EZB-Krisenpolitik belastet deutsche Vermögen
Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat deutschen Sparern nach einer Studie milliardenschwere Zinsverluste beschert.
Hingegen hätten die Privathaushalte im Euroraum 2012 insgesamt beträchtlich von der Krisenstrategie des billigen Geldes profitiert, sagte Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise am Dienstag bei der Präsentation des "Global Wealth Reports" in Frankfurt. Der Grund: Schuldnern spielen niedrige Zinsen in die Karten, während Gläubiger die Verlierer sind.
Die Allianz stellte in der Studie die "entgangenen" Zinsen auf der Einlagenseite (Zinsverluste) den weniger gezahlten Zinsen für Kredite (Zinsgewinne) gegenüber. Das Ergebnis fällt eindeutig aus: Während die Menschen in Deutschland im Saldo 5,8 Milliarden Euro verloren - immerhin 71 Euro pro Kopf -, wurden die Bürger im übrigen Euroraum um knapp 34 Milliarden Euro (134 pro Kopf) entlastet. Vor allem in den Krisenländern Italien und Spanien half die Politik der Währungshüter den Menschen: In Italien lagen die Netto-Zinsgewinne bei 12,5 Milliarden Euro, in Spanien bei 11,5 Milliarden Euro.
Pro Kopf hätten die deutschen Kreditnehmer von den Zinsgewinnen in etwa gleich stark profitiert wie die Menschen in anderen Euroländern. Hingegen räche sich auf der Einlagenseite die Vorliebe der deutschen Sparer für Sichteinlagen, also Sparbuch oder Tagesgeldkonto - obwohl die Einlagenzinsen meist unter der Inflation liegen, und die Teuerung damit Ersparnisse auffrisst. Allianz-Chefvolkswirt Heise warnte: "Je länger die Phase der extrem niedrigen Zinsen anhält, desto größer dürften diese Unterschiede werden." Denn höhere Zinsbindungen laufen nach und nach aus - sie müssen durch niedriger verzinste Anlagen ersetzt werden./hqs/DP/hbr
FRANKFURT (dpa-AFX)