Grauer Kapitalmarkt

Dima24: Hartwieg zieht seine Kreise

28.04.14 15:00 Uhr

Malte Hartwieg lockte mit exotischen Beteiligungen. Doch jetzt stockt die Auszahlung. Während ein Detektiv nach dem Kapital fahndet, sollten Anleger frühzeitig reagieren.

von Michael H. Schulz, Euro am Sonntag

Ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht entpuppt sich offenbar als Bauernfängerei. Für den Geschlossenen Fonds Emirates 4 versprach Fondsinitiator Malte Hartwieg 2009 einen "100-prozentigen Kapitalerhalt durch eine Garantie der Regierung von Abu Dhabi". Die vermeintliche Staatsgarantie des reichen Wüstenemirats kam auf dem Höhepunkt der Finanzkrise gut an. Doch längst hat sich erwiesen, dass die Versprechungen auf Sand gebaut waren: Seit Sommer 2013 erhalten Anleger keine Auszahlungen mehr.

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Vertrieben wurde der Fonds Emirates 4 von Hartwiegs Emissionshaus Selfmade Capital über seine Direktvertriebsplattform Dima24.de. Die Beteiligung ist nicht der einzige Flop. Nach Angaben von Hartwiegs Anwalt Werner Klumpe stockt bei zehn Beteiligungen die Auszahlung. Betroffen sind die Geschlossenen Fonds Emirates 1 bis 7 sowie New Capital Invest 11, 16 und 19. Schätzungsweise geht es um 200 Millionen Euro Anlegerkapital, die auf dem Spiel stehen. Deswegen geht die Staatsanwaltschaft München mehreren Strafanzeigen wegen versuchten Betrugs gegen Hartwieg und seine Firmen New Capital Invest und Dima24.de nach.

Über die Internetplattform erwarben Anleger Anteile an Geschlossenen Fonds, in der Regel ohne das Aufgeld. Mehr als 202.000 Kunden mit einem Anlagevermögen von über 2,3 Milliarden Euro investierten laut Unternehmensangaben insgesamt über Dima24. In manchen Fällen sollen Anleger zu einem Investment gedrängt worden sein und mussten dafür bestätigen, auf eine Beratung verzichtet zu haben. Sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstellen, wäre das ein neuer Finanzskandal.

Erhärtet wird dieser Verdacht durch einen am 15. Oktober 2012 vor dem Landgericht München I geschlossenen rechtskräftigen Vergleich. Dieser legt nahe, dass die Beratungsqualität der Dima24.de und die Qualität der Prospekte zu den Selfmade-Capital-Fonds zu wünschen übrig lassen (Az. 22 O 333/12). Denn die Dima24.de Anlageberatung musste der Klägerin 52.691 Euro zahlen.

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Wie Anleger aufs Glatteis geführt wurden, lässt sich gut am Emirates 4 zeigen. Anleger stellten über diesen Geschlossenen Fonds, der von Hartwiegs Emissionshaus Selfmade Capital aufgelegt wurde, der Gesellschaft Middle East Ventures Gold Genussrechtskapital für eine Gold- und Silberraffinerie in Abu Dhabi zur Verfügung. Wofür die Projektgesellschaft das Geld konkret verwandte, darauf hatten Anleger keinen Einfluss. Die Raffinerie gibt es zwar, aber "eine Staatsgarantie besteht für Anlegergelder beim Selfmade Capital Emirates 4 nicht", sagt Anwalt Stefan Forster von der Münchner Kanzlei Lachmair & Kollegen, der selbst in dem Emirat recherchierte.

200 Millionen Euro in Gefahr
Kein Wunder, dass der gelernte Maurer Hartwieg, der sich zum Selfmade-Salesman hocharbeitete und ein undurchsichtiges Firmengeflecht aufbaute, nun eine Klagewelle von Anlegern fürchtet. Er fordert deshalb von Anlegern ein Stillhalteabkommen. Sie sollen bis Ende 2014 auf Forderungen aus Prospekthaftungs- und eventuellen sonstigen Ansprüchen gegen ihn selbst, seine Firmen und Fonds verzichten.

Im Gegenzug soll der Anlegerschützer und Wirtschaftsdetektiv Medard Fuchsgruber aus Ottweiler im Saarland nach dem Verbleib der Anlegergelder fahnden, nachdem Christian Kruppa, Hartwiegs Mann in Abu Dhabi, sich offenbar aus der Verantwortung stehlen wollte. Mit derartigen Tricks will Hartwieg offenbar Zeit schinden. Er will Anleger von Schadenersatzforderungen und Arrestverfahren gegen sein Vermögen und das aus seinen Firmen abhalten. Bei seinem Kalkül dürfte auch die kurze Verjährungsfrist eine Rolle spielen. Bereits drei Jahre nach der Veröffentlichung des Prospekts können Schadenersatzansprüche verjährt sein.

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Wichtig für Anleger ist deshalb: Besteht die Gefahr der Verjährung, können sie mithilfe von Anwälten diese Frist unterbrechen. Ein Schritt, der unbedingt anzuraten ist. Etwaige Stillhalteabkommen sollten Anleger keinesfalls unterzeichnen. Derweil tritt Hartwieg schrittweise den Rückzug an, um sich schadlos zu halten. Die Dima24.de Anlageberatung und die Dima24.de Vermögensberatung löste Hartwieg kurz nach dem Vergleich vom Oktober 2012 auf. Bereits 2012 übergab er die Geschäftsführung der Dima 24.de Anlagevermittlung an seine Vertraute Renate Wallauer.

Auffällig ist auch, dass der Ende 2013 erfolgte Verkauf von Dima24.de Anlagevermittlung an die von Renate Wallauer geleitete Firma RW Capital Invest zu einem Zeitpunkt erfolgte, da die Zahlungsausfälle bei den jeweiligen Fonds aus Hartwiegs Dunstkreis noch nicht aufgeklärt waren. Da stellt sich schon die Frage: Was sind die eigentlichen Motive für den Verkauf?

Interessant auch: Die neuen Eigentümer erwarben die Rechte an der Nutzung des Namens Dima24.de und die Kundendatei. Da bei einem solchen Unternehmenskauf in Form eines sogenannten Asset-Deals alle Vermögensgegenstände einzeln erfasst werden, "dürften in der bisherigen Gesellschaft Dima24.de Anlagevermittlung keine Vermögensgegenstände bleiben und die alte Firma zu einer wertlosen Hülle werden", meint der Branchendienst "Fonds Professionell".

Mit anderen Worten: Schadenersatzforderungen, die Anleger gegen Dima24 stellen, könnten dann bei den Dima-Gesellschaften nicht mehr eingetrieben werden.
Renate Wallauer sieht möglichen Schadenersatzforderungen gelassen entgegen. "Kommt es zu einem Rechtsstreit, vertrauen wir auf das deutsche Rechtssystem", sagt die Betriebswirtin diplomatisch. Künftig will sich die Plattform allein auf die Fondsvermittlung konzentrieren.

Im Angebot ist übrigens auch die Immobilienbeteiligung Genussrech- te II (Stadtentwicklung München) von Euro Grundinvest - ein Fondsanbieter aus dem Dunstkreis von Malte Hartwieg.