Umfrage zeigt: Amazons neue Pläne könnten Deutsche Bank & Co. massiv unter Druck setzen
Amazon hat zwischenzeitlich in zahlreichen Lebensbereichen Einzug gehalten. Nun will der E-Commerce-Riese auch noch im angestammten Geschäft von Deutsche Bank & Co. wildern. Die Aussichten dafür sind einer Umfrage zufolge durchaus erfolgversprechend.
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Schon seit geraumer Zeit kursieren Spekulationen über den Einstieg des Handelsriesen Amazon in den Bankenmarkt. Die Unternehmensberatung Bain & Co. hat ermittelt, dass der US-Konzern damit tatsächlich etablierten Finanzhäusern in die Parade fahren könnte.
Umfrage zeigt großes Interesse
Eine von den Beratern durchgeführte Umfrage unter 6.000 US-Verbrauchern mit dem Thema: "Wenn Amazon ein kostenloses Online-Bankkonto auf den Markt brächte, das mit 2 Prozent Cashback für alle Amazon.com-Käufe ausgestattet wäre, würden Sie sich anmelden, um es zu testen?" führte zu überraschenden Ergebnissen. Demnach würden rund zwei Drittel der Amazon Prime-Mitglieder ein kostenloses Amazon-Onlinekonto nutzen. Unter den Amazon-Kunden, die keine Prime-Vorteilsmitgliedschaft abgeschlossen haben, lag die Zustimmungsrate der Umfrage zufolge immerhin noch bei 43 Prozent. Nicht-Amazon-Kunden hätten zu 37 Prozent Interesse an einer solchen Dienstleistung des E-Commerce-Giganten.
Eine besondere Kundenbindung wies in diesem Fall die Gruppe der 18-34-Jährigen auf, von der 70 Prozent ein Amazon-Konto testen würden. Unter 35-54-Jährigen lag die Zustimmungsrate bei 50 Prozent, weniger als 40 Prozent der über 50-Jährigen äußerten sich positiv zu einem derartigen Angebot.
Banken haben Kundenvertrauen verloren
Die Ergebnisse der Bain-Umfrage zeigen wie loyal insbesondere Prime-Kunden dem Handelskonzern Amazon gegenüber stehen. Sie zeigen aber auch, dass etablierte Finanzhäuser Kundenvertrauen verspielt haben. Und das, obwohl die Banken nach der Finanzkrise zahlreiche Umstrukturierungsmaßnahmen unternommen haben. Doch in Sachen digitale Bankgeschäfte haben sich viele Geldhäuser lange in Zurückhaltung geübt - vielleicht zu lange. Denn zeitgleich hat Amazon immer neue kundenfreundliche Dienste an den Start gebracht - neben einer intuitiven Shopping-App nutzen zahlreiche Amazon-Kunden das Streaming-Portal Prime Video, das Musikstreaming über Amazon Music oder auch die Dienste des Sprachassistenten Alexa zwischenzeitlich wie selbstverständlich. Dass viele Umfrageteilnehmer dem Konzern aus Seattle in diesem Zusammenhang auch zutrauen, ein digitales Konto an den Start zu bringen - das darüber hinaus noch eine Cashback-Funktion beinhaltet - scheint daher kaum verwunderlich.
Amazon als reale Gefahr?
Bain & Co. kommt in seiner Auswertung der Umfrage darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass Amazon ein Online-Konto nur ein erster Schritt ins Sachen Finanzdienstleistungen sein könnte. Nach der Übernahme von Whole Foods wäre es ein Leichtes, Geldautomaten an den Standorten der Märkte zu platzieren. Zudem könnte ein Girokonto als Ausgangspunkt für andere Finanzdienstleistungen dienen, darunter Privatkredite, Versicherungen und Investitionen, erklärt Gerard du Toit, Partner bei Bain & Co. Dies sei die größte Gefahr für Banken, da diese Produkte in der Regel profitabler sind - und die Leute kaufen oft Produkte ihres Hauptfinanzinstituts, so Toit weiter. Angesichts der Tatsache, dass Amazon-Kunden etwa 75 Prozent des gesamten Haushaltsvermögens der USA kontrollieren, stufen die Unternehmensberater die Gefahr für etablierte Finanzhäuser durchaus als real ein. Setze man alles zusammen, komme man zu dem Ergebnis: "Wow, wenn Amazon ins Bankgeschäft geht, könnte es massive Störungen verursachen, die um Längen bedeutender sind als alles zuvor".
Konkurrenz für Deutsche Bank & Co.?
Doch die Auswirkungen eines solchen Schrittes dürften voraussichtlich nicht nur auf den US-Markt durchschlagen - auch die Bankenbranche in Übersee könnte der Einstieg von Amazon in diesen Bereich empfindlich unter Druck setzen. Schließlich agiert Amazon global und insbesondere in Deutschland haben Finanzhäuser den Nimbus der Unflexibiliät anhaften - bedingt auch durch starke Regulierung. Junge Bankkunden hingegen wünschen sich einfache, unkomplizierte und flexible Abläufe - auch und gerade bei der Abwicklung ihrer Bankgeschäfte.
Die Nachfrage nach einem Amazon-Girokonto dürfte auch hierzulande bestehen. Denn die etablierten Player wie Deutsche Bank oder Commerzbank tun sich schwer im Privatkundengeschäft, noch immer dominieren hier Sparkassen und Volksbanken den heimischen Markt. Ein Punkt, an dem Amazon ansetzen könnte. Jüngst machten zudem Spekulationen die Runde, Amazon könnte Interesse an der Übernahme der vor dem Verkauf stehenden Real-Märkte haben. Genau wie bei Whole Foods hätte der US-Gigant damit auf einen Schlag die Möglichkeit, ein großes Netz an Geldautomaten zu etablieren.
Doch halten es Beobachter trotzdem für wenig wahrscheinlich, dass Amazon eine komplette Banklizenz beantragen wird. Denn in Sachen Regulierung hätte Amazon wohl keine Vorteile, sollte der Konzern eine Banklizenz beantragen, wäre es ebenfalls starken Regularien ausgesetzt, die sich negativ auf die aggressive Wachstumsstrategie des Konzerns auswirken könnten. Denkbar wäre aber eine Kooperation mit einem Finanzinstitut - angeblich sollen die Verhandlungen mit JPMorgan über eine Partnerschaft bereits laufen. Das sollte auch heimische Institute wie die Deutsche Bank und die Commerzbank hellhörig werden lassen.
Redaktion finanzen.net
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23.03.2017 | Whole Foods Market Sell | UBS AG | |
14.08.2015 | Whole Foods Market Sell | Pivotal Research Group | |
04.02.2009 | Amazon.com sell | Stanford Financial Group, Inc. | |
26.11.2008 | Amazon.com Ersteinschätzung | Stanford Financial Group, Inc. |
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