Oracle-Aktie tiefrot: Streit mit Blue Owl um die Finanzierung eines KI-Megarechenzentrums

Ein möglicherweise geplatzter Deal zwischen Oracle und Blue Owl rückt die Risiken der milliardenschweren KI-Infrastruktur ins Rampenlicht.
Werte in diesem Artikel
• Finanzierung von KI-Rechenzentren wird kritischer bewertet
• Blue Owl zieht sich aus Michigan-Projekt zurück
• Oracles Schulden und Investitionen rücken in den Fokus
Oracle und der alternative Kreditgeber Blue Owl stehen im Zentrum einer Debatte darüber, wie riskant die Finanzierung der KI-Infrastruktur geworden ist.
Ausgangspunkt des Konflikts
Auslöser der aktuellen Diskussion ist ein geplantes Rechenzentrum in Saline Township im US-Bundesstaat Michigan, das Oracle für rechenintensive KI-Workloads - unter anderem für OpenAI - errichten will. Das Projekt besitzt ein geplantes Volumen von rund 10 Milliarden US-Dollar und soll als 1-Gigawatt-Campus zu den größten KI-Rechenzentren in den USA gehören. Nach übereinstimmenden Medienberichten haben die Gespräche mit Blue Owl Capital über eine Beteiligung an der Finanzierung dieses Megaprojekts jedoch einen Bruch erlitten.
Rolle von Blue Owl für Oracle
Blue Owl Capital gilt als einer der wichtigsten Finanzierungspartner für Oracles rasanten Ausbau der Rechenzentrums-Kapazitäten in den USA. In früheren Deals hat Blue Owl große Standorte finanziert, die dann im Besitz des Investors blieben, während Oracle die Flächen über langfristige Mietverträge nutzte - ein Modell, das schnelles Wachstum ermöglicht und zugleich die Bilanz entlastet. Gerade im Umfeld der KI-Euphorie war Blue Owl damit ein zentraler Baustein von Oracles Infrastrukturstrategie.
Bruch beim Michigan-Projekt
Beim neuen Michigan-Campus soll es nun anders gekommen sein: Laut Berichten hat Blue Owl die Gespräche abgebrochen und wird das Projekt nicht finanzieren. Als Gründe werden vor allem Sorgen über Oracles stark steigende Verschuldung und die enormen Vorlaufkosten für KI-Rechenzentren genannt. Blue Owl selbst kommentierte die Vorgänge zunächst nicht öffentlich, während die Meldung an den Märkten wie ein Misstrauensvotum gegen das Tempo des Ausbaus gelesen wurde.
Oracles Dementi und Alternativpläne
Oracle weist die Darstellung eines geplatzten Deals zurück und spricht von einer bewussten Partnerwahl zugunsten eines anderen Investors. Das Unternehmen betont, das Projekt sei weiterhin "im Zeitplan", die Verhandlungen mit einem neuen Eigenkapitalpartner - teils wird Blackstone als Kandidat genannt - liefen planmäßig. Gleichwohl bleibt für Anleger die Kernfrage bestehen, zu welchen Konditionen Oracle in Zukunft Milliardenprojekte finanzieren kann, wenn ein eingespielter Partner wie Blue Owl aus einzelnen Deals aussteigt.
Aktie wird abgestraft
Die Diskussion fällt in eine Phase, in der Oracle ohnehin wegen hoher Investitionen unter Druck steht: Der Konzern hat allein 2024/25 rund 18 Milliarden US-Dollar an neuen Schulden aufgenommen, und die langfristigen Leasingverpflichtungen für Rechenzentren und Cloud-Kapazitäten summieren sich auf knapp 248 Milliarden US-Dollar.
An der Börse reagierten die Anleger empfindlich: Die Oracle-Aktie verlor im Zuge der Berichte an der NASDAQ 5,40 Prozent auf 178,46 US-Dollar und liegt inzwischen deutlich unter früheren Jahreshöchstständen. Marktbeobachter werten den Kursrückgang als Mahnung, dass die Finanzierung des KI-Booms Grenzen hat - und dass selbst Branchengrößen wie Oracle von der Risikowahrnehmung ihrer Geldgeber abhängig bleiben.
Redaktion finanzen.net
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