SUSS MicroTec: Das Ende der Wachstumsstory?
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SUSS MicroTec meldet ein Umsatzplus von 15 Prozent im dritten Quartal - doch statt Jubel herrscht Ernüchterung. Die Margen brechen dramatisch ein, der Auftragseingang schwächelt, und nun kündigt der Vorstand Kostensenkungen an.
Die Zahlen lesen sich auf den ersten Blick wie ein Widerspruch: SUSS MicroTec steigerte den Umsatz im dritten Quartal um beachtliche 15 Prozent auf 118 Mio. Euro, doch die Stimmung an der Börse ist alles andere als euphorisch. Der Grund liegt in den Margen, die dramatisch unter Druck geraten sind und die Erwartungen der Analysten deutlich verfehlten. Mit einer Bruttomarge von nur 33,1 Prozent - der Konsensus hatte 38,1 Prozent auf dem Zettel - läuten beim Halbleiterausrüster die Alarmglocken.
Besonders ernüchternd ist dabei die Einsicht, dass die operative Gewinnmarge mit 10,5 Prozent nicht nur zwei Prozentpunkte unter den Erwartungen lag, sondern auch deutlich schwächer ausfällt als in den Vorquartalen. Was hier sichtbar wird, ist ein klassisches Dilemma wachsender Technologieunternehmen: Der neue Produktionsstandort in Zhubei auf Taiwan verschlingt Ressourcen - doppelte Mieten, Umzugskosten, Anlaufverluste. Das war zwar eingeplant, doch die tatsächlichen Auswirkungen auf die Ertragslage wurden offenbar unterschätzt. Hinzu kommt ein ungünstiger Produkt- und Kundenmix, der die ohnehin angespannte Margensituation weiter belastet.
Noch beunruhigender ist jedoch der Blick auf den Auftragseingang: Mit nur 70 Mio. Euro im dritten Quartal zeigt sich die Dynamik gedämpft, ein Minus von fast 17 Prozent zum Vorjahr. Das ist mehr als ein Warnsignal, es deutet auf eine nachlassende Nachfrage hin, die dem Management sichtlich Sorgen bereitet. Nicht umsonst kündigte der Vorstand "geeignete Maßnahmen zur nachhaltigen Senkung der Kostenbasis" an - eine Formulierung, die wenig Raum für Interpretationen lässt.
Dabei zeigt sich SUSS MicroTec als Spiegelbild einer gesamten Branche, die nach dem Boom der vergangenen Jahre nun mit Normalisierungstendenzen kämpft. Die Halbleiterindustrie durchläuft einen Zyklus, in dem Überkapazitäten und verhaltene Investitionsbereitschaft der Chiphersteller auf eine Zeit folgen, in der Lieferengpässe und Expansionsdrang die Geschäfte beflügelten. In diesem Umfeld wird es für Ausrüster wie SUSS zunehmend schwieriger, die gewohnten Margen zu verteidigen. Der Preisdruck nimmt zu, während gleichzeitig die Fixkosten durch Expansionsprojekte steigen - eine gefährliche Schere.
Die revidierte Jahresprognose spiegelt diese angespannte Lage wider: Während die Umsatzspanne von 470 bis 510 Mio. Euro bestätigt wird, muss die Margenprognose deutlich zurückgenommen werden. Das „strikte Kostenmanagement“ für das vierte Quartal klingt dabei eher nach Schadensbegrenzung als nach strategischer Weitsicht. Bemerkenswert ist, dass sich SUSS MicroTec in den ersten neun Monaten mit einer Bruttomarge von 35,9 Prozent und einer EBIT-Marge von 14,1 Prozent durchaus im soliden Bereich bewegt - das dritte Quartal scheint ein besonders harter Brocken gewesen zu sein.
Fazit: Die Situation bei SUSS MicroTec zeigt exemplarisch, wie schnell sich Wachstumsgeschichten eintrüben können, wenn operative Herausforderungen unterschätzt werden. Die Investition in den Taiwan-Standort ist strategisch sinnvoll, um näher an den asiatischen Halbleitermarkt zu rücken, doch die Übergangsphase erweist sich als kostspieliger als gedacht. Anleger müssen nun abwägen, ob sie bereit sind, diese schwierige Phase durchzustehen, in der Hoffnung, dass die strukturellen Anpassungen greifen und die neue Produktionskapazität mittelfristig ihre Früchte trägt.
Ebenfalls mit Kursrückgängen war zuletzt PNE konfrontiert, doch hier gibt es zeitnah Hoffnung auf Besserung. Mehr dazu hier: zum Artikel
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