Halbleiter-ETFs: Zwischen Trump-Zöllen und KI-Boom

Der globale Halbleitermarkt steht vor einem Paradox: Während die langfristigen Wachstumstreiber so stark sind wie nie, sorgen kurzfristige geopolitische Spannungen für erhebliche Unsicherheit.
Für 2025 prognostizieren Experten dennoch ein Umsatzwachstum von 11,2 % auf knapp 700 Mrd. Dollar, getrieben von KI-Anwendungen, Elektromobilität und 5G-Technologien. Bis 2030 soll die Branche jährlich um 6 bis 8 % wachsen. Weltweit sind bis 2025 bereits 79 neue Halbleiterfabriken geplant, um der explodierenden Nachfrage gerecht zu werden.
Gleichzeitig verschärft die Trump-Administration den Handelsdruck auf China und Taiwan. Neue Sonderzölle auf Halbleiterimporte sollen die Produktion zurück in die USA holen, während China mit Exportbeschränkungen für kritische Rohstoffe wie Gallium und Germanium kontert. Diese Rohstoffe sind essenziell für die Halbleiterproduktion und machen deutlich, wie verwundbar die globalen Lieferketten geworden sind. Der jüngste Deal zwischen den USA und China über seltene Erden zeigt jedoch, dass beide Seiten an pragmatischen Lösungen interessiert sind.
Für Anleger ergeben sich daraus sowohl Chancen als auch Risiken. Die Volatilität im Sektor hat merklich zugenommen, schafft aber auch attraktive Einstiegschancen für langfristig orientierte Investoren. Während etablierte Technologien wie Smartphones und PCs bereits gesättigt sind, eröffnen KI-Chips, Quantencomputing und autonomes Fahren völlig neue Absatzmärkte. ETFs bieten dabei eine bewährte Möglichkeit zur Risikostreuung im Halbleitersektor, ohne auf einzelne Unternehmen setzen zu müssen.
Der iShares MSCI Global Semiconductors UCITS ETF USD (ISIN IE000I8KRLL9 / WKN A3CVRA) setzt auf eine maximale Marktabdeckung mit 244 Halbleiterunternehmen weltweit. Das beachtliche Fondsvolumen von 1,15 Mrd. Euro unterstreicht das Vertrauen institutioneller Investoren. Geografisch dominieren die USA mit 57,4 %, gefolgt von Taiwan (14,1 %), den Niederlanden (10,8 %) und Japan (6,1 %). Bei den Einzeltiteln führt Broadcom mit 8,4 %, knapp vor ASML (8,0 %) und NVIDIA (7,9 %) - eine bewusst ausbalancierte Gewichtung. Mit 0,35 % Gesamtkostenquote liegt der ETF im Branchendurchschnitt, während die Volatilität von 32,7 % zwar auf das erhöhte Risiko hinweist, aber durchaus auch noch für defensive Gemüter tragbar ist. Als thesaurierender Fonds eignet er sich besonders für den langfristigen Vermögensaufbau ohne Ausschüttungssteuer.
Der Amundi MSCI Semiconductors UCITS ETF Acc (ISIN LU1900066033 / WKN LYX018) verfolgt einen konzentrierteren Investmentansatz mit 59 Positionen. Das Fondsvolumen von 727 Mio. Euro macht ihn zum drittgrößten Anbieter im Segment. Hervorzuheben ist die markante NVIDIA-Allokation von 28,7 % - eine bewusste Wette auf den KI-Marktführer. Broadcom folgt mit 18,2 %, Taiwan Semiconductor mit 14,3 %. Diese Konzentration auf Technologieführer spiegelt sich in der Volatilität von 37,4 % wider. Die Kostenquote von 0,35 % entspricht dem Marktstandard. Dank vollständiger Thesaurierung profitieren Anleger vom Zinseszinseffekt. Ideal für Investoren, die gezielt auf die Gewinner der KI-Revolution setzen möchten.
Der HSBC Nasdaq Global Semiconductor UCITS ETF (ISIN IE000YDZG487 / WKN A3C98L) positioniert sich als ausgewogene Alternative mit 79 Portfoliopositionen. Trotz des kleineren Fondsvolumens von 103 Mio. Euro bietet er eine attraktive Titelauswahl. Die Spitzenpositionen sind gleichmäßiger verteilt: Broadcom (9,6 %), NVIDIA (8,6 %), ASML (8,4 %) und Taiwan Semiconductor (8,1 %). Diese Struktur resultiert in einer Volatilität von 36,4 %. Bei identischen Kosten von 0,35 % Gesamtkostenquote erhalten Anleger Zugang zum globalen Halbleitermarkt ohne dominante Einzelwetten. Als 2022 aufgelegter ETF profitiert er von modernen Indexmethoden. Geeignet für Investoren, die Klumpenrisiken vermeiden und trotzdem am Sektorwachstum partizipieren möchten.
Fazit: Die Halbleiterbranche bleibt trotz kurzfristiger Handelskonflikte und geopolitischer Spannungen langfristig hochattraktiv. Die Megatrends Digitalisierung, KI-Revolution und Energiewende sind strukturell intakt und werden den Sektor über Jahre antreiben. Ein schrittweiser Portfolioaufbau über mehrere Monate kann dabei helfen, Volatilitätsrisiken zu reduzieren und von günstigen Einstiegskursen zu profitieren.
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