Aylan Island

Was wurde eigentlich aus der geplanten Flüchtlingsinsel des ägyptischen Milliardärs?

12.09.16 15:00 Uhr

Was wurde eigentlich aus der geplanten Flüchtlingsinsel des ägyptischen Milliardärs? | finanzen.net

Der ägyptische Milliardär Naguib Sawiris sorgte im Sommer 2015 mit seiner Idee für Aufsehen, eine Insel im Mittelmeer kaufen zu wollen, um hunderttausend Flüchtlingen ein neues Zuhause zu geben. Wie weit ist das Projekt inzwischen?

Es war eine der positiven Nachrichten des vergangenen Jahres: Naguib Sawiris, ein Milliardär aus Ägypten, ging mit der unorthodoxen Idee an die Öffentlichkeit, eine Insel im Mittelmeer kaufen zu wollen, um rund 100.000 Flüchtlingen aus Syrien dort Wohnraum zu bieten. Auch einen Namen hatte das Projekt bereits: "Aylan Island", benannt nach dem dreijährigen Aylan Kurdi, dessen Leiche am Strand in der Türkei angespült worden war, nachdem er bei der Flucht mit seiner Familie aus Syrien in der Ägäis ertrunken war. Doch der aktuelle Zwischenstand seiner Pläne ist ernüchternd.

"Ich bin wirklich frustriert"

Auch wenn Sawiris von Kritikern vorgeworfen wurde, das Projekt nur aus Publicity-Gründen angestoßen zu haben: Der Ägypter ist offenbar kein Mann leerer Worte. Um seine Pläne Wirklichkeit werden zu lassen, nahm Sawiris eigenen Angaben zufolge Kontakt mit den Regierungen in Italien und Griechenland auf. Tatsächlich habe er sich dann mit dem griechischen Premierminister Alexis Tsipras getroffen, um die Idee zu diskutieren, berichtet Forbes. Doch die Reaktion des griechischen Regierungschefs war offenbar ernüchternd. Er habe Tsipras eine Liste mit 25 Inseln vorgelegt, die er für das Projekt für geeignet hielt und darum gebeten, eine der Inseln kaufen zu dürfen, nachdem die Besitzer dem Deal bereits zugestimmt hatten. Tsipras hätte Mitspracherecht bei der Auswahl der Insel gehabt. Darüber hinaus sollte der Grieche entscheiden dürfen, wie viele Menschen auf der Insel untergebracht werden dürften. "Ich muss wirklich wissen, wie viele Menschen wir holen können. Das Hoheitsrecht, diese Entscheidung zu fällen, liegt ganz bei Ihnen", habe er Tsipras bei dem Treffen erklärt, so Sawiris Forbes zufolge weiter.
Tsipras habe ich nach dem Treffen allerdings nicht mehr gemeldet. Auf Nachfragen habe er keine Antwort bekommen, erklärt der Milliardär. "Was soll ich denn machen? Mein Gewissen ist rein, ich habe es zumindest versucht." In Richtung Tsipras setzte er später nach: "Sie haben ein Problem. Jemand bietet ihnen eine Lösung dafür an und sie reagieren nicht. Ich bin wirklich frustriert", erklärte Sawiris in einem weiteren Interview.

100 Millionen Dollar Belohnung

Nachdem er bei den Regierungen von Italien und Griechenland mit seinen Plänen keine offenen Türen einrannte, sucht Naguib Sawiris nun nach einem anderen Weg, das Projekt doch noch zu realisieren. Einer Regierung, die ihm bei der Umsetzung seiner Pläne hilft, verspricht Sawiris eine Spende von 100 Millionen Dollar und zudem zusätzliche Unterstützung. "Jede Regierung, die mir Land gibt, auf dem ich bauen darf, der werde ich 100 Millionen Dollar spenden", versprach der 62-Jährige, dessen Vermögen laut Forbes auf rund drei Milliarden Dollar geschätzt wird.

Gründung eines eigenen Staates im Visier

Dass er mit seiner Idee auf Widerstand stoßen könnte, hatte Sawiris bereits im vergangenen Sommer erwartet. Es werde schwierig werden, die Länder von seinem Plan zu überzeugen, räumte er damals ein. Schließlich sah das Projekt mehr als nur die Unterbringung der Flüchtlinge vor. Nachdem zunächst vorrübergehende Unterkünfte gebaut werden sollen, könnten die Bewohner der Insel in einem zweiten Schritt Bewohner "Häuser, Schulen, Universitäten und Krankenhäuser bauen". Die ursprüngliche Idee sah zudem vor, "die Unabhängigkeit auszurufen". Davon ist Sawiris aktuell jedoch weit entfernt. Die Pläne liegen demnach offenbar auf Eis.

Wer ist Sawiris?

Naguib Sawiris hat als Chef des Mobilfunkunternehmens Orascom TMT ein Vermögen gemacht. Das Unternehmen ist ein Big Player in Afrika, dem Nahem Osten und Südkorea. Außerdem ist Sawiris Inhaber eines ägyptischen Fernsehsenders. Das Ferienresort Al-Guna am roten Meer wurde von der Familie Sawiris erbaut. Zudem besitzt er eine Investmentbank und hat in eine Reihe von ägyptischen Startups investiert. Während der ägyptischen Revolution im Jahr 2011 gründete er gemeinsam mit Mitstreitern die "Partei der Freien Ägypter".

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: twitter.com/JoshuaDavisPhotography/Flickr/CC