrieg“ deutlich verringert. Die USA scheinen nun sogar den Schulterschluss mit anderen wichtigen Nationen zu suchen, um den Streit nicht eskalieren zu lassen. Dies könnte dem zuletzt arg strauchelnden US-Dollar wieder Boden unter den Füßen geben. Die Aussicht einer Atempause im Währungsverfall könnte jetzt die Flucht in die Edelmetalle etwas abbremsen und Korrektur im Goldminensektor auslösen. Dies wäre meiner Meinung nach kein Beinbruch und bestimmt nicht das Ende der Hausse in diesem Sektor, der mittlerweile recht heiß gelaufen ist. Bedenken Sie, dass ein Kursanstieg von Zeit zu Zeit Luft ablassen muss, um neue Käufer anzulocken. Den Zeitpunkt des Ausatmens der Kurse kann man recht gut im Bullish Percent für den Goldminensektor ablesen, also im „inneren Chart“, den ich hier zeige.

Gut sehen Sie an diesem Chart, dass die Minen ein sehr volatiler Sektor sind, in dem Bullen und Bären häufig die dominierende Position tauschen. Dies erkennen Sie an den häufigen Spaltenwechseln. Bitte beachten Sie auch, dass in einer Spalte niemals X- und 0 gemeinsam auftreten. Entweder sind die Bullen am Drücker oder die Bären.

Im rechten Bereich erkennen Sie, dass Ende September (Ziffer 9) noch 80 % der Aktien des Sektors auf einem objektiven P & F Kaufsignal standen. Dies ist ein kritischer bzw. überkaufter Zustand, denn immerhin drehten auf ähnlichem Niveau sowohl im Jahre 2009 als auch in 2010 meist die Kurse. Vielleicht wundern Sie sich jetzt, warum ein Sektor oder der breite Aktienmarkt regelmäßige Wendepunkte aufweisen. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Angewohnheiten der Menschen nicht ändern. Irgendwann innerhalb eines Hausse-Zyklus beginnen die frühen Investoren, die zuerst auf den Zug aufgesprungen sind, die fundamental fragwürdigen Titel eines Sektors wieder abzustoßen. Man sagt zwar, dass die Hausse alle Schiffe hebt. Der Zeitpunkt der beginnenden Ebbe, die auf etwa 85 % der Aktien im Sektor wirkt, kommt aber immer näher!

Bildet sich in einem aktiven Sektor, wie jetzt bei den Goldminen, auf hohem Niveau eine frische 0-Spalte, die für einen beginnende Konsolidierungsphase spricht, sollten die kurzfristig orientierten Anleger auch einmal über Gewinnmitnahmen nachdenken.

Klaus Buhl hat in 18 Jahren als Händler und Analyst gelernt, wie Märkte funktionieren und welche Fehler von Anlegern gemacht werden. Er betreibt die Seite www.libra-invest.de, auf der Sie sich bitte für einen kostenlosen aber informativen Newsletter eintragen, der ihnen einen Einblick in den „inneren Markt“ gibt.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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