EZB-Entscheid

Europäische Zentralbank hält Leitzins stabil - Blick richtet sich auf Dezember-Sitzung - Lagarde sieht EZB gerüstet für Schocks

30.10.25 19:43 Uhr

EZB lässt Zinsen unverändert - Dezember-Sitzung rückt in den Fokus - Lagarde sieht EZB gerüstet für Schocks | finanzen.net

Die Europäische Zentralbank EZB hat am Donnerstagnachmittag über ihren jüngsten Zinsentscheid im Euroraum informiert.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat an diesem Donnerstag wie erwartet keine Änderung an ihrem Leitzins vorgenommen. Damit bestätigt die Notenbank ihre abwartende Haltung in einem nach wie vor unsicheren wirtschaftlichen Umfeld. So verbleibt der für Banken und Sparer wichtige Einlagenzins weiterhin bei 2,0 Prozent.

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Mit Spannung wurden im Vorfeld außerdem Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde in der anschließenden Pressekonferenz hinsichtlich einer möglichen Zinssenkung im Dezember erwartet. Lagarde hatte zuletzt betont, die Entscheidungen der Notenbank würden von Sitzung zu Sitzung getroffen - abhängig von der Inflationsentwicklung und den Konjunkturdaten.

Für die Märkte ist der Ton der EZB-Chefin entscheidend: Eine offenere Formulierung in Richtung Lockerung könnte die Erwartungen an eine baldige Zinswende verstärken - während eine betont vorsichtige Haltung den Euro stützen dürfte.

Damit bleibt die EZB nach einer Serie von Zinssenkungen in Lauerstellung, während die US-Notenbank Fed am Mittwoch die Leitzinsen zum zweiten Mal in diesem Jahr senkte. Schon im Juli und September hatte die EZB die Leitzinsen im Euroraum unverändert gelassen und auf ein "außergewöhnlich unsicheres Umfeld" hingewiesen.

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Inflation eingedämmt

Zuvor hatte die Notenbank die Leitzinsen achtmal binnen eines Jahres herabgesetzt. Noch im Frühjahr 2024 lag der Einlagenzins, den Banken erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, doppelt so hoch bei 4,0 Prozent. Seither sind auch die Sparzinsen deutlich gesunken.

Wichtigste Aufgabe der EZB ist es, für einen stabilen Euro zu sorgen und so die Kaufkraft der Menschen zu erhalten. Das Ziel sieht die Zentralbank bei einer Inflationsrate von mittelfristig 2,0 Prozent gewährleistet. Die Leitzinsen der EZB haben weitreichende Auswirkungen an den Finanzmärkten und beeinflussen etwa die Höhe der Kreditzinsen für Unternehmen und die Zinsen für Sparer.

Lagarde sieht EZB gerüstet für Schocks

EZB-Präsident Christine Lagarde sah die Notenbank zuletzt in einer guten Position. Bei einem Einlagenzins von 2,0 Prozent habe die EZB Spielraum, um zu reagieren, falls sich die Inflationsrisiken verschieben oder neue Schocks auftreten sollten, sagte sie.

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Zuletzt sorgte die Regierungskrise in Frankreich für Unruhe an den Finanzmärkten. Erst kürzlich senkte die Ratingagentur S&P ihre Bonitätsnote für Frankreich, was den Druck auf das hochverschuldete Land erhöht.

Vorerst Ruhe im Zollstreit

Manche Volkswirte sehen auch die Inflationsrisiken im Euroraum nicht ganz gebannt. So stiegen die Verbraucherpreise im September auf 2,2 Prozent. Im Währungsraum hält sich zudem die Inflation ohne die stark schwankenden Lebensmittel- und Energiepreise hartnäckig, zuletzt lag diese sogenannte Kerninflation bei 2,3 Prozent.

Immerhin: Die Sorgen um den Zollstreit mit den USA sind gesunken. Zwar bleibt US-Präsident Donald Trump unberechenbar, doch mit dem Handelsabkommen zwischen Washington und Brüssel ist das Szenario einer Eskalation ausgeblieben. Noch im Frühjahr hatten manche Notenbanker, gerade aus Südeuropa, für weitere Zinssenkungen plädiert, um die Konjunktur anzukurbeln.

Lagarde: Wachstumsrisiken etwas gedämpft

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht nach den Worten von Präsidentin Christine Lagarde weniger Risiken dafür, dass die Wirtschaftsentwicklung im Euroraum schlechter als von ihr erwartet verläuft. Die Risiken für das Wirtschaftswachstum seien etwas gedämpfter durch die sich andeutende Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China und eine gewisse geopolitische Stabilisierung, sagte Lagarde in der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung.

Im September hatte die EZB von ausglicheneren Wachstumsrisiken gesprochen. Lagarde zufolge wird die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe unter anderem von einem stärkeren Euro gebremst. Den Inflationsausblick bezeichnete Lagarde erneut als "ungewöhnlich unsicher".

Der EZB-Rat hat wie erwartet beschlossen, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Explizite Aussagen zum weiteren Zinskurs machte das Gremium nicht. Es will seine Geldpolitik weiterhin von Sitzung zu Sitzung festlegen und sich dabei an den aktuellsten Daten orientieren.

Redaktion finanzen.net / dpa-AFX / Dow Jones Newswires

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