Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Ohne Mut und ohne Verstand

27.02.14 11:23 Uhr

Ohne Mut und ohne Verstand | finanzen.net

Seit Jahren ringen die EU-Politiker um die Einführung einer Finanztransaktionssteuer.

Vor allem nach dem Einzug der Sozialdemokraten in die deutsche Regierung hat dieses "Lieblingsprojekt der Linken" wieder Auftrieb erhalten. Prinzipiell ist gegen eine Abgabe auf Finanzgeschäfte nichts einzuwenden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Umsetzung auch den ursprünglichen Zielen dient und ohne größere negative Effekte bleibt. Prinzipiell werden mit der Finanztransaktionssteuer zwei Ziele verfolgt. Zum einen soll damit aus der Finanzbranche ein Teil der erhaltenen Staatshilfen abgesaugt werden.

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Anders ausgedrückt: Der Staat erhofft sich zusätzliche Einnahmen, die bevorzugt von Reichen stammen. Dazu strebt man mit den zusätzlichen Abgaben eine Verteuerung von riskanten Geschäften an. Diese spekulativen Transaktionen werden für die Verwerfungen in der Finanzkrise verantwortlich gemacht. Da die Geschäfte sehr dünne Margen aufweisen, hoffen die Politiker, mit einer zusätzlichen steuerlichen Belastung diesen schmalen Gewinn aufzuzehren und so den Zocker-Sumpf auszutrocknen.

Koordination nötig

Die beiden Ziele lassen sich nur erreichen, wenn sich zumindest die wichtigsten Finanzplätze weltweit auf eine Einführung einigen könnten und zugleich eine Einbeziehung aller Transaktionen erfolgt. Leider entfernt sich die europäische Politik immer weiter von dieser Idealvorstellung. Der jüngste Vorschlag sieht vor, dass die Abgaben erst einmal nur auf Aktiengeschäfte erhoben werden sollen. Später dann auf Anleihen und Derivate. Ob diese Erweiterung aber kommt, ist mehr als fraglich. Denn die Politiker bringen offenbar nicht den Mut auf, die echten Schuldigen an der Finanzkrise zu belangen.

Eine Farce

Die Zockereien finden heute nicht am Aktienmarkt, sondern vor allem beim Derivatehandel statt. Diesen von der Transaktionssteuer auszunehmen, zeugt bereits von einem wenig durchdachten Vorschlag. Bei Aktien sind dagegen vor allem die "Normalanleger" investiert, die nach der Abschaffung der Spekulationsfrist dann den nächsten Schlag hinnehmen müssten. Statt das Investment in Unternehmen (und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen) zu unterstützen, würden die Politiker die ohnehin maue Aktienkultur in Deutschland weiter untergraben. Die aktuellen Pläne werden so zur Farce und sollten besser ad acta gelegt werden.

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Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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