Berichtssaison als Realitätscheck
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Die laufende Berichtssaison in den USA sorgt für hohe Erwartungen - insbesondere bei den großen Tech-Konzernen. Doch nicht alle Unternehmen können mit dem Optimismus der Anleger Schritt halten.
Vor Veröffentlichung der Quartalszahlen stehen die offiziellen Analystenschätzungen im Fokus. Diese dienen als Messlatte, die es zu übertreffen gilt. In euphorischen Marktphasen liegen die sogenannten Flüsterschätzungen oft noch höher - ein Risiko für Enttäuschungen.
Zum Start der Saison Mitte Juli war die Stimmung besonders optimistisch. Der Fear & Greed Index bewegte sich tagelang im Bereich "extremer Gier", wie Stefan Riße von Acatis betont. Die gute Performance der US-Großbanken wie JP Morgan unterstreicht die robuste Ausgangslage - trotz eines volatilen Marktumfelds. Investmentbanken profitieren: Das konstruktive Umfeld spielt klassischen Investmenthäusern in die Karten. Auch Broker-Aktien wie Smartbroker oder Flatex in Europa spiegeln diese Entwicklung wider.
Die laufende Berichtssaison wird zum Realitätscheck für Unternehmen und Anleger. "Wer geliefert hat, darf weiterlaufen - wer enttäuscht, fällt in Ungnade", fasst Stefan Riße von Acatis die aktuelle Marktlogik zusammen. Die Praxis, Erwartungen vor Quartalszahlen bewusst zu senken, ist längst Routine - eine Choreografie, die Analysten und Unternehmen gleichermaßen beherrschen.
Doch in diesem Sommer tanzen nicht alle mit: Die Tech-Giganten - Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft und Nvidia - entziehen sich der üblichen Abwärtsspirale. Ihre Gewinnschätzungen wurden zuletzt sogar leicht angehoben, was in diesem Umfeld bemerkenswert ist. Kleine Unternehmen unter Druck Ganz anders sieht es bei den Small- und Mid-Caps im Russell 2000 aus. Laut Jürgen Molnar von Robomarkets wurden deren Gewinnprognosen für das zweite Quartal um rund zehn Prozent nach unten revidiert. Der Index gilt als Barometer für die US-Konjunktur - und zeigt, dass die wirtschaftliche Realität für kleinere Firmen deutlich rauer ist.
Die Macht der Big Six
Laut Daten der Börse München stammt ein Viertel der Gewinne im S&P 500 von nur sechs Unternehmen: Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta und Nvidia. Diese Big Six tragen rund die Hälfte des erwarteten Gewinnwachstums und prägen den Gesamtmarkt maßgeblich - nicht zuletzt durch ihre hohe Gewichtung im Index.
Abseits der großen Schlagzeilen zeigt die Berichtssaison, wo sich die Folgen der globalen Zollpolitik bemerkbar machen: in Einkaufspreisen, Margen und dem Konsumverhalten. Erste Hinweise sind bereits sichtbar - etwa bei Handelsunternehmen und importlastigen Branchen. Bewertungen im Fokus Der S&P 500 ist mit einem KGV von 28,6 deutlich über seinem 10-Jahres-Durchschnitt von 23,2 - ein Bewertungsaufschlag von über 23 %. Doch die Indexstruktur hat sich gewandelt: Plattformmodelle, Cloud-Dienste und KI-Anwendungen dominieren - und rechtfertigen teils höhere Multiplikatoren.
Der DAX liegt mit einem KGV von 18,4 ebenfalls über seinem historischen Mittel. Zwar wirkt er im internationalen Vergleich günstiger, doch die Gewinnprognosen für deutsche Unternehmen bleiben verhalten: +5 % Wachstum gegenüber +10 % in den USA. Trotz einer Einigung zwischen den USA und China auf einen Verhandlungsrahmen, warnt Chi Lo von BNP Paribas: Die Aussichten auf schwaches US-Wachstum und steigende Inflation bis 2026 bleiben bestehen.
USA besser als Europa?
US-Unternehmen übertreffen Erwartungen häufiger als europäische In den USA werden Analystenschätzungen erfahrungsgemäß öfter übertroffen als enttäuscht - ein Muster, das sich bei europäischen Unternehmen nicht immer zeigt. Die höheren Bewertungen der US-Indizes lassen sich daher durchaus mit dem dynamischeren Gewinnwachstum rechtfertigen.
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