Grund und Boden: Geldanlage mit natürlicher Rendite
Während der Finanzkrise haben Investments in Agrarland kaum an Wert verloren, seit der Erholung der Märkte aber auch kaum zugelegt. Warum Anlagen in diese Assetklasse gerade jetzt sinnvoll sind.
Werte in diesem Artikel
von Carl Batisweiler, Euro am Sonntag
Die Schlagzeilen werden von den großen Deals bestimmt: Der libysche Despot Muammar al-Gaddafi hat sich 250 000 Hektar Ackerland in der Ukraine gesichert, die Vereinigten Arabischen Emirate nehmen rund 320 000 Hektar Bauernland in Pakistan unter Kontrolle, und der kleine Golfstaat Bahrain steckt 500 Millionen Dollar in Agrarprojekte in der Türkei. Bis zu 20 Millionen Hektar fruchtbares Land rund um den Globus sollen seit 2006 den Besitzer gewechselt haben, als wichtigste Käufer traten China, Südkorea und die Golfstaaten auf.
„Landplage“ schimpfen inzwischen Umwelt- und Bauernverbände sowie Entwicklungshelfer unisono über die branchenfremden Investoren und geißeln die „Landnahme“ als neuen Kolonialismus. Solche Kritik trifft sogar Ex-MLP-Chef Bernhard Termühlen, Brillenhändler Günther Fielmann oder die Familien Rethmann (Entsorger Remondis) und Dornier – nur weil sie in den vergangenen Jahren im Osten Deutschlands Tausende Hektar Boden übernommen haben und sie beackern.
„Das sind keine Rambos“, verteidigt Siegfried Hofreiter die Neubauern der neuen Länder. Hofreiter ist Chef von KTG Agrar, dem einzigen börsennotierten Landwirt in Deutschland, und nimmt damit im Prinzip seine Konkurrenz in Schutz. „Im Gegenteil, die tun viel für die Infrastruktur und die Dörfer, sichern Arbeitsplätze“, so der Großagrarier, der dieses Jahr selbst zwei Betriebe mit rund 3700 Hektar dazugekauft hat. Und: „Sie machen es richtig, denn mit dem Landerwerb sichern sie ihr Vermögen vor Wertverlust wie beispielsweise durch Inflation.“
Tatsächlich war Agrarland während der Krise an den Kapitalmärkten eine der wenigen Assetklassen, die weltweit kaum an Wert verloren hat. „Im Westen Deutschlands sind die Preise im Durchschnitt leicht gestiegen, in den neuen Ländern war die Nachfrage gut, es wurden sogar wesentlich höhere Preise erzielt“, sagt Dirk Meier Westhoff, dessen Firma Agrarboden in Deutschland und Osteuropa Äcker, Wälder oder ganze Güter vermittelt. Dabei hatten die Käufer ostdeutscher Krume schon Jahre zuvor kräftig draufgelegt: „Allein von 2007 auf 2008 zogen die Preise pro Hektar um 15 Prozent von 5479 auf 6319 Euro an, 2009 liegen sie schon bei 7133 Euro“, so Constanze Fiedler, Sprecherin der Treuhand-Nachfolgegesellschaft BVVG, die ehemals volkseigenes Ackerland wieder in Bauernhand bringen soll.
Bis zu 25 000 Euro je Hektar erzielte die BVVG bei einzelnen Ausschreibungen – weshalb seit Mitte des Jahres den staatlichen Privatisierern erstmal Fesseln angelegt sind. Bund und Länder vereinbarten ein Moratorium. Die Bauernverbände im Osten waren auf die Barrikaden gegangen, weil sie sich beim Erwerb ihrer Betriebsmittel zu großer Konkurrenz durch Finanzinvestoren und eigenen Finanzierungsproblemen ausgesetzt sahen. Im Januar will die Politik nun bekannt geben, zu welchen Regeln die verbleibenden 360 000 bis 400 000 Hektar ostdeutscher Erde künftig unters Volk kommen – ob Bauer oder nicht.
Renditen von über 100 Prozent jährlich wurden in der Vergangenheit noch weiter östlich mit dem Handel von Ackerland erzielt. In Lettland etwa legten Topstandorte von 1998 bis 2005 von 300 Euro je Hektar auf 2500 Euro zu, im Westen Rumäniens stieg der Preis in diesem Zeitraum von rund 200 auf 1800 Euro. „Die Preise liegen in Rumänien aktuell bei 2000 Euro je Hektar, beste Böden erzielen 3000, in Deutschland muss man in den neuen Ländern 6000 bis 25 000 Euro veranschlagen“, sagt Experte Meier Westhoff. Zum Vergleich: Im auch agrartechnisch hoch industrialisierten Holland kostet der Hektar bis zu 30 000 Euro.
