Fed achtet bei Zinserhöhung jetzt auf Griechenland-Effekt

Eine Welle finanzieller Turbulenzen im Ausland könnte den Zeitpunkt verschieben, an dem die US-Notenbank Federal Reserve die kurzfristigen Zinsen anhebt.
Dazu müssten sich die Tumulte jedoch negativ auf die US-Wirtschaft auswirken.
Fed-Offizielle hatten nach ihrem Treffen Mitte Juni signalisiert, sie erwarteten, die Zinsen 2015 zu erhöhen. Zuvor hatten sie die Sätze für fast sieben Jahre bei nahe Null gehalten. Mehrere Beamte haben seit dem Treffen angedeutet, der Zinsschritt könnte im September stattfinden.
Allerdings könnte die US-Notenbank jetzt durchaus länger warten, falls der US-Dollar steigt und das US-Wirtschaftswachstum abbremst, falls eine erhöhte Unsicherheit Privathaushalte und Unternehmen lahm legt oder falls eine breitere Instabilität an den Finanzmärkten den jüngsten Unruhen in Griechenland, China und Puerto Rico auf dem Fuß folgt.
Reaktion an den Märkten deutlich gemäßigter als nach Lehman-Pleite
"Globales Wachstum ist wirklich wichtig. Wir sind alle durch die Finanzmärkte, durch die Devisenmärkte verknüpft", sagte Fed-Gouverneur Jerome Powell vergangene Woche in einem Interview mit dem "Wall Street Journal". "Wenn das globale Wachstum sich abschwächt, oder schwach bleibt, und wir dabei in einen Trend geraten, dann wird das in der Tat ein starker Gegenwind für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten sein".
Die letzte Wendung im griechischen Drama trägt sich zu, während sich andere finanzielle Schwierigkeiten im Ausland abspielen. Die Aktienmärkte in China sind in die Knie gegangen und haben am Samstag die Zentralbank des Landes dazu veranlasst, die Leitzinsen und die Mindestreserve-Anforderungen an die Banken des Landes zu senken. In der Zwischenzeit bemühen sich Offizielle in Puerto Rico um Zugeständnisse von Gläubigern, um eine Liquiditätskrise abzuwehren.
In den Tagen, die auf einen Finanzschock folgen, beobachten die Fed-Beamten die Märkte und die Banken und suchen nach Anzeichen für eine Vertiefung finanziellen Stresses. Die unmittelbaren Marktreaktionen am Montag waren ausgeprägt, erscheinen aber nicht chaotisch. Der Dow-Jones-Industrial-Average-Index sank um 1,95 Prozent und damit nur moderat, verglichen mit dem Rückgang um 4,4 Prozent am Tag nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008. Der Dollar war gegenüber dem Euro wenig verändert. Die Renditen der zehnjährigen Treasuries kletterten nach einem anfänglichen Rückgang, ein Signal dafür, dass sich die Investoren nicht auf Vermögenswerte als sicheren Hafen zurückzogen.
Es sei so kurz nach dem Scheitern der Gespräche zwischen der Athener Regierung und ihren Gläubigern schwierig zu sagen, wie die Fed auf die Griechenlandkrise reagieren wird. Dies sagte Donald Kohn, der ehemalige Vize-Chairman der Fed, der während der Finanzkrise 2008 eng mit dem damaligen Vorsitzenden Ben Bernanke zusammen gearbeitet hatte. Das nationales Referendum in Griechenland in der kommenden Woche könnte dazu führen, dass Griechenland den Konflikt mit seinen Gläubigern beilegt. Oder es könnte dafür sorgen, dass das Land aus der Eurozone ausschert.
Starker Dollar wäre Gift für die US-Wirtschaft
Da die Fed wahrscheinlich frühestens erst im September die Zinsen anzuheben beginnt, hätten die Notenbanker "Zeit, sich darauf einen Reim zu machen", sagte Kohn in einem Interview. Im Moment dürfte die Fed die Entwicklungen beobachten. "Dabei geht es nur darum, die Situation im Griff zu behalten", meinte er.
Die Vorsitzende der Federal Reserve, Janet Yellen, und der Präsident der New Yorker Fed, William Dudley, hielten sich am vergangenen Wochenende beide beim Jahrestreffen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) im schweizerischen Basel auf. Sie standen in engem Kontakt mit ihren Amtskollegen bei der Europäischen Zentralbank (EZB).
Fed-Vertreter haben mitgeteilt, sie würden ihre maßgeblichen Kurzfristzinsen von nahe Null anzuheben beginnen, wenn sich der US-Arbeitsmarkt stärker verbessere und sie zuversichtlicher seien, dass die US-Inflation sich auf ihr Ziel von plus 2 Prozent zubewege. Die Teuerung liegt seit mehr als drei Jahren unter diesem Zielkorridor.
Die Entwicklungen im Ausland könnten diese Ziele in mehrfacher Hinsicht beeinträchtigen. Ein stärkerer Dollar, angetrieben von Investoren, die sich in US-Anlagen retteten, könnte den Preis importierter Waren sowie die Inflation nach unten drücken, während er sich negativ auf die Exporte, das Wachstum und die Einstellungen auswirken könnte. Schwankungen am Aktienmarkt könnten die Unternehmensinvestitionen und die Verbraucherausgaben verringern. Ein langsameres globales Wachstum könnte die amerikanische Expansion verlangsamen.
Die Vorhersagen der Fed, die am 17. Juni veröffentlich wurden, zeigten, dass die Verantwortlichen uneins über ihre Zinserwartungen für 2015 sind. Fünf gehen von einer Zinsanhebung aus, fünf von zwei und fünf prognostizierten drei Schritte. Zwei Offizielle wollten in diesem Jahr die Zinsen gar nicht erhöhen. Besonders um einen oder zwei Schritte wurde gestritten.
Auf den Terminmärkten verlagerten die Investoren ihre Erwartungen bei den Zinsmaßnahmen der Fed nur moderat in Richtung einer Verschiebung.
DJG/DJN/ama/kgb WASHINGTON (Dow Jones)
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