Robo-Advise-Kolumne

Ist die Zukunft der Geldanlage digital?

22.12.15 14:28 Uhr

Ist die Zukunft der Geldanlage digital? | finanzen.net

Mit dieser Frage beschäftigen sich mittlerweile viele Marktteilnehmer. Anleger, Banken, Versicherungen, KVGen, FinTechs und die Presse diskutieren seit geraumer Zeit darüber, ob FinTechs mit ihren Robo-Advisern die Zukunft der Kapitalanlage sind oder nicht.

Seitdem FinTechs wie Pilze aus dem Boden sprießen, können wir eine deutliche Verunsicherung in der Branche wahrnehmen. Vertriebsorganisationen und die etablierten Produktanbieter beobachten FinTechs und deren Treiben am Markt sehr genau. Flexible, einfache, transparente und unkomplizierte Angebote, kombiniert mit attraktiven Marktauftritten und einer forschen Kundenansprache treiben so manchem etabliertem Player in der Finanzbranche Schweißperlen auf die Stirn. Mit einfachen Mitteln haben FinTechs den Platzhirschen gezeigt, wie Geldanlage heute gehen kann.

Als Reaktion sehen wir nun, dass große Namen wie zum Beispiel die Deutsche Bank, Union Investment oder Schroders eigene Robo-Adviser auf den Markt bringen, FinTechs kaufen oder mit diesen kooperieren, um vom neuen Produkttrend zu profitieren. Auch aus dem Lager der Versicherungen hört man, dass man sich mit dem Thema befasst.

Das erste Fazit kann dann nur lauten: Ja, die Zukunft der Geldanlage ist digital.

Dieses Urteil ist aber zu voreilig gefällt. Es passiert leider immer wieder, dass man im Hype den ein oder anderen Aspekt bzw. entscheidenden Akteur vergisst oder übersieht. In diesem Fall ist das aus meiner Sicht der Kunde. Hat jemand eigentlich schon mal die Kunden gefragt, ob sie in Zukunft ihr Geld nur noch digital bei einem Robo-Adviser ohne Berater oder Vermittler anlegen möchten? Diesen Perspektivenwechsel sollte man unbedingt vornehmen, wenn man die Zukunftsfähigkeit von Robo-Advisern beurteilen will.

In Sachen Geldanlage emanzipierte Selbstentscheider verfügen über das entsprechende Fachwissen und haben auch eine eigene Idee, wie sie ihr Geld anlegen wollen. Bei diesen Anlegern ist also für einen Robo-Adviser nichts zu holen. Anders ist das beim Anleger, der sich nicht sicher ist und auch nicht über das nötige Wissen verfügt, alle Anlageentscheidungen eigenständig zu treffen. Für ihn ist das Angebot der FinTechs eine attraktive Alternative. Auch Leute, die sich nicht für ihre Geldanlage interessieren oder dafür keine Zeit investieren möchten, sind durchaus gut bei einem Robo-Adviser aufgehoben - sofern es sich um eine digitale Vermögensverwaltung handelt. Für diese beiden Anlegergruppen wäre es gut, wenn der Robo-Adviser dann auch noch über eine entsprechende Hotline auch als Ansprechpartner bei Fragen zum Produkt oder zur Entwicklung der Kapitalmärkte zur Verfügung steht.

Aber was ist nun mit dem Kunden der eine persönliche Anlageberatung will. Er wird auch weiterhin zu seinem Berater gehen, um im persönlichen Gespräch seine Kapitalanlage zu besprechen und zu planen. Dabei wird in Zukunft der Berater aber sicher auch vermehrt digitale Unterstützung im Hintergrund erhalten. Da bin ich mir sicher.

Das zweite Fazit lautet: Ja, die Zukunft der Geldanlage ist digital. Aber der Zugang kann je nach Kundentyp direkt (Robo-Adviser) oder indirekt (klassische Anlageberatung) erfolgen.

Der Blick auf die Kunden zeigt uns also, dass auch in Zukunft Robo-Advise-Lösungen nicht für alle Kundengruppen das Allheilmittel sein können. Für viele Anleger werden sie aber eine Verbesserung bringen. Denn eines ist heute schon klar, dieser Trend wird sich nicht mehr stoppen lassen.

Abschließen kann ich feststellen, dass Robo-Adviser im positiven Sinn Bewegung in das Thema Gelanalage gebracht haben. Einfachheit, Klarheit, Transparenz und Verständlichkeit der Anlageprodukte gewinnen durch sie massiv an Bedeutung und kommen in den Fokus der Anbieter und Kunden. Und das kann für den Anleger nur zum Vorteil sein. Erwähnen möchte ich an dieser Stelle, dass für mich die digitale Vermögensverwaltung die beste Robo-Advise-Lösung ist. Sie bietet in puncto Passgenauigkeit, laufender Überwachung und Reporting für den Kunden ein cleveres Komplettpaket. Beispielhaft kann hier das fintego Managed Depot der ebase genannt werden.

Franz Linner, CEFA, Leiter Finanzportfolioverwaltung & Treasury der ebase ist seit 1999 im Asset Management tätig. Nach leitenden Positionen bei cominvest Asset Management und der MEAG MUNICH ERGO KAG ist Franz Linner seit drei Jahren bei ebase u.a. für die Finanzportfolioverwaltung verantwortlich.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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