High-Yields

Finger weg von den USA

01.12.09 14:24 Uhr

Industrieländer – allen voran die USA – stehen vor riesigen Problemen. Schwellenländer sehen dagegen so gut aus wie nie zuvor.

von Jörn Kränicke, Euro fondsxpress

Bislang hieß es immer: Schwellenländer sollte man nur beimischen. Das gilt nicht mehr, sagen zumindest die Protagonisten von Schroders und JP Morgan. Für Alan Conway), Emerging-Markets- Chef beim britischen Fondshaus Schroders, sind Schwellenländer erste Wahl: "Ich kann die Leute nicht verstehen, die etwa für die USA trommeln. Die US-Wirtschaft präsentiert sich heute so wie etwa Brasilien zu den Krisenzeiten in den 90er-Jahren." Conway sieht die Vereinigten Staaten als eine "Submerging economy". "Dort trifft man auf hohe Verschuldung, schwaches Wachstum und eine ebensolche Währung. Warum sollte man dort investieren?" Conway investiert lieber in Schwellenländern und rät dies auch Kunden. "Ich empfehle jedem einen Schwellenländer- Fonds als Investment für die Rente. In den kommenden Jahrzehnten wird man die Früchte des Wachstums ernten. Man sollte die nötige Geduld haben und die Volatilität aussitzen, die Gewinne kommen dann ganz von allein."

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Ins gleiche Horn stößt Richard Titherington. Der Chef des Schwellenländerteams von JP Morgan ist wie Conway schon seit Jahrzenten in den Schwellenländern unterwegs. "Man sollte einen größeren Teil seines Portfolios in Schwellenländeraktien und -anleihen anlegen. Die meisten Anleger haben bislang nicht einmal zehn Prozent dort investiert. Das ist eindeutig zu wenig", betont Titherington.

Was die beiden Experten so optimistisch macht? Sie verweisen auf die steigende Bedeutung der Schwellenländer für die Konjunktur. "1960 betrug der Anteil der Emerging Markets am weltweiten Wachstum nur etwa 20 Prozent. Zuletzt war er auf 70 Prozent gestiegen. Und durch die Wirtschaftskrise hat er sich auf über 100 Prozent erhöht", sagt Conway. Die Schwellenländer sind für ihn somit die wichtigsten Treiber des weltweiten Wachstums.

"Die Bedeutung der USA nimmt andererseits schon seit Jahren ab. Bereits seit 2006 tragen Emerging Markets mehr zur globalen Wirtschaftsleistung bei als die USA. 2010 werden sie rund 35 Prozent beisteuern und die USA nur noch 24 Prozent", stellt Conway fest. Dieser Paradigmenwechsel düfte sich auch weiterhin in den Kursen niederschlagen: "Schon in den vergangenen 20 Jahren haben sich die Schwellenländer besser entwickelt als die Industrieländer. Es gibt keine Gründe, warum es in den kommenden 20 Jahren anders sein sollte", fügt Titherington hinzu.