E.ON will Atom-, Kohle- und Gas-Geschäft loswerden

Die tiefgreifende Energiewende lässt den Versorgungsriesen E.ON zu einer verzweifelten Maßnahme greifen. Künftig will sich der Konzern auf Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen konzentrieren.
Das frühere Brot- und Butter-Geschäft mit Atom, Kohle und Gas will E.ON hingegen loswerden, wie das Unternehmen am Sonntagabend mitteilte. Die Bundesregierung sieht aber keine Jobs in Gefahr.
Die künftige E.ON-Gesellschaft für die Stromerzeugung mit Atomkraft, Kohle und Gas hat nach Überzeugung von E.ON-Chef Johannes Teyssen gute Aussichten am Markt. Die neue Gesellschaft starte finanzschuldenfrei und mit den kompletten Atomrückstellungen des Konzerns von rund 14,5 Milliarden Euro, sagte der Manager am Montag in Düsseldorf.
E.ON BETONT ATTRAKTIVITÄT DER NEUEN GESELLSCHAFT
Großkraftwerke würden noch als Rückgrat der Energieversorgung gebraucht, sagte Teyssen bei einer Telefonkonferenz mit Analysten. Deshalb habe das ausgegliederte Geschäft eine Zukunft. Allerdings unterscheide sich das klassische Geschäftsmodell zunehmend stärker von den Anforderungen der neuen Energiewelt. Es sei zunehmend schwer, beides unter einem Dach zu vereinen.
Die Grundlagen für die Börsennotierung des neuen Unternehmens sollen 2015 geschaffen werden. Dafür werden unter anderem die Investitionen um 500 Millionen Euro auf 4,8 Milliarden Euro erhöht. Nach der Zustimmung der Hauptversammlung soll die Abspaltung dann im Geschäftsjahr 2016 durchgeführt werden. Den verbleibenden Minderheitsanteil will E.ON mittelfristig über die Börse abgeben. Auswirkungen auf die Arbeitsplätze sollen die Maßnahmen der Mitteilung zufolge nicht haben.
Die Aktien von E.ON haben am Montag nach dem angekündigten, radikalen Umbau des Energiekonzerns deutlich an Wert gewonnen. Zeitweise waren die Papiere um mehr als 6 Prozent gestiegen und liegen weiterhin an der DAX-Spitze.
ANALYSTEN BEWERTEN UMBAUPLÄNE POSITIV BIS SKEPTISCH
Der Schritt untermauere ihre positive Einschätzung des Energiekonzerns, schrieb Analystin Deepa Venkateswaran von Bernstein Research in einer Studie. Das auf Endkunden ausgerichtete Vertriebsgeschäft werde damit nicht mehr vom trüben Ausblick für die konventionelle Stromerzeugung oder von Rohstoffrisiken überschattet und gewinne dadurch an Wert. Dies seien gute Perspektiven für die Aktionäre. Die Expertin behielt ihre positive Einstufung der Aktien und das Kursziel von 17 Euro bei.
Analyst Michael Schäfer von der Investmentbank Equinet zeigte sich weniger optimistisch. Der geplante Umbau des Energiekonzerns werfe ein düsteres Licht auf das Geschäft mit der Stromerzeugung, schrieb er. Fraglich sei, wer die hohen Verbindlichkeiten aus diesem Bereich übernehme und wie die Kapitalstruktur nach der Abspaltung aussehe. Ob sich die geplante Umstrukturierung als wertsteigernd für die Aktionäre erweise, bleibe abzuwarten. Schäfer hielt an seinem neutralen Votum und am Kursziel von 14 Euro fest.
GABRIEL BEGRÜSST E.ON-SCHRITT - GRÜNE BESORGT
Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sind weder Jobs noch die Milliarden-Atom-Rückstellungen bei Deutschlands größtem Energieversorger gefährdet. "Wir gehen davon aus, dass die Arbeitsplätze in beiden Unternehmen gesichert bleiben", sagte Gabriel. Der Staat sei an einem Einstieg nicht interessiert. Sorgen, dass E.ON sich beim Atomausstieg aus der Verantwortung ziehen könnte, seien unbegründet, so Gabriel. Dies sei gesetzlich klar geregelt: "Wir passen auf, dass die Rückstellungen für den Rückbau von Atomkraftwerken und die nukleare Entsorgung gesichert bleibt."
Die Grünen warnten vor erheblichen Risiken für die Steuerzahler. "Ich befürchte, dass E.ON eine Bad Bank für seine sieben Atomkraftwerke schafft, die von den Steuerzahlern gerettet werden muss", sagte die Energie-Expertin der Grünen-Bundestagsfraktion, Bärbel Höhn, der dpa. Sie ist der Ansicht, dass diese Gesellschaft nicht genug Gewinn machen würde, um den Rückbau und die Entsorgung der still gelegten Atommeiler vollständig zu finanzieren.
HOHE SCHULDEN UND FESTE DIVIDENDE
Im laufenden Jahr reißt das bisherige Geschäft den Konzern tief in die roten Zahlen. Wertberichtigungen vor allem bei südeuropäischen Geschäften und Kraftwerken werden zu einem "erheblichen Konzernfehlbetrag im Geschäftsjahr 2014 führen", hieß es weiter. In den ersten drei Quartalen waren Abschreibungen in Höhe von rund 700 Millionen Euro aufgelaufen, im Schlussquartal sollen weitere 4,5 Milliarden Euro hinzukommen.
E.ON schiebt einen Schuldenberg von 31 Milliarden Euro vor sich her. Daran ändert auch der Verkauf des gesamten Geschäfts in Spanien und Portugal an den australischen Investor Macquarie zu einem Unternehmenswert von 2,5 Milliarden Euro nur wenig. Daneben prüft E.ON den Verkauf des Geschäfts in Italien. Zudem soll das Gasfördergeschäft in der Nordsee ebenfalls noch vor der Neuaufstellung überprüft werden. Ein Variante ist dabei ein Verkauf, der frisches Geld brächte.
Statt wie bisher davon 50 bis 60 Prozent an die Aktionäre auszuschütten, soll für die Geschäftsjahre 2014 und 2015 eine feste Dividende von 50 Cent je Anteilschein an die Aktionäre fließen. Im letzten Jahr hatten die Anteilseigner 60 Cent je Papier erhalten./rs/enl/tb/ir/he/DP/stb
DÜSSELDORF (dpa-AFX)Weitere News
Bildquellen: E.ON
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14.05.2025 | EON SE Buy | Deutsche Bank AG | |
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