Marktbericht & Presseschau Ulrich Kirstein

Trump-Risiken einblenden

26.05.25 11:45 Uhr

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Ulrich Kirstein mit der Presseschau

Der Dax im Höhenflug, die USA abgestraft, US-Anleihen unter Feuer und US-Kurse zumindest kurzfristig unter Druck, Trump legt nach, der Dax bricht ein, so könnten wir die trumplastige Kurzfassung der Börsenwoche zusammenfassen. Wir in Deutschland freuen uns hingegen bereits über ein Wachstum unter einem halben Prozent - die Ansprüche sinken mit der Zeit…

Fiskalkollaps und kein Feuerlöscher

Am Dienstag war es endlich soweit und der Dax nahm mit 24.000 Punkten die nächste Hürde: "Dax im Höhenflug", jubelt die Börsen-Zeitung, legt aber gleich kritisch nach: "Europas Aktienanleger blenden Trump-Risiken aus". Prompt wurde Trump quasi abgestraft, denn Moody’s entzog als dritte Ratingagentur den USA das Tripple-A-Rating. "Amerikas Banken verlieren den Staat als Feuerlöscher", umschreibt dies die Börsen-Zeitung blumig. Warum, das rechnet die Frankfurter Allgemeine Zeitung nach: "Die USA geben zu viel Geld aus und nehmen zu wenig ein". Auktionen von US-Anleihen stießen deshalb auf wenig Nachfrage und die Aktienmärkte brachen ein: "Treasury-Renditen ziehen an: Furcht vor US-Fiskalkollaps schreckt Investoren ab", erklärt die Börsen-Zeitung. Und als wir hofften, der Dax hält sich über den 24.000 Punkten, wütet einmal mehr Trump mit Zöllen von 50 Prozent auf EU-Produkte, passgenau veröffentlicht auf Social Truth. "Trumps Eröffnungsangebot", titelt die Frankfurter Allgemeine Zeitung und weg waren sie, die 24.000.

Kummer oder Doppelwumms

Die Wirtschaftsweisen trauen Deutschland auch in diesem Jahr kein Wachstum zu, aber immerhin auch kein Minus. "Konjunkturprognose: Drittes schlechtes Jahr in Folge", schreibt die Süddeutsche Zeitung. Vielleicht erwirtschaften wir im kommenden Jahr ein Wachstum von einem Prozent! "Kummer-Gutachten für den Kanzler", nennt es der Münchner Merkur. Ein Trost für den Kanzler und uns: Die Trefferquote des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, so der offizielle Titel der fünf Weisen, ist überschaubar. Im ersten Quartal 2025 legt das BIP um 0,4 Prozent zu - das ist hierzulande schon Anlass zur Freude über einen Doppelwumms: "Deutsche Wirtschaft wächst doppelt so schnell wie gedacht", schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbandes, fordert: "Unser Land braucht neues Denken", laut Börsen-Zeitung zumindest. Mehr Denken an sich wäre überhaupt schön, finden wir…

Zum Erfolg katapultiert

"Jetzt geht’s los", freut sich Börse Online. Aber was eigentlich? Ein mit Stiefeln, Helm und Brille einigermaßen geschützter Kandidat wird in ein riesiges Band in Deutschlandfarben gespannt, bereit zum Losschleudern, wohin auch immer. Denn: "Starke Zahlen, starkes Momentum - 5 deutsche Aktien im Aufwind". Warum auch nicht - die nächste Dunkelflaute kommt bestimmt. Wir raten Anlegern grundsätzlich, langfristig zu denken. Focus Money gibt sich ebenfalls vorausschauend: "Die besten Investments für die nächsten 25 Jahre" werden angepriesen. "Aktien, ETFs, Fonds - der geniale Weg zum Reichtum". Wir haben als Babyboomer kurz nachgerechnet - in 25 Jahren dürfte unsere Bedürfnispyramide stark im pharmazeutischen Sektor beheimatet sein. Der Aktionär titelt mit "Fallen Angels" oder "Erst Crash, dann Rally: 5 Turnaround-Wetten - 260 Prozent sind drin". Gegen eine überschaubare Eintrittsgebühr gibt es übrigens den gewaltigen Engelssturz mit mehr als fünf fallenden Engeln von Peter Paul Rubens in der Alten Pinakothek in München zu bewundern.

Namens-Los

Wir glauben einfach, dass es sich im weitesten Sinne um eine Wirtschaftsfrage dreht, lesen wir den Artikel doch auf der "Geld & Markt"-Seite des Münchner Merkur, eingeklemmt zwischen den "Lebendpreisen für Schlachtschweine und Bullen" und dem "Heizpelletsmarkt in der Region". Kinder brauchen, wenn sie auf die Welt kommen, neben der Steuernummer auch einen Namen. In Sozialen Medien ist es zwar gängige Praxis und aufgrund von Persönlichkeitsrechten auch wünschenswert, den Nachwuchs durchzuzählen in K1, K2, K3 etc. Im realen Leben ist dies jedoch unerwünscht. Ob Bergfreaks ihre Kinder Everest und K2 nennen möchten, sei einmal dahingestellt. Was aber passiert, wenn sich die Eltern partout nicht zwischen beispielsweise Hermine und Chantal einigen können und sich auch noch getrennt haben? Das behandelt der Artikel "Streit um Taufnamen". Es brauchte nun erst ein höchstrichterliches Urteil, das den salomonischen Kompromiss des Doppelnamens empfahl und damit derjenigen Partei, die sich dafür einsetzte, Recht gab. Je nach Elternteil kann so bei Hermine-Chantal ein Namensbestandteil weggelassen werden - nur das Kind muss mit beiden leben.

Müllregeln

Wir lieben Regeln. Wir leiden, wenn es zu viele sind. Und wir leiden, wenn es zu wenige gibt. Eines unserer Lieblingsregulierungsthemen ist - neben der Bankenregulierung - die Mülltrennung. Und hier spielt die Braune Tonne jetzt die Hauptrolle: Denn im Mai ist eine bundesweite neue Bioabfallverordnung in Kraft getreten, an die es sich zu halten gilt. Nur noch 1 Prozent Plastik und 3 Prozent "Störstoff" dürfen pro Tonne enthalten sein. Um das zu gewährleisten, werden sogenannte "Sichtkontrollen" eingeführt. Nicht ganz klar ist jedoch, wie eine solche Sichtkontrolle stattfinden könnte und von welchen wahrscheinlich hochqualifizierten und zertifizierten Biomüllsichtkontrolleuren. Das Problem: Falsch entsorgter Abfall muss händisch von Menschen aussortiert werden, vorsichtig formuliert zählt dies nicht zu den schönsten Tätigkeiten. Strafen soll es aber nicht geben, die Höchststrafe ist, dass die falsch bestückte Tonne nicht geleert wird - zumal im Sommer. Als Haupttäter werden Mehrfamilienhäuser ausgemacht, wobei wohl eher die Einwohner gemeint sind. Diese verstecken ihre Müllentgleisungen gerne hinter einer Mauer der Anonymität. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung überschreibt ihren Artikel dazu: "Wenn die braune Tonne stehen bleibt".

Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.