Nobelpreisträger hält Euro-Bonds für „gute Idee“
Deutschland sträubt sich gegen gemeinsame Anleihen der Euro-Länder. Der Nobelpreisträger Robert Mundell bezeichnete sie als eine „gute Idee“
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Von Sabine Gusbeth, Hong Kong
Für Investoren sei es viel besser eine gemeinsame Anleihe der Euro-Länder zu haben als viele Bonds der einzelnen Länder wie bislang. Das sagte der Nobelpreisträger Robert Mundell am Dienstag auf dem Asian Financial Forum in Hong Kong.
Bislang sei es sehr kompliziert in die Euro-Zone zu investieren, da das Angebot an Anleihen von den verschiedenen Ländern unübersichtlich sei. „Das mögen die Leute nicht“, sagte Mundell mit Blick auf mögliche Investoren.
Der Kanadier erhielt 1999 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Er wurde damit ausgezeichnet für seine Arbeiten zur Geld- und Fiskalpolitik in verschiedenen Wechselkurssystemen sowie für seine Analyse optimaler Währungsräume. Sein Werk gilt als die Grundlage für die Einführung der Einheitswährung Euro.
Einige Länder der Euro-Zone, darunter Deutschland und Frankreich sträuben sich gegen gemeinsame Anleihen. Sie befürchten nicht nur, dass dadurch die eigenen Zinsen für die Staatsschulden steigen, sondern auch dass dadurch für hochverschuldete EU-Länder der Anreiz sinkt, ihre Schulden abzubauen. Mundell glaubt jedoch nicht, dass Euro-Bonds die Schuldenproblematik in der EU verschärfen.
Mehr Sorgen macht dem Nobelpreisträger das Auseinanderdriften von Euro und US-Dollar. Der Euro-Dollar-Kurs müsse stabilisiert werden. Er plädierte für eine Leitwährung aus Euro und US-Dollar, als „stabilen Anker“ und Grundlage für eine Weltwährung. Diese solle auf den Sonderziehungsrechten des Internationalen Währungsfonds (IWF) basieren, die sich aus einem Währungskorb aus US-Dollar, Euro, dem britischen Pfund, dem japanischen Yen und dem chinesischen Renminbi (RMB) zusammensetzen.
Bislang ist der RMB nicht Teil des Währungskorbes, weil er nicht frei konvertierbar, sondern an den Dollar gekoppelt ist. Als Exportweltmeister und zweitgrößte Wirtschaftsmacht könne China jedoch nach Ansicht von Mundell nicht ausgeschlossen werden. Noch in diesem Jahr will der IWF die Zusammensetzung des Korbes überprüfen, dabei dürfte die Aufnahme des RMB Thema sein.
Mundell hält nichts davon, den RMB vom Dollar zu entkoppeln. Zu groß sei die Gefahr, dass sich Spekulanten auf die Währung der aufstrebenden Wirtschaftsmacht stürzen, um von der Aufwertung zu profitieren. Besser sei es, wenn China den „Renminbi jährlich um zwei bis drei Prozent aufwertet“ und gleichzeitig das Handelsdefizit abbaut, beispielsweise indem es den Binnenkonsum fördert. Dieser sei mit nur 38 Prozent des Bruttoinlandprodukts „schockierend niedrig“.
An der Geldpolitik der USA ließ Mundell kein gutes Haar. Es sei ein „großes Verbrechen“, dass die US-Notenbank Fed im Jahr 2008 zugelassen habe, dass der Dollar um 30 Prozent gestiegen sei. Dadurch sei die Zentralbank an Firmenpleiten wie der des US-Autobauers General Motors mit Schuld. Die Fed wiederholte ihre Fehler, als sie zuließ, dass der Dollar aufgrund der Schuldenkrisen in Europa wieder deutlich zulegte. Diese beiden Fehleinschätzungen hätten die milliardenschweren Konjunkturpakte in den USA überhaupt erst nötig gemacht.
Das Asian Financial Forum wird von der Regierung von Hong Kong und dem Hong Kong Trade Development Council (HKTDC) ausgerichtet. Das Gipfeltreffen der Finanzbranche in Asien findet zum vierten Mal statt.