HSH Nordbank Produktkolumne Nico Hamm

Handlungsalternativen trotz niedriger Zinsen

13.02.15 15:14 Uhr

Handlungsalternativen trotz niedriger Zinsen | finanzen.net

Wenn Neuigkeiten Unerwartetes bedeuten, gibt es von den Rentenmärkten wenig Neues zu berichten. Denn die Zinsen sind nach der Entscheidung der EZB, Staatsanleihen zu kaufen, erwartungsgemäß noch weiter gesunken.

Und die Krise um Griechenland verstärkt diesen Trend. Zehnjährige Bundesanleihen notierten zwischenzeitlich mit 0,30 % auf einem Tiefststand. Kein Umfeld, das Zinsphantasien hervorruft und dennoch - oder besser gerade deshalb - fragen private Anleger unterschiedlichste Zinsprodukte nach.

Die Dauerbrenner: Stufenzins- und Floater-Anleihen

Immer noch ganz oben auf der Nachfrageskala stehen Stufenzins-Anleihen. Ihre Verzinsung steigt über die Laufzeit kontinuierlich an. Somit ist der gesamte Zinsertrag schon bei Zeichnung bekannt. Einige Emittenten statten ihre Stufenzins-Anleihen mit Kündigungsrechten aus. Dieses übt die Emittentin aus, wenn das Zinsniveau unter den jeweiligen Zins der Anleihe fällt. Der Anleger erhält dann zwar 100 % seines Nennbetrags zurück, muss allerdings auf die weiteren über dem Marktniveau liegenden Zinszahlungen verzichten. Der Anreiz dieser Produktgestaltung liegt in einer höheren Rendite: Bietet beispielsweise ein Papier mit durchgehend festem Zinssatz und einer Laufzeit von sechs Jahren derzeit einen Kupon von 1 % p.a., ist z. B. eine zehnjährige Stufenzins-Anleihe bis zum 1. Kündigungstermin nach fünf Jahren mit einem Kupon ausgestattet, der bei 1 % p.a. beginnt, im dritten Jahr auf 1,25 % p.a. und im fünften auf 1,5 % p.a. steigt.

Erwartet ein Anleger für die Zukunft steigende Zinsen, wird er sich für eine Floater-Anleihe (Marktzins-Anleihe) entscheiden. Bei diesen Produkten richtet sich die Kuponzahlung nach einem Referenzzins am Geldmarkt, meist dem Euro Interbank Offered Rate ("Euribor") für sechs Monate. So partizipiert der Investor bei steigenden Marktzinsen unmittelbar und uneingeschränkt an den steigenden Zinsen. Produktvarianten bieten z. B. einen festen Zinssatz, der in den ersten Jahren oberhalb des aktuellen Euribor-Satzes liegt. In den Folgejahren ist der Kupon dann vom Referenzzinssatz abhängig.

Höhere Ertragschancen bei etwas mehr Risiko

Wer höhere Renditen sucht, bereit ist, in Aktien zu investieren und trotzdem Wert auf Kapitalerhalt legt, für den könnten Kuponkorridor-Anleihen eine interessante Alternative sein. Wertentwicklung und jährliche Verzinsung sind an die Performance breit gestreuter Aktienindizes wie des DAX® oder des EURO STOXX 50® geknüpft. Vorgegeben wird eine Kurs-Bandbreite von beispielsweise 80 % bis 120 %. Bleibt der Index über die gesamte Laufzeit innerhalb dieses Korridors, erhält der Investor jährlich einen vorgegebenen Zins von z. B. 3 % p.a. und am Ende 100 % des Nennbetrags ausgezahlt. Andernfalls erhält der Investor einen Mindestzins von z. B. 0,25 % p.a., erhält aber weiter die 100 % des Nennwertes zurückbezahlt am Ende der Laufzeit. So lässt sich bei seitwärts tendierenden Aktienmärkten eine attraktive Rendite erzielen.

Eine weitere Alternative bilden Höchstbetrag-Garant-Anleihen. Mit ihnen setzt der Anleger auf steigende Aktienmärkte. Für die Wertentwicklung ist ausschließlich der Indexstand zum am Ende der Laufzeit maßgeblich. Dieser wird mit dem Anfangswert verglichen. Liegt der Endwert darunter, erhält der Anleger 100 % des Nennbetrags zurück. Ist der Index hingegen gestiegen, profitiert der Investor durch einen entsprechenden Wertzuwachs. Der "Preis" für die 100 %ige Rückzahlung liegt allerdings in einem vorab festgelegten Höchstbetrag, z. B. 140 % des Indexstandes.

Investoren haben somit auch in Niedrigzinsphasen attraktive Anlagealternativen bei 100 %iger Rückzahlung. Sie sollten sich allerdings bei Zeichnung über das bei Schuldverschreibungen übliche Risiko der Zahlungsunfähigkeit des Emittenten informieren.

Nico Hamm ist Leiter der Abteilung Sparkassen, Banken & Öffentliche Kunden Nord und ist damit auch verantwortlich für den Verkauf der strukturierten Anleihen der HSH Nordbank. Als ausgewiesener Experte für Retailanleihen mit langjähriger Erfahrung schreibt er regelmäßig in seiner Kolumne über alle Themen rund um strukturierte Anleiheprodukte.

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