Soros: Eurobonds zur Lösung der Euro-Schuldenkrise nötig
Im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise hat US-Starinvestor George Soros erneut auf die Notwendigkeit von Eurobonds gepocht.
"Neben Eurobonds sind zusätzliche Strukturreformen in einzelnen Ländern geboten", sagte Soros am Dienstag auf einem Weltwirtschaftssymposium in Kiel. "Denn Eurobonds allein lösen nicht das Problem der Wettbewerbsfähigkeit."
"Notwendig ist eine gemeinsame Lösung, wenn man ein vereinigtes Europa haben will - was wir meiner Ansicht nach alle tun", sagte Soros. Bei der Finanzierung von Schulden profitiert Deutschland derzeit von der aktuellen Situation. Die umstrittenen gemeinsamen Anleihen (Eurobonds) sollen die Zinslast für Krisenstaaten senken. Für Deutschland würde die Kreditaufnahme dadurch aber wahrscheinlich teurer. Die Bundesregierung ist bislang gegen Eurobonds.
Soros sprach mit Blick auf die ablehnende Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) von einem "mächtigen Tabu". Seiner Ansicht besteht die Wahl zwischen Transferzahlungen, wodurch die Eurozone zu einer von niemandem gewollten Transferunion würde und einer Garantie in Form gemeinsamer Anleihen, "für die man niemals wird zahlen müssen". Strukturreformen in Südeuropa allein reichten nicht. "Wir brauchen beides, Eurobonds und Strukturreformen." Soros ist einer der bekanntesten Hedgefonds-Manager. Der 1930 in Ungarn geborene Investor verwaltet Milliarden-Vermögenswerte.
Stefan Kooths vom Prognosezentrum des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) bezeichnete Eurobonds dagegen als "falsches Signal gegenüber den Kapitalmärkten". Er forderte stattdessen Fiskalregeln auf nationaler Ebene. Diese würden eine langfristige Schuldenquote als Zielgröße vorgeben, in Krisenzeiten jedoch Mehrausgaben ermöglichen, um die Konjunktur anzukurbeln.
Der für das Eurogebiet zuständige OECD-Experte Eckhard Wurzel lehnte Eurobonds strikt ab. Sie seien immer Transferleistungen. Gläubigerländer akzeptierten damit höhere Zinssätze, um den Schuldnerstaaten niedrigere Zinsen zu ermöglichen. Nach Wurzels Einschätzung würde das die Kraft der Kapitalmärkte unterdrücken, deren Dynamik unbedingt gebraucht werde. Er forderte stattdessen ganzheitliche Strukturreformen in den betroffenen Ländern. Dazu gehöre auch die Schließung, Restrukturierung oder Rekapitalisierung in Schieflage geratener Banken.
Noch bis einschließlich Mittwoch suchen 600 Fachleute aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf dem Symposium Lösungen für globale ökonomische Probleme. Unter den Teilnehmern sind hochrangige Politiker, Wissenschaftler und Unternehmensführer. Organisiert wird die Veranstaltung vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Das mittlerweile sechste Symposium findet zum vierten Mal in Schleswig-Holstein statt. Gastgeber der vorigen Auflage war Rio de Janeiro, 2014 wird Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur diese Rolle übernehmen./akl/DP/jkr
KIEL (dpa-AFX)