Mit solchen Zugewinnen ist es inzwischen vorbei. Meier Westhoff: „In Osteuropa ist die Nachfrage zwischenzeitlich stärker zurückgegangen wegen der gesunkenen Rohstoffpreise und der Probleme auf dem Milchmarkt.“ Zudem seien Banken nur noch bedingt bereit, Investitionen in Landwirtschaft zu finanzieren. „Diese Konsolidierungsphase tut not, der Höhenflug der letzten Jahre, auch der Löhne vor Ort, war mit nichts an die Profitabilitätszuwächse gekoppelt“, erklärt KTG-Chef Hofreiter.
Als Selbstläufer taugen Agrarimmobilien ohnehin nicht. Denn wenn das Investment neben der reinen Bodenwertsteigerung echte Rendite abwerfen soll, muss es fachmännisch gemanagt werden. Ein Beispiel für Misserfolg ist die in Schweden notierte Black Earth Farming: Mit rund 350 Millionen US-Dollar Kapital ausgestattet, hatte das Unternehmen in den vergangenen Jahren in Russland Ländereien in der ertragreichen Schwarzerde-Region gekauft oder gepachtet, insgesamt 323 000 Hektar. Doch obwohl die Getreideverkäufe bis Ende des dritten Quartals 2009 von 76 567 Tonnen im Vergleichszeitraum des Vorjahres auf 373 820 Tonnen gestiegen sind, meldete Black Earth jetzt einen Verlust von rund 30 Millionen Dollar.
Den Investoren hatten nicht nur die deutlich gefallenen Weizenpreise das Geschäft verhagelt, sondern auch Vermarktungsschwierigkeiten, Fehlproduktion, die landesübliche Vetternwirtschaft und Korruption. Inzwischen hat sich Black Earth von zwei Tochterfirmen sowie etlichen Flächen getrennt und versucht nun, ein eigenes, vertrauenswürdiges Management vor Ort aufzubauen. Bei den Regierungen in Osteuropa sind ausländische Investoren dennoch weiter willkommen. „Die Landwirtschaft ist auch dort derart kapitalintensiv geworden, dass viele Landwirte ohne Hilfe nicht mehr mithalten können“, sagt Hofreiter. Als neuen Geschäftszweig übernimmt KTG deshalb das Management von Agrarflächen in Rumänien. An einem Erfolg sei auch Saudi-Arabien interessiert, für das sich KTG inzwischen als einer der wenigen Getreidelieferanten akkreditieren konnte. Großbauer Hofreiter: „Langfristig wollen die Saudis auch in Osteuropas Äcker investieren.“
Privatanleger können mit solch finanzstarken Investoren nicht konkurrieren und nur schwer eigenes Management organisieren. Möglichkeiten für den Landgang gibt es trotzdem, etwa durch Beteiligung an einem Geschlossenen Fonds wie dem Farminvest 2, den die Hamburger Berenberg Bank bei Agriworld in Auftrag gegeben hat. Andreas Renner, Spezialist für alternative Investments bei den Hanseaten: „Wir setzen dabei auf Investments in den USA, dem größten Agrarmarkt der Welt. Dort finden Sie Rechtssicherheit, aber auch hohe Professionalität beim Boden- beziehungsweise Farmmanagement, wobei auf vielen Flächen immer noch eine deutliche Verbesserung der Wertschöpfung möglich ist.“ Der neue Fonds investiert in Ackerflächen im Mississippidelta der USA, aber auch in Grundstücke im Central Valley in Kalifornien, auf denen Zitrusfrüchte, Mandeln oder Wein angebaut werden. Die Mindestbeteiligung beträgt privatanlegerfreundliche 25 000 US-Dollar. Angepeilt sind jährliche Auszahlungen von fünf bis sieben Prozent.
Reine Pachtrenditen für Agrarland betragen in der Regel nur zwei bis drei Prozent. Doch der Wert an sich steigt langfristig sicher. Denn Ackerland ist das einzige Anlagegut, das nicht vermehrbar ist.
Investor-Info
KTG AgrarBodenpflege auch für andere
Nach der rasanten Expansion der beackerten Flächen auf 29 000 Hektar will KTG die nächsten zwei Jahre „nur noch um fünf bis zehn Prozent“ zulegen. Interessant sind die Erweiterung ums Farmmanagement und die neuen Kontakte nach Saudi-Arabien. Kaufen.
Black Earth Farming Ruinöser Russland-Feldzug
Unter dem Druck, das Anlegergeld in bewirtschaftete Felder zu investieren, hat sich das Unternehmen in Russland mit 323 000 Hektar verhoben, 2009 fielen Verluste an. Jetzt wird Land verkauft, neu strukturiert. Eine Wette.
Ausgewählte Hebelprodukte auf Black Earth Farming
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Black Earth Farming
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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